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07.03.2000 10:27

Wahlen in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Myriam Hönig Pressestelle
Bayerische Akademie der Wissenschaften

    Das Plenum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat insgesamt vier ordentliche Mitglieder und sieben korrespondierende Mitglieder neu gewählt. Gemäß ihrer Satzung darf die Gelehrtengesellschaft dabei nur auf Wissenschaftler zurückgreifen, "deren Leistung sich nicht in der Übermittlung oder Anwendung bereits vorhandener Erkenntnisse erschöpft, sondern eine wesentliche Erweiterung des Wissensbestandes darstellt". Dieser Verpflichtung, möglichst die jeweils Besten ihres Faches zuzuwählen, kam die Bayerische Akademie im Jahr 2000 mit der Wahl folgender Professoren nach:

    Manfred Weitlauff (Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit) ist neues ordentliches Mitglied der Philosophisch-historischen Klasse; Wolfgang Baumeister (Biochemie), Gottfried Sachs (Flugmechanik und Flugregelung) sowie Christoph Zenger (Informatik) sind neue ordentliche Mitglieder der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse.
    Franz Bydlinski (Zivilrecht) und Otto Kresten (Byzantinistik) sind neue korrespondierende Mitglieder der Philosophisch-historischen Klasse; Richard R. Ernst (Physikalische Chemie), Michael Kuhn (Meteorologie und Geophysik), Willem J. M. Levelt (Experimentelle Psychologie), Ivan Netuka (Mathematik) sowie Pekka Pyykkö (Chemie) sind neue korrespondierende Mitglieder der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse.
    Während die ordentlichen Mitglieder in Bayern ansässig sein müssen (- ansonsten könnten sie nur schwer ihrer Präsenzpflicht bei den Sitzungen nachkommen -), setzen sich die korrespondierenden Mitglieder aus Forschern aus aller Welt zusammen. Die wissenschaftliche Exzellenz der 1759 ge-gründeten Bayerischen Akademie der Wissenschaften hängt maßgeblich von der Zusammensetzung ihrer Mitglieder ab. Deren Zahl ist streng limitiert: So dürfen die beiden Klassen maximal nur je 45 ordentliche und je 80 korrespondierende Mitglieder aufweisen. Diese Mitglieder pflegen nicht nur einen fächerübergreifenden wissenschaftlichen Gedankenaustausch, sondern sie leiten auch die Kommissionen der Akademie, in denen Forschungsprojekte bearbeitet werden. Die in der Münchner Residenz angesiedelte Bayerische Akademie der Wissenschaften, die somit klassische Gelehrtengesellschaft und außeruniversitäre Forschungs- und Serviceeinrichtung in einem ist, zählt derzeit 38 Kommissionen.
    Zwei dieser Kommissionen betreiben Institute: die Kommission für Tieftemperaturforschung das Walther-Meißner-Institut für Tieftemperaturforschung und die Kommission für Informatik das Leibniz-Rechenzentrum. Die anderen Kommissionen bearbeiten derzeit 83 Forschungsvorhaben.

