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06.12.2006 19:06

Promotionspreis "Religion und Ethik"

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Am Mittwoch, dem 6. Dezember 2006, hat das Interdisziplinäre Forum Religion (IFR) der Universität Erfurt seinen Promotionspreis "Religion und Ethik" vergeben. Aus einer Fülle von Bewerbungen wählte eine Jury drei Preisträger aus. Die Jury bestand aus Professorinnen und Professoren verschiedener Fakultäten der Universität Erfurt, die im IFR an religionsbezogener Forschung beteiligt sind. Als ein gutes Zeichen der Konsolidierung der Arbeit des IFR wertete dessen Sprecherin, die Soziologin Prof. Dr. Theresa Wobbe, dass der Preis in diesem Jahr bereits zum dritten Mal vergeben werden konnte. Bewerbungen für den Preis seien aus verschiedenen deutschsprachigen Universitäten eingegangen; dies zeige, dass die Arbeit des IFR über Erfurt hinaus Resonanz finde. Mit der Preisvergabe wolle das Erfurter Forum anspruchsvolle Forschung zu Themen von Religion, Theologie und Ethik fördern. Es sei erfreulich, dass man Jahr für Jahr aus qualitätvollen Studien die Preisträger auswählen könne.

    In Gegenwart des Präsidenten der Universität, Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf, und Vertretern der Pax Bank, die den Preis in diesem Jahr mitgesponsert hat, zeichnete Wobbe eine Nachwuchswissenschaftlerin und zwei Nachwuchswissenschaftler aus. Dr. Veronika Huesmann (Universität Bielefeld) errang den 1. Platz, Dr. Stephan Wahle (Universität Bonn) kam auf den 2. Platz und Martin Kirschner (Universität Tübingen) erreichte den 3. Platz. Die Preise sind jeweils mit 1.000 EUR dotiert.

    Dr. Veronika Huesmann erhielt den ersten Preis für eine Dissertation über das Thema "Hauspriester-Väter und mütterliche Gehilfinnen. Untersuchungen zum Verhältnis von Religion und Geschlecht am Beispiel des protestantischen Milieus in Ostwestfalen 1845-1918". Die Promotion wurde durch die Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld 2006 angenommen. Die Jury würdigt die Arbeit als eine historische Studie mit interdisziplinärer Ausrichtung. Der Verfasserin ist es gelungen, durch eine Untersuchung kirchlicher Konventionen in der protestantischen Bevölkerung einer bestimmten ländlichen Region (das Minden-Ravensberger Land in Ostwestfalen) im 19. Jahrhundert wichtige Fragen zur öffentlichen Rolle der Religion zu beantworten. Dafür nutzt sie einen Quellenbestand, der gedrucktes Material (Zeitschriften, Gesangbücher u.a.) und handschriftliches Material aus öffentlichen oder privaten Archiven (Briefe, Lebenserinnerungen u.a.) umfasst. Die Arbeit weist nach, in wie hohem Maße Pfarrer als Autoritätsgestalten ein kirchlich geprägtes kulturelles Milieu bestimmt haben. Gleichzeitig wird eine verbreitete These über die "Feminisierung von Religion" widerlegt, indem gezeigt wird, wie stark auch männliche Selbstdeutungen in dem untersuchten Milieu religiös geprägt blieben. Andererseits zeigt die Untersuchung Handlungsräume für Frauen, die auch in einer konservativen Region nicht auf die Familie begrenzt bleiben.

    Dr. Stephan Wahle wird für seine durch die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Bonn angenommene liturgiewissenschaftliche Dissertation ausgezeichnet. Sie trägt den Titel "Gottes-Gedenken. Untersuchungen zum anamnetischen Gehalt christlicher und jüdischer Liturgie". Mit der Arbeit von Stephan Wahle wird eine theologische Studie gewürdigt, die ein Kernelement kirchlicher Identität, die Liturgie, in interdisziplinärer Offenheit für den christlich-jüdischen Dialog untersucht. Mit Hilfe des Leitbegriffes "Gedenken" aus der biblischen Tradition entwirft der Verfasser eine Deutung des Gottesdienstes, die die liturgische Feier als Raum für eine Begegnung mit der Gottesfrage auch unter den Bedingungen der modernen Welt erkennbar werden lässt. Im "Gedenken" verbinden sich die Zeitdimensionen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Arbeit erfüllt in ausgezeichneter Weise die Erwartung, dass die Frage von Religion und Ethik die Frage nach authentischen Orten der Begegnung mit gelebter Religion einschließt.

    Die Promotion von Dr. Martin Kirschner wurde durch die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen angenommen. Sie handelt über das Thema "Gotteszeugnis in der Spätmoderne. Theologische und sozialwissenschaftliche Reflexionen zur Sozialgestalt der katholischen Kirche". Mit dieser Dissertation wird eine interdisziplinäre sozialwissenschaftliche Studie eines Theologen ausgezeichnet. Der Verfasser diskutiert das Problem der Relevanz von Institutionen für eine Glaubensgemeinschaft. Es geht um die Frage nach den konkreten sozialen Gestalten, in denen religiöse Anliegen ein Element des öffentlichen Lebens sein können, ohne in der Form von Fundamentalismus bestimmte Gesellschaftsmodelle diktieren zu wollen. Der Autor bietet eine große Zahl differenzierter Überlegungen vor allem zu seinem konkreten Themenschwerpunkt der Sozialgestalt der katholischen Kirche.

    Das IFR ist eine zentrale Einrichtung der Universität Erfurt. Es hat sich die Forschung zu unterschiedlichen Themen von Religion zum Ziel gesetzt und bemüht sich vor allem um eine intensive Doktorandenbetreuung. Diesem Ziel dient u.a. das Promotionszentrum des IFR, das vor einem Jahr seine Tätigkeit aufgenommen hat. Mit den "Vorlesungen des Interdisziplinären Forums Religion der Universität Erfurt" gibt das IFR eine eigene Buchreihe heraus, die im Aschendorff-Verlag, Münster, erscheint. Regelmäßige Studientage mit renommierten auswärtigen Referentinnen und Referenten fördern die Zusammenarbeit im IFR über die einzelnen Fächer- und Fakultätsgrenzen hinaus. Ein Viertel der Erfurter Professorenschaft ist im IFR zusammengeschlossen. Ein Teil von ihnen ist am Forschungsprojekt "Mobilisierung von Religion in Europa" beteiligt, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird. Ein größerer Forschungsverbund zu Religionen in Nachbarschaftskonstellationen ist in Vorbereitung. Das IFR kooperiert mit thematisch ähnlichen Forschungseinrichtungen im In- und Ausland.


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-erfurt.de/forum_religion/


    Bilder

    v.l.n.r.: Martin Kirschner (Universität Tübingen, 3. Platz)  Dr. Veronika Huesmann (Universität Bielefeld, 1. Platz), Dr. Stephan Wahle (Universität Bonn, 2. Platz)
    v.l.n.r.: Martin Kirschner (Universität Tübingen, 3. Platz) Dr. Veronika Huesmann (Universität Biel ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

    v.l.n.r.: Martin Kirschner (Universität Tübingen, 3. Platz) Dr. Veronika Huesmann (Universität Bielefeld, 1. Platz), Dr. Stephan Wahle (Universität Bonn, 2. Platz)


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