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18.12.2006 18:09

Ein UNESCO-Lehrstuhl als Nukleus eines mathematisch-physikalischen Wissenschaftszentrums für Palästina

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Breite Zustimmung lässt den Augsburger Physiker und Mitinitiator Ulrich Eckern optimistisch in die "ECCE Birzeit"-Zukunft blicken.
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    Der Aufbau eines mathematisch-physikalischen Wissenschaftszentrums an der Birzeit-Universität in Palästina ist das Ziel einer internationalen Initiative, die jetzt einen entscheidenden Schritt vorangekommen ist. Am 1. Dezember 2006 wurde eine Vereinbarung zur Einrichtung eines "UNESCO Chair" zwischen der UNESCO und der Birzeit-Universität unterzeichnet. Diese Professur, die voraussichtlich zum 1. September 2007 besetzt werden wird, soll als Keimzelle für das geplante Exzellenzzentrum ECCE Birzeit dienen.

    ECCE Birzeit, in dem Mathematiker und theoretische Physikern eng kooperieren werden, soll durch die Erforschung mathematischer und theoretisch-physikalischer Themen auf hohem, international konkurrenzfähigem Niveau die Universitätsentwicklung und die technologische Entwicklung in der Region nachhaltig befördern. Das Wissenschaftszentrum wird zudem wesentlich zur Verbesserung der Lehrerausbildung in den naturwissenschaftlichen Grundlagen beitragen. Und nicht zuletzt: Mathematik und Physik sind "harte" Wissenschaften, deren Ergebnisse sich nur der Logik und nachprüfbaren Experimenten zu stellen haben. Daher hoffen die Initiatoren, dass mit ECCE Birzeit auch die Kommunikation über Grenzen hinweg erleichtert und somit das Projekt langfristig einen Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten leisten wird.

    Erste Schritte vor drei Jahren

    Die Idee für dieses Wissenschaftszentrum in Birzeit wurde Ende 2003 von zwei Augsburger Wissenschaftlern, dem mittlerweile verstorbenen Mathematiker Bernd Aulbach und dem Physiker Ulrich Eckern, gemeinsam mit ihrem Kollegen Saber Elaydi (San Antonio, Texas, USA) entwickelt. "ECCE Birzeit" steht für "European Committee for Establishing a Center of Excellence in Mathematics and Theoretical Physics at Birzeit University, Palestine". Die Initiatoren hatten keinerlei Schwierigkeiten, renommierte Mathematiker und Physiker als Unterstützer zu gewinnen. Auch bei der Leitung der Birzeit-Universität fand das Projekt von Beginn an uneingeschränkte Zustimmung. Als entscheidend erwies sich der Kontakt zum UNESCO-Netzwerk "Palestinian European Academic Cooperation in Education" (PEACE). Im Rahmen der Konferenz "University Cooperation for the Progress of Civil Society in Palestine", die vom 25. bis zum 27. Februar 2005 in Bethlehem stattfand, konnte Eckern als einer der drei Initiatoren das Projekt zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellen. Sowohl in der Division of Higher Education als auch im International Basic Sciences Programme der UNESCO stieß er mit der vorgetragenen Idee auf breite Zustimmung.

    UNESCO Chair & Network

    Einem Vorschlag Georges Haddads, des Direktors der UNESCO-Division of Higher Education, folgend, wurde im April 2006 ein Antrag zur Errichtung eines UNESCO Chair & Network formuliert: "To establish a UNESCO Chair will be essential for the success of ECCE Birzeit: the chair holder will play a vital role for the further preparations of the project, in particular for the detailed planning of the scientific programme and the indispensable - scientific and organisational - contacts." Eingereicht wurde dieser Antrag dann von den Kernpartnern des Projekts, also von der Birzeit-Universität (N. Kassis, Präsident), von der Universität Augsburg (U. Eckern), von der Trinity University (S. Elaydi), von der Universität Paris-Sud 11 (A. Suzor-Weiner, Vize-Präsidentin) und vom PEACE-Präsidenten Rami Hamdallah (An-Najah National University, Nablus).

    Nachdem die grundsätzliche Zustimmung der zuständigen Stellen Anfang November 2006 vorlag, konnte die entsprechende Vereinbarung für den UNESCO Chair am 1. Dezember 2006 in Paris zum Abschluss des "Colloquium on Research and Higher Education Policy", an dem alle Akteure teilnahmen, unterzeichnet werden. Entscheidend am Gelingen beteiligt war Marcio Barbosa, Deputy Director-General der UNESCO. Wichtig war auch, dass das "International Basic Sciences Programme" eine finanzielle Starthilfe in Aussicht gestellt hat. Die UNESCO-Professur in Birzeit könnte damit das erste Beispiel einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen den beiden UNESCO-Abteilungen "Division of Higher Education" und "International Basic Sciences Programme" werden.