    Zu den ordentlichen Mitgliedern:
    Prof. Dr. Manfred Weitlauff, geboren 1936, ist ordentlicher Professor der Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Arbeiten, deren Forschungsschwerpunkte im 17. und 18. Jahrhundert liegen, reichen weit in die Profangeschichte hinein. Besondere Beachtung fand seine 1985 erschienene Habilitationsschrift "Die Reichskirchenpolitik des Hauses Bayern unter Kurfürst Max Emanuel (1679-1726)". Spezifische Aufmerksamkeit wandte Manfred Weitlauff Situationen und Persönlichkeiten zu, die bei aller persönlichen Integrität und Glaubenstreue an den Rand der Amtskirche gerieten oder von ihr ausgeschlossen wurden, wie z.B. dem Priester und Schriftsteller Joseph Bernhart oder dem Münchner Stiftspropst, Professor und Akademiepräsidenten Ignaz von Döllinger.
    Prof. Dr. Wolfgang Baumeister, geboren 1946, ist apl. Professor der Biochemie an der Technischen Universität München und Direktor der Abt. Molekulare Strukturbiologie am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Er habilitierte sich bereits im Alter von 32 Jahren in Biophysik. Seine wissenschaftliche Arbeit richtete sich von Anfang an auf die Analyse von makromolekularen Strukturen mit Hilfe der Elektronenmikroskopie. Das Werk Wolfgang Baumeisters gilt als herausragender Beitrag zum gegenwärtigen Verständnis von komplexen Proteinstrukturen. Es ist nicht nur durch zahlreiche methodische Erfolge gekennzeichnet, sondern auch durch grundlegende Einsichten in die Mechanismen, nach denen die "molekulare Maschine" Proteine erkennt, entfaltet und in Peptide spaltet.
    Prof. Dr. Gottfried Sachs, geboren 1939, ist ordentlicher Professor der Flugmechanik und Flugregelung an der Technischen Universität München. Er arbeitet auf den Gebieten der luftatmenden, horizontal startenden Raumfahrt-Transportsysteme und der präzisen Führung von Flugzeugen in Bodennähe. Für Forschungsarbeiten zum erstgenannten Gebiet initiierte und gründete Gottfried Sachs vor zehn Jahren den DFG-Sonderforschungsbereich "Transatmosphärische Flugsysteme"; weit über die Fachwelt hinaus bekannt wurde er aber durch seine Arbeiten auf dem zweitgenannten Gebiet, d.h. durch die Entwicklung automatischer Flugleitsysteme für Passagierflugzeuge, Klein- und Sportflugzeuge. Dieses automatische Flugleitsystem dürfte zukünftig ein sicheres Manövrieren des Flugzeugs auch bei extrem schlechten Wetterbedingungen ermöglichen.
    Prof. Dr. Christoph Zenger, geboren 1940, ist ordentlicher Professor der Informatik an der Technischen Universität München. Er habilitierte sich mit 35 Jahren für das Fachgebiet Mathematik und arbeitet auch heute auf einem Grenzgebiet zwischen Mathematik und Informatik. So widmet sich Christoph Zenger der Erforschung partieller Differentialgleichungen und verfaßte insbesondere bahnbrechende Arbeiten zur Effizienzsteigerung von "Multilevel-Verfahren", die letztlich auf die Lösung von linearen Gleichungssystemen mit einer erheblich reduzierten Anzahl von Unbekannten führen, ohne an Genauigkeit zu verlieren.

