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19.06.1997 00:00

Kyrills Verteidigung des Christentums

Dorothea Carr Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Erste kritische Edition des Werkes "Contra Iulianum" mit internationaler Beteiligung

    Koordination durch Bonner Lehrstuhl fuer Kirchengeschichte

    Unter Federfuehrung des Lehrstuhls fuer Kirchengeschichte (Leitung Prof. Dr. Wolfram Kinzig) im Evangelisch-Theologischen Seminar der Universitaet Bonn wird zur Zeit die erste vollstaendige kritische Edition des monumentalen Werkes "Contra Iulianum" von Kyrill von Alexandrien vorbereitet. Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts sind sieben Theologen, Historiker und Philologen aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz daran beteiligt. Wissenschaftlich betreut wird das Unternehmen von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft gibt finanzielle Unterstuetzung.

    Kyrill zaehlt zu den bedeutendsten, aber auch umstrittensten Theologen der Kirchengeschichte. Bekannt ist er vor allem durch seine Beteiligung an den christologischen Streitigkeiten des 5. Jhs. Seine Lehre wurde auf dem 3. oekumenischen Konzil von Ephesus 431 fuer verbindlich erklaert. Von 412 bis 444 n.Chr. war Kyrill Erzbischof von Alexandrien, dem wichtigsten Bischofssitz neben Rom und Konstantinopel. Es war eine Zeit des Umbruchs: Nach der Beguenstigung durch Konstantin d.Gr. hatte sich das Christentum im Roemischen Reich immer mehr etabliert, Theodosius I. hatte es 380 zur Staatsreligion gemacht. Dennoch ist der verbreitete Eindruck falsch, als sei das Heidentum in kurzer Zeit geistig und gesellschaftlich voellig verdraengt worden. Insbesondere weite Kreise der Aristokratie und der Gebildeten blieben noch lange Heiden. Gerade in Alexandrien lehrten pagane Philosophen. Zu ihren intellektuellen Waffen zaehlte die antichristliche Schrift Gegen die Galilaeer, die der Kaiser Julia n ( der Abtruennige") verfasst hatte. Julian hatte waehrend seiner kurzen Regierungszeit (361-363) vergeblich eine Renaissance der traditionellen Kulte versucht.

    Auch wenn Julians Unternehmen Episode blieb, so sahen sich die Christen mit seiner scharfsinnigen Schrift vor eine erhebliche geistige Herausforderung gestellt, die noch lange nach Julians Tod nachwirkte. Kyrill nahm sie mit seinem griechisch verfassten Werk Gegen Julian, einer grossangelegten Verteidigung des Christentums an. Die Kontroverse zeigt bei aller Polemik die hohe Bildung beider Autoren.

    Abgesehen von ihrer (kirchen-) historischen und geistesgeschichtlichen Bedeutung ist die Schrift Kyrills aber auch deshalb so wichtig, weil die zahlreichen Zitate aus verlorenen antiken Werken ihn zu einem uebermittler antiker Literatur machen. Selbst das von ihm widerlegte Pamphlet Julians laesst sich fast nur aus den Fragmenten bei Kyrill rekonstruieren.

    Dennoch hat Contra Iulianum in der Forschung bisher nicht die gebuehrende Beachtung gefunden, weil es kaum erschlossen ist. Abgesehen von einer modernen Teilausgabe der ersten beiden Buecher liegt der griechische Text vollstaendig nur in zwei unkritischen Ausgaben des 17. Jh. vor. Die Arbeit an dem Text wird dadurch erschwert, dass nur die ersten zehn Buecher komplett erhalten sind, waehrend der Rest des Werkes (moeglicherweise weitere 20 Buecher!) muehsam aus griechischen und syrischen Bruchstuecken rekonstruiert werden muss.

    Das neue Projekt wird den Text in einer modernen, wissenschaftlichen Anspruechen genuegenden Ausgabe erschliessen. So ist es gelungen, ueber die bereits bisher bekannten griechischen Handschriften hinaus weitere zu ermitteln, wodurch die Grundlage fuer die Erstellung des griechischen Textes erheblich verbreitert werden konnte. Darueber hinaus moechte das Forscherteam auch durch die erstmalige vollstaendige uebersetzung in eine moderne Sprache sowie eine gruendliche Kommentierung den Zugang zu diesem bedeutenden Werk der spaetantiken Apologetik erleichtern.

    Ansprechpartner am Lehrstuhl fuer Kirchengeschichte: Wissenschaftlicher Mitarbeiter Michael Chronz,Tel. 0228/73 7676


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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