Zentralorgane des Undergrounds - Szeneblaetter von 1968-1980
Eine Ausstellung vom 8.10. bis 6.11.1997 in der Kleinen Humboldt-Galerie
Den ,Neckermann der Subkultur" hat man ihn genannt, besser bekannt als , Ulcus Molle", Versender in Sachen Untergrund- und Alternativpresse, denn niemand anders hatte Zeitschriften und Buecher aus der nicht etablierten Szene in diesem Umfang gesammelt, bereitgehalten, besprochen und katalogmaessig erfasst. Was den Umsatz anging, war das Bild immer mehr als schief. Aber Ulcus Molle liess mehr als hundert Blumen bluehen und hatte fuer jeden Freak etwas auf Lager: fuer Beat-Poeten und Cut-up Avantgardisten, fuer Acid Heads und kleine Hanfanbauer, fuer Anarchisten und Subrealisten, fuer Landkommunarden und Stadtindianer, fuer Mystiker und Spiritualisten, fuer Science-Fiction-Freunde und Comix-Freaks. So wurde das im November 1969 von Wintjes gegruendete ,Nonkonformistische literarische Informationszentrum" zur Drehscheibe der Szene und der Info-Dienst ,Ulcus Molle" zum Sprachrohr fuer die unterschiedlichsten literarischen, politischen und subkulturellen Gruppen. Biby Wintjes ist im September 1995 gestorben. Aus seinem Nachlass, der den Grundstock fuer das ,Archiv fuer Alternativkultur" am Institut fuer Europaeische Ethnologie der Humboldt-Universitaet bildet, werden der offentlichkeit erstmals mehr als 150 experimentelle, sendungsbewusste, spinnerte, radikale, avantgardistische, aber auch durchaus dilettantische Exemplare der Untergrundpresse zugaenglich gemacht, von der William S. Burroughs 1971 allen Ernstes behauptete, dass sie das einzig wirksame Gegenmittel gegen die wachsende Macht der etablierten Massenmedien bildet. Von ,Oracle" und ,Hotcha!" (stricly underground) bis ,Gasolin 23" und , U.F.O" (strictly beat), von ,Linkeck" und ,Fizz" (I am an anarchist) bis , Kompost", ,Vollmond" und ,Yamsknoll" (Wir vom Lande), von Postillen fuer , Pop, Politik und Pornographie" ueber Comic-Zeitschriften, Science Fiction Fanzines bis zu Punk Fanzines (und last not least, das legendaere ,Ulcus Molle" - Info selbst) wird der im wahrsten Sinne des Wortes bunte Blaetterwald der Szene in seiner chaotischen Vielfalt praesentiert. Die Ausstellung zeigt damit Spuren einer anderen Kulturgeschichte (der - alten - Bundesrepublik) aus dem Geiste des Protests, der manchmal durchaus geniale, manchmal bloss pubertaere Zuege annahm. Ein coup du monde wollte die Underground-Bewegung sein, eine Welt fuer sich ist sie geworden. Die Ausstellung ,Zentralorgane des Undergrounds-Szeneblaetter von 1968-1980" ist vom 8. Oktober bis zum 6. November 1997 in der Kleinen Humboldt-Galerie, im Hauptgebaeude, Rechenzentrum der Humboldt-Universitaet zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin, zu sehen. Die Eroeffnung findet am 7. Oktober um 19 Uhr statt. Die Laudatio haelt Prof. Dr. Rolf Lindner. Musikalisch begleitet wird die Vernissage von ,Bars"- Fifi de L'amour + O.J.
Wissenschaftliches- und literarisches Begleitprogramm zur Ausstellung:
Wissenschaftliche Vortragsreihe: 28. Oktober: Prof. Dr. Helmut Hartwig: ,Asthetik der Alternativkultur" 4. November: Prof. Dr. Walter Hollstein: ,Alternativbewegung - Bedeutung in der Vergangenheit; Bedeutung fuer die Gegenwart?" Ort: Institut fuer Europaeische Ethnologie, Schiffbauerdamm 19, 10117 Berlin, jeweils dienstags um 18.00 Uhr
Lesung: 29. Oktober: Juergen Ploog: ,Schreiben ist eine grundsaetzliche Demonstration", Katastrophenberichte eines semantischen Raumfahrers. Literaturprogramm-Wolkenbuegel im Theater unter dem Dach, Danziger Strasse 101, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg, Mittwoch, 20.00 Uhr
Begleitheft: Die ,Berliner Blaetter" - Ethnographische und Ethnologische Beitraege, Heft 15 Oktober 1997, Hrsg.: Gesellschaft fuer Ethnographie (GfE)/Institut fuer Europaeische Ethnologie der Humboldt-Universitaet koennen waehrend der Ausstellung erworben werden.
Ansprechpartner sind: Prof. Dr. Rolf Lindner, Institut fuer Europaeische Ethnologie, 10117 Berlin, Schiffbauerdamm 19, Tel.: 030 / 308 74/353, oder Dipl. Ethn. Sonja Jastram, Institut fuer Europaeische Ethnologie, Archiv fuer Alternativkultur, Institut fuer Europaeische Ethnologie, 10117 Berlin, Schiffbauerdamm 19, Tel.: 030 / 308 74/358
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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