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21.03.2000 13:27

Kampf dem Krebs

Dr. Kurt Begitt Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Kampf dem Krebs

    Antibiotika als Ansatzpunkt für die Krebstherapie?

    Trotz erheblicher medizinischer Fortschritte ist Krebs in vielen Fällen auch heute noch nicht heilbar. Krebs wird durch Veränderungen des Erbguts von Zellen ausgelöst. Beispielsweise führen bestimmte genetische Veränderungen dazu, dass in der betroffenen Zelle zwei Proteine - etwa zwei Enzyme - aneinander geknüpft werden, die eigentlich nicht zusammengehören. Es entsteht ein so genanntes Fusionsprotein. Die Aktivität eines solchen "Doppel-Enzyms" ist nicht mehr regulierbar. Als Folge kann eine Vielzahl zellulärer Vorgänge völlig aus dem Ruder laufen. Das Ergebnis kann ein ungehemmtes Wachstum der betroffenen Zellen sein - ein Tumor entsteht.

    Wie in der jüngsten Ausgabe der von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) herausgegebenen Zeitschrift "Angewandte Chemie" berichtet wird, haben am Scripps Research Institute, Kalifornien, Chi-Huey Wong, Steven J. Sucheck, William A. Greenberg und Thomas J. Tolbert nun zwei Fusionsproteine unter die Lupe genommen. Sie spielen eine Rolle bei der Entstehung von Leukämie und eines bestimmten Sarkomtyps, der vor allem bei Kindern auftritt. Um die verheerenden Wirkungen dieser fehlerhaften Proteine zu stoppen, wollen die Forscher deren Biosynthese blockieren.

    Die ersten Schritte bei der Biosynthese von Proteinen dienen der Übersetzung des genetischen Codes: Alle Informationen über den Aufbau eines Proteins sind im Zellkern in Form von DNA-Abschnitten, den Genen, gespeichert. Braucht die Zelle ein bestimmtes Protein, wird sein "Bauplan" von der DNA "abgelesen" und in eine Art "Matrize", die so genannte Boten-RNA (messenger-RNA, mRNA), übersetzt. Anhand dieser Vorlage wird dann das Protein synthetisiert. Ist die DNA fehlerhaft, wird auch eine fehlerhafte mRNA hergestellt, die dann zu einem
    fehlerhaften Protein führt.

    Um die Synthese der Fusionsproteine zu stoppen, suchten die Forscher nach Substanzen, die die fehlerhaften mRNAs binden und sie damit aus dem Verkehr ziehen. Interessante Kandidaten vermuteten sie in der Gruppe der als Antibiotika bekannten Aminoglycoside, zu denen z.B. Gentamicin, Neomycin oder Kanamycin zählen. Ihre antibiotische Wirkung kommt durch ihre spezifische Bindung an die mRNA von Bakterien zustande.

    "Wir haben schon viele Abkömmlinge der Aminoglycoside hergestellt. Einige binden sehr gut an die mRNAs, die wir außer Gefecht setzen wollen," zeigt sich Wong optimistisch. "Nun werden wir noch mehr Aminoglycosid-Analoga synthetisieren, um eine Verbindung zu finden, die hochselektiv an die fehlerhaften mRNAs bindet."

    Kontakt:

    Prof. Dr. C.-H. Wong
    The Skaggs Institute
    for Chemical Biology
    The Scripps Research Institute
    10550 North Torrey Pines Road
    La Jolla, CA 92037
    USA

    Fax: (+1) 858-784-2409

    E-mail: wong@scripps.edu

    Quelle: Angewandte Chemie 2000, 112 (6), 1122 - 1126


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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