    Zu den korrespondierenden Mitgliedern:
    Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Franz Bydlinski, geboren 1931, ist ordentlicher Professor für Zivilrecht an der Universität Wien. Er gilt als der bedeutendste lebende Privatrechtler und Privatrechtstheoretiker Österreichs und hat über Jahrzehnte hinweg grundlegende Beiträge auch zum deutschen Privatrecht geleistet. Sein internationaler Rang und Einfluß beruht v.a. auf seinen drei Monographien über Juristische Methodenlehre und Rechtsbegriff, Fundamentale Rechtsgrundsätze sowie über das System und die Prinzipien des Privatrechts.
    Prof. Dr. Otto Kresten, geboren 1943, ist außerordentlicher Professor der Byzantinistik an der Universität Wien und war bis vor kurzem langjähriger Direktor des Österreichischen Historischen Instituts in Rom. Er gehört heute zu den führenden Vertretern seines Faches, das er breitgefächert vertritt - auch in den Beziehungen der östlichen Welt zum Westen. Die Erforschung des byzantinischen Urkundenwesens nimmt einen besonderen Schwerpunkt in seinem AEuvre ein.
    Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Richard R. Ernst, geboren 1933, ist emeritierter ordentlicher Professor der Physikalischen Chemie an der ETH Zürich. Er ist Pionier der Fourier-Transform-NMR-Spektroskopie, der multidimensionalen NMR-Spektroskopie und der Fourier-Technik in der Kernspintomographie, einer heute in der Medizin nicht mehr wegzudenkenden Technik. Die NMR-Spektroskopie ist neben der Röntgenstrukturanalyse die wichtigste Methode zur Strukturaufklärung in der Chemie und Biochemie. Auch ist sie die einzige Methode zur detaillierten Aufklärung der Struktur und Dynamik von (Bio-)Molekülen in Lösung. Für seine bahnbrechenden Arbeiten wurde Richard R. Ernst 1991 mit dem Nobel-Preis in Chemie ausgezeichnet.
    Prof. Dr. Michael Kuhn, geboren 1943, ist ordentlicher Professor der Meteorologie und Geophysik an der Universität Innsbruck. Sein wissenschaftliches Wirken wird weitgehend von der Glazialmeteorologie dominiert, wobei Klimatologie und Hydrologie allgemein sowie die klimatischen Wirkungen von Schnee und Eis einschließlich physikalischer und chemischer Prozesse in der Schneedecke die Thematik seiner Arbeiten mitbestimmen. Michael Kuhn hat mit der analytischen Behandlung der atmosphärischen Energiebilanz an der Gletscheroberfläche und deren Auswirkung auf die Massenänderung eines Gletschers grundlegende Voraussetzungen für die quantitative Beschreibung der Gletscher-Klima-Relation geschaffen. Erst auf der Basis einer solchen Darstellung wurde es möglich, eine klimatische Klassifizierung der Gletscher vorzunehmen. Darüber hinaus erschließt diese Vorgehensweise eine breite Anwendung, z.B. zur näherungsweisen Bestimmung des Gletscherverhaltens für anzunehmende künftige Klimaszenarien.
    Prof. Dr. Willem J. M. Levelt, geboren 1938, ist ordentlicher Professor der Experimentellen Psychologie und Direktor am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen/Niederlande. Er war der Gründungsdirektor dieses Instituts, dem es in erster Linie zu verdanken ist, daß die naturwissenschaftlich-neurologisch orientierte psycholinguistische Erforschung der Sprachontogenese, des Sprechens und des Sprachverständnisses weltweite Akzeptanz fand und heute einen Schwerpunkt in der Hirnforschung bildet. Von dieser Forschung profitiert beispielsweise die Sprachtherapie bei sprachbehinderten Kindern und Erwachsenen. Eine große Rolle in der Arbeit Willem Levelts spielen die experimentelle Wahrnehmungspsychologie, v.a. auf dem Gebiet des Hörens, die Psy-chophysik und die modernen hirnelektrischen und bildgebenden Verfahren.
    Prof. DrSc. Ivan Netuka, geboren 1944, ist außerordentlicher Professor der Mathematik an der Karls-Universität Prag/Tschechische Republik. Er wird als international renommierter Mathematiker auf dem Gebiet der Potentialtheorie geschätzt, deren Entwicklung er ganz wesentlich beeinflußte. Seine Arbeiten trugen dazu bei, daß Prag ein Zentrum der Potentialtheorie wurde.
    Prof. Dr. Pekka Pyykkö, geboren 1941, ist Professor der Chemie an der Universität Helsinki/Finnland. Er gilt als einer der herausragenden Vertreter der theoretisch-physikalischen Chemie in den skandinavischen Ländern und hat derzeit den besonderen Status eines Forschungsprofessors der Akademie von Finnland inne. Am bekanntesten sind seine Pionierarbeiten über relativistische Effekte in der Chemie der schweren Elemente. Viele der ungewöhnlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften der schweren Elemente, v.a. des Quecksilbers und Golds, sind erst auf der Basis dieser Betrachtungsweise einem tieferen Verständnis zugänglich geworden.


    Weitere Informationen:

    http://www.badw.de/presse.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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