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08.03.2000 14:16

Passivrauchen macht Kinder krank

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Passivrauchen ist ungesund - es kann bei langfristiger Belastung ähnliche Auswirkungen haben wie aktives Rauchen. Gerade Kinder, deren Atemwege während ihres Wachstums Zigarettenrauch ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko für eine gesteigerte bronchiale Empfindlichkeit und vermehrte Atemwegssymptome, z. B. Husten. Diese Zusammenhänge konnte Dr. Heike Fischer in ihrer Dissertation "Passive Rauch-belastung und gesteigerte bronchiale Empfindlichkeit bei Schulkindern" an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der RUB (Leiter Prof. Dr. Christian Rieger) nachweisen: Gerade in der Schwangerschaft und während der ersten Lebensmonate ist die passive Rauchbelastung für Kinder besonders gefährlich.

    Bochum, 08.03.2000
    Nr. 59

    Passivrauchen macht Kinder krank
    Vermehrte Symptome und Empfindlichkeit der Atemwege
    RUB-Studie untersucht erstmals objektive Zusammenhänge

    Wer als Nichtraucher nach einem Abend in einer verräucherten Kneipe nach Hause geht, spürt es am eigenen Leib: Passivrauchen ist ungesund - es kann bei langfristiger Belastung ähnliche Auswirkungen haben wie aktives Rauchen. Gerade Kinder, deren Atemwege während ihres Wachstums Zigarettenrauch ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko für eine gesteigerte bronchiale Empfindlichkeit und vermehrte Atemwegssymptome, z. B. Husten. Diese Zusammenhänge konnte Dr. Heike Fischer in ihrer Dissertation "Passive Rauch-belastung und gesteigerte bronchiale Empfindlichkeit bei Schulkindern" an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der RUB (Leiter Prof. Dr. Christian Rieger) nachweisen: Gerade in der Schwangerschaft und während der ersten Lebensmonate ist die passive Rauchbelastung für Kinder besonders gefährlich.

    Kleine und große Mitmenschen werden "geräuchert"

    Die Gefahren des Rauchens sind schon seit dem "Anti-Smoke-Report" aus dem Jahr 1964 bekannt, und dennoch rauchen weltweit ca. eine Milliarde Menschen - und machen ihre Mitmenschen zu Mitrauchern. Wissenschaftler kümmern sich darum in letzter Zeit vermehrt um Folgen des Passivrauchens, die auf lange Sicht denen des Aktivrauchens ähneln: Das Lungenkrebsrisiko eines Passivrauchers ist 1,3fach bis doppelt so hoch wie das einer unbelasteten Person, es kommt häufiger zu Herzkreislauferkrankungen und Herzinfarkten. Passiv rauchende Kinder neigen unter anderem zu Irritationen der Schleimhäute, Halsentzündungen, Kopfschmerzen, Mittelohrentzündungen, und selbst ein Zusammenhang zum plötzlichen Kindstod ist wahrscheinlich. Bei Kindern mit Asthma bronchiale verschlechtert eine passive Rauchbelastung nachweislich den Krankheitsverlauf.

    Fragebogen und Teste für Bochumer Schulkinder

    Ob die passive Rauchbelastung bei lungengesunden Kindern ebenfalls eine erhöhte bronchiale Empfindlichkeit auslösen kann ist umstritten. Dr. Heike Fischer mach-te sich auf die Suche nach dem Beweis. Zwischen 1993 und 1994 untersuchte sie 178 Bochumer Schüler zwischen acht und elf Jahren. Zuerst gab es eine Menge Fragen zu beantworten: Zusammen mit einer Kollegin, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Allergien und einer passiven Rauchbelastung befasst, stellte die Ärztin aus verschiedenen Standardfragebögen einen Erhebungsbogen zusammen. Neben der aktuellen und früheren Rauchbelastung erfasste er auch Faktoren wie eigene oder familiäre Allergien, Lungengesundheit, chronische Krank-heiten, aktuelle Erkältung und Medikation, die Verkehrsbelastung im Wohngebiet und eine ehemalige Frühgeburtlichkeit der Probanden. Besonders interessierte sie die Belastung während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensmonaten der Kinder. Die aktuelle Rauchbelastung der Schüler konnte sie anhand eines Urintests, der die Konzentration von Kotinin, dem Hauptabbauprodukt des Nikotins im menschlichen Körper bestimmt, objektiv nachweisen. Um den Zustand der Atemwege zu überprüfen, setzte sie die Kinder zwischen zwei Lungenfunk-tionstests einer Kaltluftprovokation aus - ähnlich wie ein Dauerlauf im Winter kann dieser Reiz bei Personen mit empfindlichem Bron-chialsystem zu einer messbaren Verengung der Atemwege führen.

    Passivrauchenden Kindern geht schnell die Puste aus

    Eine pathologische Reaktion auf die Kaltluftprovokation kam bei Kindern, die sowohl während als auch nach der Schwangerschaft ständig durch beide Eltern, also maximal rauchbelastet waren, signifikant häufiger vor als bei anderen. Ein Zusammenhang besteht auch zwischen einer Verengung der kleinen Atemwege nach der Provokation und einer erhöhten Kotininkonzentration im Urin, d. h. der objektiv nachgewiesenen aktuellen Rauchbelastung des Kindes. Eine Belastung in den ersten Lebensmonaten, insbesondere wenn die Mutter rauchte, zog einen erhöhten Widerstand der zentralen und peripheren Atemwege nach dem Kaltluftreiz nach sich. Schließlich stellte die Wissenschaftlerin fest, dass Kinder mit einer aktuellen Rauchbelastung häufiger Atemwegssymptome wie etwa Husten in kalter Luft haben als andere.

    Frauen rauchen immer mehr

    Die kritischen Zeitpunkte für eine passive Rauchbelastung sind demnach vor allem die Schwangerschaft und die ersten Lebensmonate des Kindes. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang der zunehmende Trend zum Rauchen bei Frauen. Das Bemühen der Werbung gerade um Frauen und Jugendliche scheint Früchte zu tragen: Der höchste pro Kopf Verbrauch lag zum Untersuchungszeit-punkt in Deutschland bei Personen zwischen 25 und 40 Jahren. Hier rauchen 48 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen. Der Anteil rauchender Schwangerer hat ebenfalls zugenommen, in Großbritannien lag er bei 50 Prozent.

    Weitere Informationen

    Dr. Heike Fischer, Jung-Stilling-Str. 11, 57076 Siegen, Tel./Fax: 0271/4889068


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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