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24.11.2006 08:42

Finanzmarkt-Kapitalismus

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Ringvorlesung mit Prof. Paul Windolf am Dienstag 28.11.2006

    Mit dem "Finanzmarkt-Kapitalismus" als ein Typus von Kapitalismus, in dem die Finanzmärkte einen wachsenden Einfluss auf die Realökonomie ausüben, beschäftigt sich die nächste Ringvorlesung von Prof. Dr. Paul Windolf am Dienstag, dem 28. November 2006. "Produktions- und Dienstleistungsunternehmen müssen sich den Forderungen der Investment- und Pensionsfonds anpassen, die die Unternehmen mit immer höheren Rendite-Erwartungen konfrontieren (shareholder value)", so der Finanzmarktforscher und Soziologe von der Universität Trier.

    Seit den 1970iger Jahren beobachte man - vor allem bei den großen US-Aktiengesellschaften - eine "Rekonzentration des Eigentums". Die "neuen" Eigentümer seien die Investment-/Pensions-/Hedge-Fonds, die bis zu 10% des Aktienkapitals an einem Unternehmen hielten. "Die Fonds bilden eine relativ kleine Gruppe von Eigentümern, und sie können einen direkten Einfluss auf das Management und die unternehmerischen Entscheidungen ausüben", so Windolf. "In den USA halten die 20 größten Fonds inzwischen 40% am Aktienkapital der 1000 größten Unternehmen. Auf einer Hauptversammlung haben sie damit fast immer eine Stimmenmehrheit. Die Fonds zwingen die Manager der großen Unternehmen, die Prinzipien des shareholder value zu beachten". Dazu gehörten eine möglichst hohe Dividendenausschüttung und/oder möglichst hohe Kurssteigerungen. Als Eigentümerin des DWS-Fonds sei die Deutsche Bank ein treibender Akteur im Konkurrenzkampf, so Windolf. "Als Aktiengesellschaft, die sich zu 69% im Besitz von Fondsgesellschaften befindet, ist die Deutsche Bank selbst "Opfer" dieser Konkurrenz. Sie wird gezwungen, die Eigenkapitalrendite auf 25% zu erhöhen - auch wenn dies mit der Entlassung von 6.500 Mitarbeitern bezahlt werden muss".

    An Transfermechanismen wie der "feindlichen Übernahme" oder den "Aktienoptionen" zeigt Windolf, wie sich die operative Logik der Finanzmärkte auf die Realwirtschaft überträgt. Windolf ist seit 1987 Professor für Soziologie mit Schwerpunkt Wirtschaftswissenschaften, zunächst in Heidelberg und seit 1992 an der Universität Trier. Fellowships und Gastprofessuren führten ihn u.a. an die London School of Economics, die Stanford University, die Harvard University sowie zuletzt als Fellow an das Wissenschaftskolleg Berlin, wo er sich mit der Thematik Unternehmensverflechtungen beschäftigte.

    Das Thema Geld im weiteren Sinne steht im Zentrum der gemeinsamen öffentlichen Ringvorlesung von Universität und Fachhochschule Erfurt im Wintersemester 2006/07. Wie stets bei dieser inzwischen zur Tradition gewordenen Veranstaltungsreihe wurden namhafte Praktiker und Wissenschaftler gewonnen, um unterschiedliche Facetten dieses unerschöpflichen Themas beleuchten zu können. Das Spektrum der Themen reicht von der Geschichte des Geldes, dem Verhältnis von Geld und Religion über den heutigen "Finanzmarkt-Kapitalismus" bis hin zu der Frage nach den Folgen der Einführung des Euro im europäischen Wirtschaftsraum und andere Fragen der Finanz- und Geldpolitik. Wie stets wendet sich die Reihe nicht nur an Studierende, sondern an ein breiteres städtisches Publikum, das die aufgelockerte akademische Rede nicht scheut.

    Die mit Unterstützung der Sparkassenfinanzgruppe, der Stadtverwaltung Erfurt und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.00 Uhr im Rathausfestsaal) in insgesamt 12 Veranstaltungen Vorträge ausgewiesener Experten. Den Abschlussvortrag hält der ehemalige Bundesbankpräsident Prof. Hans Tietmeyer.

    Nächster Termin in der Reihe:
    5.12.2006, 18.00 Uhr, Rathausfestsaal, "Geld, Kapital und Religion. Zur religiösen Natur des Kapitalismus"; Professor Dr. Christoph Deutschmann; Eberhard Karls-Universität Tübingen


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-erfurt.de/presse/veranstaltungen/ringvorlesung/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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