Vernissage im Phyletischen Museum der Universität Jena am 8. Dezember, 18 Uhr
Jena (07.12.06) Ökologie und Phylogenie gehören zu den bekanntesten Begriffen, die Ernst Haeckel eingeführt hat - und die heute weltweit benutzt werden. Aber Haeckel hat über 3.000 Begriffe geprägt, von denen die meisten selbst den Fachleuten unbekannt sind. Doch es gehört zur Wissenschaft, für neue Erkenntnisse auch eigene Begriffe zu kreieren. Neue Wörter schaffen neues Bewusstsein.
Dies gilt auch für die Kunst. Und so entwirft Micha Brendel Kunstworte für seine Kunstprodukte. Und diese schafft der 47-jährige Künstler aus organischen Materialien, die er zu neuen Kreationen verbindet - und damit neue Sinn- und Bewusstseinswelten schafft.
Die Kreationen Brendels sind vom 8. Dezember 2006 bis zum 18. Februar 2007 in einer Doppelausstellung in Jena zu sehen. Unter dem Titel "eine Schicht tiefer - Wunden und Wunder in Körpern" sind Brendels Exponate an einem Ort zu sehen, der passender kaum sein könnte: im Phyletischen Museum der Universität Jena (Vor dem Neutor 1). Hier, im der Evolution gewidmeten Museum, erscheinen die Plazenten, Knochen, Fischköpfe und weiteren organischen oder Organen gewidmeten Kunstwerke wie zu Hause. Doch sie fördern - und provozieren - einen neuen Blick auf Un-Bekanntes. Zur Vernissage am Freitag (8.12.) um 18 Uhr ist die Öffentlichkeit ebenso herzlich eingeladen wie zur Eröffnung des zweiten Ausstellungsteils im Stadtmuseum "Göhre" (Markt 7) um 20 Uhr.
"Brendel entführt uns in eine vollkommen fremde Welt", sagt Ausstellungsorganisator Prof. Dr. Martin S. Fischer. Dem Jenaer Evolutionsbiologen ist bewusst, dass der Künstler anders vorgeht als ein Wissenschaftler: Während die Wissenschaft entschlüsselt, sind die Kunstwerke Brendels meist sehr verschlüsselt. So zeigt Brendel unter dem Titel "Planeten und Plazenten" künstlerisch verfremdete Mutterkuchen. Der Mutterkuchen als Grundlage für die Entstehung eines Lebewesens wird von Brendel in seiner kosmischen Dimension begriffen und präsentiert. Die Plazenta wird zum eigenen Planeten, der Leben gebiert.
Eine Wal-Wirbelsäule umgeben von chirurgischen Instrumenten wird in Brendels Kunst und ihrer Sprache zu "Die Instrumente der Beherrschung". Daraus wird eine allegorische Betrachtung über Macht und Leben. Die Chirurgie zwischen Handwerk und Allmacht; das Leben in seiner Existenz zwischen Natur und künstlich-medizinischer Verlängerung. Die vielfältigen Exponate, für die das Phyletische Museum erstmals das gesamte Erdgeschoss freigeräumt hat, erregen immer wieder die Aufmerksamkeit und laden zu neuen Erkenntnisprozessen ein - wenn man sich darauf einlässt.
"Micha Brendels künstlerische Arbeiten im Phyletischen Museum auszustellen, wird manchen Besucher vielleicht irritieren oder sogar schockieren", ist sich Prof. Fischer bewusst. "Die unerwartete Begegnung mit grenzständiger Kunst an diesem Ort kann Unverständnis oder Unwillen hervorrufen. Das Ziel des Museums mit dieser Ausstellung ist es, dem Besucher einen erweiterten Blick auch auf zoologische Objekte zu ermöglichen und nicht, ihn zu provozieren", so Fischer.
Mit dieser Ausstellung steht das 1908 eröffnete Phyletische Museum wieder am Beginn seiner Geschichte. Denn für den Gründer Ernst Haeckel war das Haus immer schon mehr als ein Ort der wissenschaftlichen Aufklärung. Es diente auch der Selbstdarstellung bis hin zur darwinistischen Propaganda. "Von Anbeginn sollte das Phyletische Museum auch die Begegnung von Kunst und Natur herbeiführen", sagt Museumsdirektor Fischer - und lädt alle Interessierten zu einer solchen spektakulären Begegnung in die neue Ausstellung "des außergewöhnlichen Künstlers Micha Brendel" ein.
Das Phyletische Museum der Universität Jena (Tel.: 03641 / 949180) ist täglich von 9-16 Uhr geöffnet. Geschlossen ist es am 24., 25., 31. Dezember und 1. Januar. Am 13. und 27. Dezember sowie am 3., 17. und 31. Januar jeweils um 18 Uhr finden Führungen durch die Ausstellung statt. Das Museum ist an diesen Tagen bis 19:00 Uhr geöffnet.
Zur Ausstellung ist der Katalog "Micha Brendel: "eine Schicht tiefer - Wunden und Wunder in Körpern" erschienen. Er kann zum Preis von 14,50 Euro im Phyletischen Museum erworben werden.
Kontakt:
Prof. Dr. Martin S. Fischer
Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erbertstr. 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949140
E-Mail: martin.fischer[at]uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Kunst / Design, Medizin, Musik / Theater
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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