Bochum, 07.12.2006
Nr. 416
Die Machbarkeit der Welt
Fachübergreifender Tagungsband erschienen
RUB-Genozidforschung: Idee der Machbarkeit fördert Gewalt
Wir leben in einer Zeit der Programme: Friedens- und Entwicklungsprogramme, Körper-, Forschungs- und Beschäftigungsprogramme. Ob globaler Kampf gegen Terror oder Stammzellenforschung, Einwanderungs- und Umweltpolitik, stets geht es ums Ganze: Um die Machbarkeit der ganzen Welt und des ganzen Menschen. Wie diese besondere Ermächtigung des Menschen entstand, Geschichte und Leben, Zukunft und Tod zu gestalten, beleuchtet der fachübergreifende Tagungsband "Die Machbarkeit der Welt", herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum (IDG).
Gewalt legitimieren, fördern und fordern
Der politische Plan, Gesellschaft zu gestalten und eine radikal veränderte Zukunft zu schaffen, legitimiert Gewalt, fördert und fordert sie sogar: Mit dieser These konfrontiert der Band die Leser. Eine grundsätzliche "Gestaltbarkeit" gesellschaftlicher Wirklichkeit scheint ein spezifisches Kennzeichen moderner Gesellschaften zu sein - ein Kennzeichen, das bisher kaum hinterfragt worden ist. Dabei ist es keineswegs neu. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts, kurz vor dem 1. Weltkrieg, gab es "eine ähnliche Zeit drängender Forderungen nach Gestaltung", so die Herausgeber Mihran Dabag und Kristin Platt (IDG). Zwölf Autorinnen und Autoren stellen sich daher in diesem Band die Frage, ob der Gedanke der "Machbarkeit" nicht sogar Ausgangspunkt der neuzeitlichen Wende ist.
Leitgedanken der Geschichte
Die Experten suchen in ihren Beiträgen nach Leitgedanken über das Machbare und das zu Machende, die in der Geschichte fortgeschrieben wurden, und setzen sich mit der Problematik der "Machbarkeit" in verschiedenen historischen Epochen auseinander. In den Beiträgen geht es um Ideen, Strategien und Programme der "Machbarkeit". Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach der Entstehung des Gedankens, dass das Schicksal der Welt nicht den Göttern allein überlassen werden kann. Die Untersuchungen zeigen immer wieder die enge Klammer zwischen der Entdeckung des menschlich Machbaren und dem Menschen als bestimmendem Subjekt der Geschichte.
Von Körperbildern und christlicher Ethik
Thematische Schwerpunkte des Bandes sind Körperbilder, Zeit und Geschichte, Nationalismus, Holocaust, Utopien, Globaler Frieden, Weltgesellschaft, Christliche Ethik, Krieg und Gesellschaft. Das Buch "Die Machbarkeit der Welt" ist interdisziplinär angelegt. Die Autoren kommen aus den Bereichen Geschichts-, Sozial-, Kultur-, Medien- und Literaturwissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft und Theologie von Hochschulen in Berlin, Bremen, München, Halle/Saale, Paderborn, Essen, Bochum, Freiburg und New York.
Titelaufnahme
Mihran Dabag, Kristin Platt (Hrsg.): Die Machbarkeit der Welt. Wie der Mensch sich selbst als Subjekt der Geschichte entdeckt. Wilhelm Fink Verlag, München 2006, 230 Seiten, 24,90 Euro, ISBN: 3-7705-3949-4.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Mihran Dabag, Direktor des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung, Ruhr-Universität Bochum, Tel: 0234/32-29702, E-Mail: idg@rub.de, Internet: http://www.rub.de/idg
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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