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14.05.1998 00:00

Erstaufführung der 1. Sinfonie von Louise Farrenc (1804-1875)

Gerhard Harms Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    CARL VON OSSIETZKY-UNIVERSITAET OLDENBURG PRESSEMITTEILUNG 140/98

    Louise Farrenc (1804 -1875) - vergessen und wiederentdeckt

    Erstauffuehrung der 1. Sinfonie der Komponistin mit der Radio-Philharmonie des NDR

    Oldenburg. Mit besonderer Spannung wird die Erstauffuehrung der 1. Sinfonie der franzoesischen Romantikerin Louise Farrenc (1804 - 1875) erwartet, die am 11. Juni, 20.00 Uhr, im Rahmen des Sinfoniekonzerts im neuen Hoersaalzentrum der Universitaet Oldenburg von der Radio-Philharmonie Hannover des NDR unter Johannes Goritzki stattfindet. Mit dem Konzert, in dem auch das 1. Hornkonzert von Richard Strauss und die "Italienische" von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu hoeren sind, will die Universitaet das Hoersaalzentrum auch als Kulturraum praesentieren.

    Waehrend ihre Kammermusik vielen Kennern schon als "Geheimtip" bekannt ist, lag die 1. Sinfonie von Louise Farrenc ueber 150 Jahre lang unbeachtet als Manuskript in der Pariser Nationalbibliothek. Ihre Wiederentdeckung und editorische Bearbeitung ist Teil eines Forschungsprojekts, das seit 1996 mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Fachbereich 2 der Universitaet Oldenburg betrieben wird. Unter der Leitung von Prof. Dr. Freia Hoffmann arbeiten Musikwissenschaftlerinnen an der Vorbereitung einer Kritischen Werkausgabe der Komponistin, die ausser der 1. Sinfonie noch weitere bisher unbekannte Werke enthalten und insgesamt 13 Baende umfassen wird.

    Dass das Werk dieser bemerkenswerten Komponistin fuer so lange Zeit in Vergessenheit geriet, hat verschiedene Gruende. Wie andere komponierende Frauen wurde auch sie mehr als Ausnahmeerscheinung wahrgenommen, als dass man ihre musikalischen Leistungen angemessen beachtet und gefoerdert haette. Bei Louise Farrenc lag ein weiteres Hindernis fuer Auffuehrungen und weitere Verbreitung ihrer Werke darin, dass sie eine stilistische Richtung vertrat, die im opern- und salonorientierten Paris der ersten Haelfte des 19. Jahrhunderts wenig Beachtung fand. Von Anton Reicha ausgebildet und an den Werken Haydns und Beethovens geschult, gehoerte sie zu einem kleinen Kreis von Musikkennern, die die Musik der Wiener Klassik in der franzoesischen Hauptstadt bekanntmachten und deren Stiltradition in eigenen Kompositionen weiterentwickelten. Besonders von den Kollegen und vom Orchester des Pariser Konservatoriums (wo Louise Farrenc 30 Jahre lang als Professorin fuer Klavier wirkte) wurden ihre Werke vielfach aufgefuehrt, geschaetzt wurde sie auch von deutschen Musikern wie Johann Nepomuk Hummel, Robert Schumann und Joseph Joachim.

    Als die Deutsche Forschungsgemeinschaft 1995 die Finanzierung der Werk-Edition Louise Farrenc bewilligte (das Foerdervolumen umfasst insgesamt rund eine Million Mark), war dies auch ein wichtiger Erfolg fuer die musikwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung ueberhaupt: Denn obwohl sich in der musikinteressierten OEffentlichkeit inzwischen herumgesprochen hat, dass es einige exzellente Komponistinnen gegeben hat, sind deren Werke nur zu einem kleinen Teil erschlossen. Selbst bei Clara Schumann und Fanny Mendelssohn steht die durch Hundertmarkschein und Gedenkjahr neugewonnene Popularitaet in krassem Gegensatz zur Zugaenglichkeit der Werke. Im Notenhandel oder auf CD erhaeltlich sind nur wenige ihrer Kompositionen, vorzugsweise fuer Klavier, Gesang und kleine Kammermusikensembles - also eine Werkauswahl, die leider das Vorurteil vom musikalischen Wirken fuer Familie und Hausmusik zu bestaetigen scheint. Um so erfreulicher ist es, dass Hoffmann mit ihren Mitarbeiterinnen Katharina Herwig, Christin Heitmann und Dorothea Schenck nicht nur Klavierwerke, Sonaten fuer Violine bzw. Violoncello und Klaviertrios fuer den Druck vorbereitet, sondern auch gross besetzte Kammermusikwerke wie Quintette, ein Sextett fuer Blaeser und Klavier sowie ein Nonett fuer Blaeser und Streicher.

    Die aufwendigsten Baende betreffen Louise Farrencs Orchesterwerke, drei Sinfonien und zwei Ouvertueren. Obwohl zeitgenoessische Auffuehrungen belegt sind und in der Fachpresse grosse Anerkennung fanden, sind die Orchesterkompositionen nur in Form autographer Partituren ueberliefert. Partitur und Stimmen der 1. Sinfonie, die nun kurz vor ihrer Wiederauffuehrung steht, sind jetzt von der Farrenc-Forschungsstelle fuer den Druck vorbereitet worden. Voraussichtlich erscheint rechtzeitig zum 11. Juni 1998 bei der Firma cpo eine CD mit der Einspielung der 1. und 3. Sinfonie. Der Musikverlag Florian Noetzel (Wilhelmshaven), der die Edition betreut, rechnet mit der Publikation der 1. Sinfonie noch in diesem Jahr, so dass das Werk dann auch von anderen Orchestern ins Repertoire genommen werden kann.

    Kontakt: Prof. Dr. Freia Hoffmann, Farrenc-Forschungsstelle, Tel.: 0441/798-2080.

    Konzertorganisation: Pressestelle der Universitaet, Tel.: 0441/9706-537.

    Karten fuer Konzertkritiker(innen) bitte in der Pressestelle anfordern.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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