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29.11.2006 11:53

Große Verantwortung für Politiker und Journalisten im Umgang mit Risiken - GSF - Forschungszentrum und Münchener Rück Stiftung luden zur Diskussion

Michael van den Heuvel Kommunikation
GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit

    Nicht die Risiken selbst, sondern der Umgang mit ihnen stand im Mittelpunkt des fünften und letzten Dialogforums aus der Reihe "Die Risiken der Münchner", zu dem das GSF - Forschungszentrum und die Münchener Rück Stiftung am Dienstag abend geladen hatten. Über 120 Vertreterinnen aus Behörden, Ärzte, Lehrer und andere interessierte Münchnerinnen und Münchner waren der Einladung gefolgt und diskutierten mit hochrangigen Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Medien.

    "Wissen ist eine wesentliche Grundlage dafür, dass wir die wahren Risiken für unsere Gesundheit richtig einschätzen können, so Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des GSF - Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit in seinem Grußwort. Daher sei es der GSF ein ganz besonderes Anliegen, dieses Wissen zu schaffen und es den Menschen auch zu vermitteln.

    "Der Mensch ist ein irrationales Wesen und der individuelle Umgang mit Risiken daher nicht immer unmittelbar nachvollziehbar", führte Moderator Patrick Illinger, Leiter der Wissenschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung, in die Podiumsdiskussion ein. So komme es, dass die Risiken, die uns am meisten ängstigen, nicht unbedingt die größten sind.

    Eine der größten Herausforderungen für die Akteure aus Politik und Medien ist es, wenn Risiken von Experten uneinheitlich bewertet werden, so die übereinstimmende Auffassung der Podiumsgäste des Abends. Ein weiterer wichtiger Faktor sei die Form der Kommunikation. Politiker wie Journalisten wussten über Fälle zu berichten, bei denen Wissenschaftler, aber auch Vertreter von Behörden offenbar nicht optimal kommuniziert hatten und als Folge dessen Themen in den Medien auf eine Art und Weise dargestellt wurden, die so gar nicht beabsichtigt war. "Gerade bei manchen Schlagzeilen wundern wir uns manchmal sehr, wenn sie mit unseren Aussagen rein gar nichts zu tun haben, stellte Joachim Lorenz, Leiter des Referats für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, fest.



    Medienecho kein Maßstab für Risiko
    "Kommunikation misslingt immer dann, wenn die Berichte in den Medien, die individuelle Risikoeinschätzung und die wissenschaftlichen Erkenntnisse auseinanderklaffen", wusste Staatssekretär Dr. Otmar Bernhard vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz aus eigener Erfahrung zu berichten. Daher müssten sich alle Beteiligten bemühen, möglichst realitätsnah und seriös zu handeln, appellierte der Staatssekretär.

    In der Praxis zeigt sich jedoch, dass Risiken in den Medien häufig stärker diskutiert werden, als es ihnen eigentlich von ihrer Relevanz her zusteht. "Von der Höhe der Medienresonanz kann nicht auf die Größe des Risikos geschlossen werden", fasste Prof. Dr. Hans Peter Peters, Risikoforscher am Forschungszentrum Jülich, zusammen. Ein weiterer Einflussfaktor auf die öffentliche Wahrnehmung von Risiken sind Kinder: "Immer, wenn Kinder von bestimmten Risiken betroffen sind, ist die Empörung in der Regel besonders groß", so Peters. Doch auch sonst verläuft der Kontakt mit den Medien für die Wissenschaft nicht unproblematisch, da oft widersprüchliche Meinungen nebeneinander bestehen. Peters forderte einen Wissenschaftsjournalismus, der erklärt und hinterfragt.

    Nicht zu vernachlässigen sind in der Risikodebatte der subjektive Einfluss der Medienschaffenden selbst sowie der Einfluss der Leser- und Zuhörerschaft. Beim Thema Feinstaub in München habe das drohende Fahrverbot für Oldtimer zeitweise größere Emotionen hervorgerufen als die eigentlichen Gesundheitsgefahren, erklärte Dr. Joachim Käppner, Leiter der Lokalredaktion der Süddeutschen Zeitung. "Unter diesen Voraussetzungen ist es entsprechend schwer, die wirklichen Risiken in den Vordergrund zu rücken." Auf der anderen Seite bestünde aber auch die Gefahr, dass im Konkurrenzkampf mit anderen Medien mögliche Gefährdungen mehr als nötig aufgebauscht würden.



    Was bleibt zu tun?
    Neben präziser Information bieten die Medien auch eine Arena für den öffentlichen Diskurs. Die Teilnehmer auf dem Podium waren sich einig, dass Politik, Medien und Wissenschaft in dieser Arena ihren Beitrag liefern müssen, um die Öffentlichkeit in der Risikodebatte auf den richtigen Weg zu führen. Für die Wissenschaft heißt das, mit den Medien in puncto Wortwahl und Inhalten verständlich zu kommunizieren. Politiker sind gut beraten, Risikosituationen nicht für parteipolitische Zwecke zu missbrauchen und Risiken seriös einzuschätzen. Die aus dem Publikum angeregte Idee eines "Rats der Wissenschaftsweisen", der Fakten präsentiert und es den Bürgern erleichtert, die Risiken einzuschätzen, könnte dabei helfen.

    Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Thomas Loster, Geschäftsführer der Münchener Rück Stiftung, den Teilnehmern für die engagierte Diskussion und dem Veranstaltungspartner GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, für die gute Zusammenarbeit. "Die Dialogforen werden auch 2007 fortgeführt", gab er einen Ausblick auf das kommende Jahr.


    Für weitere Informationen und Bildmaterial kontaktieren Sie bitte die GSF- Pressestelle:

    GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel: 089/3187-2460
    Fax 089/3187-3324
    E-Mail: oea@gsf.de

    Neuherberg, 29. November 2006


    Weitere Informationen:

    http://www.gsf.de/neu/Aktuelles/Presse/2006/risiken-muenchner-medien.php


    Bilder

    Das Podium: v.l. Prof. Dr. Hans Peter Peters, Forschungszentrum Jülich, Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik, Thomas Loster, Geschäftsführer der Münchener Rück Stiftung, Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlich-Technischer Geschäftsführer des GSF - Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, Moderator Patrick Illinger, Leiter der Wissenschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung, Staatssekretär Dr. Otmar Bernhard, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Joachim Lorenz, Landeshauptstadt München, Leiter des Referats für Gesundheit und Umwelt und Dr. Joachim Käppner, Süddeutsche Zeitung, Leiter der Lokalredaktion.
    Das Podium: v.l. Prof. Dr. Hans Peter Peters, Forschungszentrum Jülich, Programmgruppe Mensch, Umwel ...
    Foto: Ulla Baumgart.
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin
    regional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Das Podium: v.l. Prof. Dr. Hans Peter Peters, Forschungszentrum Jülich, Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik, Thomas Loster, Geschäftsführer der Münchener Rück Stiftung, Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlich-Technischer Geschäftsführer des GSF - Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, Moderator Patrick Illinger, Leiter der Wissenschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung, Staatssekretär Dr. Otmar Bernhard, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Joachim Lorenz, Landeshauptstadt München, Leiter des Referats für Gesundheit und Umwelt und Dr. Joachim Käppner, Süddeutsche Zeitung, Leiter der Lokalredaktion.


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