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24.11.2006 12:30

Anstieg der Parodontitis und Konsequenzen

Markus Brakel Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.

    Die aktuellen Ergebnisse der im Jahre 2005 durchgeführten bevölkerungsrepräsentativen Deutschen Mundgesundheitsstudie IV (DMS IV), die im Auftrag von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung durchgeführt wurde, lassen folgende Eckdaten erkennen:

    - weitere Verbesserung der Zahngesundheit der Kinder
    - Zahngesundheit der Jugendlichen besser als vermutet
    - Karieslast (MT-Komponente) der Erwachsenen und Senioren erstmals deutlich gesunken
    - Kariessanierungsgrad und prothetisches Versorgungsniveau der Erwachsenen und Senioren auf hohem Stand
    - Zunahme von Wurzelkaries bei Erwachsenen und Senioren
    - Erwachsenen- und Seniorenpopulation mit höherem Zahnbestand (Ø 3-4 Zähne mehr) als zur DMS III
    - Anstieg der Parodontitis, vor allem schwerer Erkrankungen, im Erwachsenen- und Seniorenalter (Tab. 1, 2)

    Geht man bei diesen epidemiologischen Ergebnissen der DMS IV von ca. 30 % aller Erwachsenen mit fortgeschrittener Parodontitis aus, sind das bei ca. 50 Millionen ca. 15 Millionen Patienten, die die Zeichen einer fortgeschrittenen Parodontitis und damit dringende Behandlungsnotwendigkeit aufweisen.
    Diese Behandlungsnotwendigkeit erhält vor den aktuellen Erkenntnissen des Zusammenhangs von parodontaler und allgemeiner Gesundheit eine besondere, auch gesundheitspolitische und gesundheitsökonomische Bedeutung.

    Ausgangslage - Morbiditäts- Mortalitätsstatistiken der Industrieländer

    An erster Stelle der Morbiditäts- und Mortalitätsstatistiken der Industrieländer stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit atherosklerotischen Gefäßveränderungen und nachfolgenden thrombo-embolischen Komplikationen.
    Verschiedene epidemiologische Studien haben gezeigt, dass die Parodontitis einen unabhängigen Risikofaktor für Atherosklerose und ischämische Herz-Kreislauferkrankungen darstellt, deren Sterberate bei Parodontitis-Patienten höher als bei parodontal Gesunden liegt. Darüber hinaus erschwert die Parodontitis die Kontrolle/Einstellung des Diabetes mellitus und stellt ein Risiko für niedergewichtige Frühgeburten sowie für chronische respiratorische Erkrankungen in der Seniorenpopulation dar.
    Es besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen der Prävalenz der Erkrankung (PARODONTITIS) und dem Lehranteil der Fachs PARODONTOLOGIE im zahnmedizinischen Curriculum, was sich folgerichtig in einer Unterestimierung der Erkrankung und demzufolge auch der Parodontitistherapie in der zahnärztlichen Praxis widerspiegeln muss und widerspiegelt (Abb. 1)!
    Schlussfolgerungen
    Unter den aufgeführten Aspekten, kommt der Prävention, frühzeitigen Diagnostik und Therapie der Parodontitis sowie der Vermeidung von Spätfolgen mit hoher Erkrankungsprogression nicht nur aus zahnmedizinischer sondern auch aus medizinischer und gesundheitsökonomischer Sicht höchste Priorität zu.
    Folgende Notwendigkeiten bestehen:
    Politik / Hochschulpolitik
    - Sensibilisierung von Politik, Medien und der breiten Öffentlichkeit für die beschriebene Risikoproblematik und Steigerung des Bewusstseins eines jeden Patienten über die Bedeutung dieser Erkrankung,
    - Sensibilisierung der Politik, die Ausbildungsmöglichkeiten während des Zahnmedizinstudiums (Personalkapazität) und die Honorierung der Parodontitistherapie zu verbessern,
    - Sensibilisierung der Bundeszahnärztekammer, des Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, die DGP in ihren Bemühungen um die Stärkung des Fachs Parodontologie effizient zu unterstützen,
    - Sensibilisierung der Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, die Parodontologie als eigenständiges Fach mit entsprechend der epidemiologischen Daten umfangreichem Lehrdeputat in der neuen Approbationsordnung zu verankern.
    Forschung/Lehre
    - Verstärkung der Grundlagen- und klinischen Forschung auf dem Gebiet der Parodontologie,
    - Stärkere Anbindung an Medizin - Parodontologie als Bindeglied zwischen Medizin und Zahnmedizin (Parodontale Medizin),
    - Erhöhung des Stundenvolumens der Parodontologie in der Lehre,
    - Schaffung eigenständiger Polikliniken für Parodontologie an den Universitäten.
    Praxis
    - Umfänglicher Einsatz des PSI,
    - Frühdiagnostik und Frühtherapie mit effizienter Nachsorge koppeln,
    - Spezialisierungen.


    Weitere Informationen:

    http://www.dgparo.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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