    Zwanzig Professuren mit Ausstattung als Ziel

    Weitergehende Anstrengungen zur Realisierung von ECCE Birzeit, das ein Zentrum mit höchster wissenschaftlicher Reputation werden soll, sind nötig. Der Plan sieht insgesamt etwa 20 Professuren vor, je zur Hälfte in der Mathematik und in der theoretischen Physik, weiterhin 20 promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie etwa 35 Angestellte in der Infrastruktur. Auf dieser Basis wurde ein detaillierter Kostenplan erstellt. Das notwendige Gelände, rund 35.000 Quadratmeter, wird von der Birzeit-Universität gestiftet werden. Unabhängig davon ist freilich klar, dass das Projekt nur in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen und Institutionen realisiert werden kann, wobei insbesondere die Europäische Union als gewichtiger Partner gewonnen werden soll. Wesentliche Beiträge werden aber auch von privaten Sponsoren erwartet. Bei optimistischer Betrachtung könnte das Wissenschaftszentrum Ende 2009 oder Anfang 2010 seinen Betrieb aufnehmen.

    Zahlreiche Partner und Partnerschaftsperspektiven

    Zusätzlich zu den 25 Mathematikern und Physikern, die ihre Unterstützung für das Projekt zugesagt haben, wird ECCE Birzeit von der Kooperation mit verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen profitieren. Zu den Partnern gehören u. a. das Abdus Salam International Centre for Theoretical Physics (ICTP), Trieste, Italy; das Center for Advanced Mathematical Sciences, American University of Beirut, Lebanon; das Center for Applied Mathematics and Theoretical Physics (CAMTP), Maribor, Slovenia; die Interdivisional Group Physics for Development der European Physical Society; die International Society of Difference Equations; oder z. B. auch die International Union of Pure and Applied Physics (IUPAP), C13: Physics for Development. Weitere Kooperationsmöglichkeiten könnten sich mit SESAME, der Synchrotron-Quelle in Jordanien, und dem UNESCO Chair für Mathematik und Entwicklung in Tunis ergeben.

    Hoher wissenschaftlicher Standard

    ECCE Birzeit wird in enger Kooperation mit der Birzeit-Universität und mit den anderen Universitäten im Palestine Council of Higher Education errichtet werden. Zugleich soll das Zentrum aber eine gewisse Unabhängigkeit bewahren. Ein Steering Committee, besetzt sowohl mit Wissenschaftlern aus der internationalen Community als auch Vertretern der palästinensischen Universitäten und Vertretern internationaler Organisationen, soll baldmöglichst eingerichtet werden. Dieses Komitee wird für den hohen, international konkurrenzfähigen wissenschaftlichen Standard des Zentrums und die thematische Ausrichtung zuständig sein.

    Mut machende Zustimmung

    "ECCE Birzeit ist fraglos ein sehr ehrgeiziges Projekt, und sicher sind noch zahlreiche Schwierigkeiten und Probleme zu überwinden", meint Ulrich Eckern, einer der Initiatoren aus Augsburg, "aber zugleich macht uns die einhellige Zustimmung Mut, die das Projekt in den letzten zwei Jahren von zahlreichen Wissenschaftlern weltweit und auch von den palästinensischen Universitäten erfahren hat."
    __________________________________

    Kontakt:

    Prof. Dr. Ulrich Eckern
    Institut für Physik, Universität Augsburg, 86135 Augsburg
    Telefon +49(0)821-598-3236
    ulrich.eckern@physik.uni-augsburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.physik.uni-augsburg.de/ifk/ecce/
    http://www.unesco.de/803.html
    http://www.birzeit.edu/news/news-d?news_id=190488
    http://idw-online.de/pages/de/news111930
    http://www.birzeit.edu/
    http://www.unesco.org/general/eng/programmes/peace-palestine/


    Bilder

    Hier soll das mathematisch-physikalische Wissenschaftszentrum entstehen, um auch einen Beitrag zum Friedensprozess zu leisten: an der Universität Birzeit.
    Hier soll das mathematisch-physikalische Wissenschaftszentrum entstehen, um auch einen Beitrag zum F ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hier soll das mathematisch-physikalische Wissenschaftszentrum entstehen, um auch einen Beitrag zum Friedensprozess zu leisten: an der Universität Birzeit.


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