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15.12.2006 10:18

Empa-MS-Kühlhosen-Projekt erhält von Serono Golf Charity CHF 25'000.-

Martina Peter Kommunikation
Empa. Materialforschung und Technologie

    Die Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS) gilt als unheilbar und führt bei vielen Betroffenen zu Lähmungen. MaterialwissenschaftlerInnen der Empa entwickelten kürzlich eine ultra-dünne Kühlhose, welche schmerzlindernd wirkt und MS-PatientInnen mehr Mobilität erlaubt. Das Patent für die Kühlhose übertrug die Empa kürzlich einem innovativen Schweizer KMU - Unico swiss tex GmbH. Für die Weiterentwicklung der Kühlbekleidung konnte der Projektleiter Dr. Markus Rothmaier am 14. Dezember 2006 aus dem Serono Charity Grant 2006 einen Scheck über Fr. 25'000.-- in Empfang nehmen.

    Per Zufall stiess eine an MS erkrankte Ärztin auf den wohltuenden Effekt der Kühlung, als sie von einem Platzregen überrascht wurde. Verblüfft stellte sie fest, wie die nasskalte Kleidung ihr half, länger gehen zu können, ohne zu ermüden. Der Grund: Die beim Trocknen der Kleider entstehende Verdunstungskälte kühlt den Körper; dadurch leiten die Nervenzellen Impulse vom Hirn wieder schneller weiter. Die Gliederschmerzen liessen nach, Arme und Beine wurden wieder beweglicher.

    Hightech-Textilien mit Kühleffekt

    Könnte dieser Effekt nicht auch ohne Regenguss erzeugt werden? Liesse sich mit High-Tech-Textilien der Verdunstungseffekt nachahmen? Kühlsysteme, die am Körper getragen werden, befinden sich bereits in Raumfahrt- und Militäranzügen. Doch diese Modelle erweisen sich meist als wenig alltagstauglich: Sie sind viel zu sperrig. MS-PatientInnen können sich mit ihnen nicht in der Öffentlichkeit bewegen.
    Um eine tragbare Lösung zu entwickeln, griffen WissenschaftlerInnen um Markus Weder von der Empa-Abteilung "Schutz und Physiologie" auf Membranen zurück, die in der Bekleidungsindustrie weit verbreitet sind: wasserdichte, aber zugleich atmungsaktive Verbundschichten. Anstatt einer Lage wählten die ForscherInnen nun zwei lediglich fünf bis zehn Mikrometer dicke Polyesterlaminate, die sie zu einer Hose zusammennähten. Die beiden Schichten bilden so einen Hohlraum - eine Art Container -, der mit 10 Milliliter Wasser befüllt wird. Während das Wasser auf der Aussenseite der Hose verdunstet, stellt sich innen ein angenehmer Kühleffekt ein. Bis zu 40 Minuten lang lässt sich die Hautoberfläche dadurch um bis zu 4 Grad Celsius abkühlen.
    "Unsere Kühlhose macht nicht gesund", sagt Markus Rothmaier, nunmehr der Leiter des Projekts, das von der "Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft" finanziell unterstützt wurde. "Mit unserer Entwicklung wollen wir den PatientInnen ganz einfach ein Stück Lebensfreude zurückgeben. Die Hose ersetzt allerdings kein Medikament und keine Behandlung, sie dient lediglich als Unterstützung; beispielsweise in einer Physiotherapie."

    Von der Entwicklung in die Produktion

    Die Idee mit der Kühlhose hat auch ein innovatives Schweizer KMU überzeugt. Unico swiss tex GmbH aus Alpnachstad (OW) hat von der Empa vor kurzem das Recht erworben, Kühlbekleidung - so genannte Cool Pads - (nicht nur) für MS-PatientInnen anzufertigen. Sie wird 2007 in den Verkauf kommen. Eben hat unter der Leitung der Empa eine gemeinsame Studie an der Rehabilitationsklinik Valens begonnen. Sie soll die Alltagstauglichkeit und den Effekt der Kühlhose für PatientInnen untersuchen.
    "Zusammen mit Markus Hess von der Unico swiss tex GmbH arbeiten wir laufend daran, das System weiter zu verbessern", sagt Rothmaier. Dazu gehört die Suche nach Materialien, die sich besser dehnen und konfektionieren lassen. Zudem ist geplant, auch für andere Körperpartien Kühlbekleidung zu entwerfen. Denn je grösser die bedeckte Körperoberfläche und je näher am Kopf, umso effektiver auch die Verdunstungskühlung. Ob neben den Extremitäten auch Körperstellen am Rumpf einen Wohlfühleffekt und somit eine Linderung der MS-Symptome erfahren, muss zuerst noch in aufwendigen Versuchen abgeklärt werden. Bereits in wenigen Monaten will Rothmaiers Team Entwürfe für entsprechende Kühlelemente präsentieren.

    Ausgezeichnet mit dem Serono Charity Grant 2006

    Das einfache, aber wirkungsvolle Empa-Konzept wurde Anfang September mit dem Serono Charity Grant 2006 ausgezeichnet. Das in Genf ansässige Biotech-Unternehmen Serono ist Pionier im Kampf gegen Multiple Sklerose und bietet ein etabliertes Produkt zur Therapie der in Schüben auftretenden MS an. Mit der bereits zum dritten Mal in Folge durchgeführten Serono Golf Charity wurde in Ascona ein Erlös von 150'000 Schweizer Franken erzielt. Davon fliessen dem Kühlbekleidungs-Projekt nun stattliche 25'000 Franken zu.

    Redaktion
    Martina Peter, Abt. Kommunikation, Tel. +41 44 823 49 87, E-mail martina.peter@empa.ch

    Fachliche Ansprechpersonen
    Dr. Markus Rothmaier, Abt. Schutz und Physiologie, Tel. +41 71 274 72 44,
    E-mail markus.rothmaier@empa.ch

    Markus Hess, UNICO swiss tex GmbH, Alpnachstad, Tel. +41 41 671 00 71,
    E-mail: info@hess-sattlerei.ch

    Bruno Waller, Serono Pharma Schweiz, Tel. +41 41 748 00 60


    Weitere Informationen:

    http://www.empa.ch/plugin/template/empa/3/55372/---/l=1 Infos von Empa, Serono und Unico zum MS-Kühlbekleidungsprojekt


    Bilder

    Markus Rothmaier erläutert, dass für die Effizienz möglichst grosse Körperoberflächen abgedeckt werden müssen.
    Markus Rothmaier erläutert, dass für die Effizienz möglichst grosse Körperoberflächen abgedeckt werd ...
    Empa
    None

    Bruno Waller (Serono), Markus Rothmaier (Empa) und Markus Rüedi (Empa)
    Bruno Waller (Serono), Markus Rothmaier (Empa) und Markus Rüedi (Empa)
    Empa
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Markus Rothmaier erläutert, dass für die Effizienz möglichst grosse Körperoberflächen abgedeckt werden müssen.


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    Bruno Waller (Serono), Markus Rothmaier (Empa) und Markus Rüedi (Empa)


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