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28.11.2006 10:48

Energieautarke Gemeinde: Studierende erarbeiten Machbarkeitsstudie Regenerativer Kraft-Wärme-Verbund

Anette Schober-Knitz Referat für Hochschulkommunikation und Marketing
Hochschule Biberach

    Energie ist teuer - die Preise für Öl, Strom und in naher Zukunft vielleicht sogar Holz klettern in die Höhe. Von diesem Trend möchte sich die Gemeinde Gutenzell-Hürbel/Kreis Biberach schon lange frei strampeln. Längst gibt es die Vision des Nahwärmeprojekts, einer Anlage, die die Gemeinde und ihre Bewohner wärmt und mit Strom versorgt - mit selbst produziertem Strom und somit unabhängig von fremden Versorgern. Angedacht ist eine Biogas-Anlage, eventuell gekoppelt mit einer Holzfeuerung, Geothermie und Solarenergie. Ein regenerativer Kraft-Wärme-Verbund also für ein energieautarkes Gutenzell-Hürbel. Für dieses Projekt engagieren sich die Bürger - ein Verein treibt das Projekt nun voran; Vorsitzender ist Norbert Huchler, der Motor des Projekts und ein regelrechter Pionier auf dem Gebiet der Biogasanlagen in der Gemeinde.

    Einer der Vereinsmitglieder ist Matthias Dziadek, Ingenieur für Gebäudetechnik/Gebäudeklimatik und Absolvent des gleichnamigen Studienganges der Hochschule Biberach. Selbst vom Fach, ist ihm klar: Das Projekt ist kein leichtes Unterfangen, eine grundlegende Analyse muss erstellt werden, damit die Zielsetzung klar - und vor allem: realistisch - formuliert werden kann. Die Leute wollen wissen, "was kostet mich das Projekt und welche Vorteile hat es verglichen mit bestehenden Heizungsanlage?", beschreibt Dziadek. Diese Fragen mit Daumenwerten zu beantworten, könnte fatale Auswirkungen haben. Deshalb lege der Verein Wert auf eine plausible Kostenermittlung, professionell und transparent.

    Dziadek stellte einen Kontakt zum Studiengang Gebäudetechnik/Gebäudeklimatik her, in dem er vor einigen Jahren selbst studiert hat und von dem er sicher sagen kann: "Genau dieser Studiengang verfügt über die notwendige Kompetenz, bringt die geforderte Qualität." Die Professoren sind Spezialisten im Bereich der Energieeffizienz; für ihre Forschung steht ihnen das Institut für Gebäude und Energiesysteme zur Verfügung, ausgestattet mit komplexen Laboren und Versuchsanlagen. Für Dziadek ist auch die räumliche Nähe ein wichtiger Vorteil: "Das schafft Vertrauen", sagt er.

    Zwei der Professoren aus dem Biberach Studiengang Gebäudeklimatik haben das Nahwärmeprojekt Gutenzell-Hürbel in die Lehre integriert: Bei Dipl.-Phys. Andreas Gerber und Dr. Alexander Floß erarbeiten die Studierenden eine Machbarkeitsstudie "Regenerativer Kraft-Wärme-Verbund". Auftakt war eine Exkursion nach Gutenzell-Hürbel - nächstes Etappenziel wird eine Präsentation im Januar sein, in der erste Versorgungskonzepte vorgestellt und technisch bewertet werden.

    Für die Studierenden ist die Studie eine Herausforderung; der Verantwortung, die sie übernehmen, sind sie sich sehr wohl bewusst. Christian Dietrich: "Wir bearbeiten ein reales Projekt, und die Einwohner erwarten Ergebnisse." Die Machbarkeitsstudie habe eine neue Tragweite, die nicht nur das eigene Studium, sondern eine ganze Gemeinde betreffe, so der Student aus dem 7. Semester Gebäudetechnik/Gebäudeklimatik.

    Tatsächlich sind bereits über 100 Bürger von Gutenzell-Hürbel dem Verein beigetreten, auch die Gemeinde selbst ist Mitglied. Sie alle haben Geld in Vorleistung investiert und wollen möglichst bald Ergebnisse sehen. "Es ist wirklich so, dass die Bürger sehr gespannt sind", weiß Dziadek.

    Gerade diesen realen Charakter bewertet Prof. Andreas Gerber als Besonderheit: Am Ende soll möglichst eine Umsetzbarkeit erfolgen - ein tatsächlicher Erwartungsdruck wie im späteren Berufsleben. Gerber schätzt aber auch die Möglichkeiten der Kreativität für seine Studierenden. Schließlich fordere die Machbarkeitsstudie mehrere Konzepte, die technisch und wirtschaftlich bewertet werden; die Studierenden können mit ihren Strategien helfen, dass das ehrgeizige Projekt energieautarkes Gutenzell gelingt. Die besondere Schwierigkeiten sieht der Bauphysiker in der Komplexität: Viele Parameter beeinflussen das Ergebnis, schon allein die Energiepreise sind eine Variable, die schlecht kalkulierbar ist. Szenarien, die beide Extreme - steigende und fallende Preise - berücksichtigen, werden notwendig sein. Ein Aufwand, der seine Zeit braucht: Für Juli 2007 ist der Abschluss des Projekts geplant und eine Präsentation der Ergebnisse für die Öffentlichkeit.

    Student Christian Dietrich zeigt sich dennoch optimistisch: Es gebe ähnliche Projekte in Deutschland, von denen man lernen und deren Erfahrungen berücksichtigt werden können. Am Ende, so Dietrich, sollen mindestens zwei Konzepte zeigen, welchen Weg Gutenzell-Hürbel gehen kann, um das Nahwärme-Projekt zu realisieren.

    Die Empfehlungen der Machbarkeitsstudie sind noch offen; schon jetzt aber steht fest, dass das Vorhaben "Energieautarkes Gutenzell-Hürbel" einmalig ist in der Region. Schon allein deshalb wird es in der Fachwelt entsprechende Beachtung finden. Sollte es gelingen, erst recht.


    Weitere Informationen:

    http://www.hochschule-biberach.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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