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24.11.2006 16:56

Krank machende Pilze verstehen und bekämpfen: Nachwuchspreis der Leibniz-Gemeinschaft für junge Wissenschaftlerin aus dem Hans-Knöll-Institut

Heiner Schaumann Pressestelle
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut (HKI)

    Jena, 24.11.06 - Der Leibniz-Nachwuchspreis 2006 geht an eine Biologin aus Jena. Andrea Walther untersuchte molekulare Mechanismen, die zunächst harmlose Hefepilze dazu bringen, beim Menschen schwere Infektionen auszulösen.

    Dr. Andrea Walther (27) aus Jena ist die Leibniz-Nachwuchspreisträgerin 2006. Die Biologin vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans Knöll-Institut - hat für ihre Doktorarbeit die mit 3000 Euro dotierte Auszeichnung gestern auf dem Festakt zur Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin erhalten. Andrea Walther untersuchte in ihrer Arbeit die molekularen Zusammenhänge, die einige Pilze dazu bringen, ihr Wachstum zu verändern, und dann beim Menschen Infektionen auslösen. Der Hefepilz Candida albicans z.B. kommt bei bis zu 75 Prozent aller Menschen auf den Schleimhäuten von Nase und Rachen, im Genitalbereich sowie im Verdauungstrakt vor. Er wächst entweder in zelliger Form, wie z.B. die Bäckerhefe, oder bildet lange Pilzfäden (Hyphen), die sich im menschlichen Körper über große Distanzen ausbreiten können. In der Regel ist die Besiedlung mit diesem Pilz ungefährlich, führt aber bei immungeschwächten Personen zu schweren Erkrankungen und Infektionen.

    Durch die vergleichende Betrachtung von Candida albicans und des Pilzes Ashbya gossypii untersuchte Andrea Walther die Funktion von Proteinen beim Wechsel zwischen den beiden Wachstumsarten. So fand sie heraus, dass durch das Abschalten eines speziellen Proteins das gefährliche fadenförmige Wachstum unterbrochen wird. Die Arbeit von Andrea Walther bildet somit die Grundlage für die Forschung nach Wirkstoffen, die das Umschalten vom hefeartigen ins fadenförmige Wachstum verhindern. Ein entsprechendes Testverfahren wurde von Andrea Walther und zwei Kollegen zum Patent angemeldet.

    Auch der stellvertretende Leiter des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie, Prof. Dr. Wolfgang Knorre, hebt in seinem Gutachten die immense Bedeutung der fadenförmigen Pilze hervor. Diese könnten nicht nur - wie Candida albicans - schwerwiegende und kaum zu behandelnde Erkrankungen hervorrufen, sondern spielen auch in anderen Arten eine wichtige Rolle, sowohl als Hausschwamm, der Gebäude zerstört, oder als Schimmelpilz, der Antibiotika produziert. Bemerkenswert ist auch der interdisziplinäre Ansatz der Arbeit, der das lebenswissenschaftliche Thema zur Molekularbiologie und Genetik von Pilzen mit physikalischen Techniken unter pharmakologischer Zielrichtung bearbeitet. So entwickelte Andrea Walther für ihre Experimente eine in vivo Fluoreszenz-Zeitraffer-Mikroskopie für Anwendungen in der Pilzforschung. Auf diesem Gebiet ist sie derzeit weltweit führend.

    Andrea Walther fertigte ihre Doktorarbeit mit dem vollen Titel "Molekulare Analysen des Aktinzytoskeletts des polaren Wachstums in Ashbya gossypii und Candida albicans" von 2002 bis 2005 in der gemeinsamen Nachwuchsgruppe "Pathogene Pilze" des Hans-Knöll-Instituts und der Friedrich-Schiller-Universität in Jena an. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in 13 referierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften und in zwei Fachbüchern veröffentlicht. Darüber hinaus stellte sie die Ergebnisse auf mehreren bedeutenden wissenschaftlichen Fachkonferenzen vor. Auch am Wissenschaftsstandort Jena fand die Leistung von Frau Walther bereits gebührende Anerkennung: So erhielt sie für Ihre mit dem höchsten Prädikat "summa cum laude" abgeschlossene Dissertation den Fakultätspreis der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät und den Wissenschaftspreis des Beutenberg-Campus Jena 2005. Andrea Walther arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Carlsberg Laboratorium in Kopenhagen.

    Der Leibniz-Nachwuchspreis würdigt seit 1997 jedes Jahr eine herausragende Doktorarbeit aus einem Leibniz-Institut der Leibniz-Gemeinschaft und ist mit 3000 Euro dotiert. Die Auswahl der Preisträger erfolgt in einem zweistufigen Verfahren. Die Endauswahl erfolgt durch eine unabhängige Jury mit Vertretern aus Wissenschaft und öffentlichem Leben.

    Ansprechpartner:
    Dr. Michael Ramm
    Wissenschaftliche Organisation
    Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e.V.
    - Hans-Knöll-Institut -
    Beutenbergstrasse 11a
    07745 Jena
    Tel.: 03641/ 65 66 42
    Fax: 03641/ 65 66 20
    michael.ramm@hki-jena.de, pr@hki-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.presse.hki-jena.de


    Bilder

    Andrea Walther vom Hans Knöll-Institut Jena, Leibniz-Nachwuchspreisträgerin 2006
    Andrea Walther vom Hans Knöll-Institut Jena, Leibniz-Nachwuchspreisträgerin 2006
    HKI
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

    Andrea Walther vom Hans Knöll-Institut Jena, Leibniz-Nachwuchspreisträgerin 2006


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