Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Grundschule in Leun-Biskirchen durchgeführt
Wie können Grundschulen am besten mit Computern arbeiten? Für ein Kernfach der Grundschule, den Sachunterricht, wurde dies in einem mehrjährigen Forschungsprojekt an der Justus-Liebig-Universität Gießen untersucht. Inzwischen verfügten zwar viele Grundschulen über Computer, so Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Sander vom Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften. Häufig bestehe aber bei den Lehrkräften große Unsicherheit darüber, wie der Unterricht gestaltet werden muss, damit Kinder mit der neuen Technik sinnvoll arbeiten und erfolgreich lernen könnten. Dieses Problem war der Ausgangspunkt des Gießener Projekts, das die Universität in Kooperation mit der Grundschule in Leun-Biskirchen im Lahn-Dill-Kreis durchgeführt hat. Über zwei Schuljahre hinweg wurde dort das Lehren und Lernen mit digitalen Medien in zwei Parallelklassen an insgesamt zwölf Unterrichtsvorhaben erforscht.
Bei dem Projekt wurde besonderer Wert darauf gelegt, eine möglichst große Zahl an unterschiedlichen Varianten des Lernens mit digitalen Medien zu untersuchen. So wurde im Unterricht mit Software für Textverarbeitung und Bildbearbeitung, mit Lernsoftware, aber auch mit dem Internet und verschiedenen Suchmaschinen sowie mit digitalen Foto- und Videokameras gearbeitet. Ferner stellten die Kinder mit Hilfe digitaler Medien verschiedene Lernprodukte her, darunter eine Internet-Präsentation und ein selbst gestaltetes Buch zum Thema "Kinderspiele früher und heute", Plakate mit Porträts verschiedener Berufe sowie Plakate und Videos zum Thema "Werbung".
Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass besonders in dieser Herstellung von Lernprodukten die Chancen digitaler Medien für den Unterricht liegen. "Entscheidend für eine sinnvolle Arbeit mit diesen Medien ist, was die Kinder mit ihnen tun können", so der Projektleiter. Dies erfordere einen Unterricht, der den Kindern großen Raum für selbstständiges Arbeiten lasse, der aber zugleich jederzeit zugängliche Hilfen bei auftretenden Schwierigkeiten bereitstelle. Insgesamt habe sich gezeigt, dass Kinder im Grundschulalter erfolgreich und mit großer Freude mit digitalen Medien lernen können. Zwar gebe es auch Kinder, denen noch bestimmte Basisfertigkeiten im Umgang mit Computern fehlten. Das Projekt habe aber auch gezeigt, dass Grundschulkinder solche Defizite in sehr vielen Fällen durch gegenseitige Hilfe ausgleichen können, wenn die Gestaltung des Unterrichts ihnen den dafür notwendigen Freiraum gebe. Als problematisch habe sich der übliche 45-Minuten-Rhythmus des Schultages gezeigt; diese Zeiteinteilung sei für die Arbeit mit digitalen Medien zu unflexibel und produziere in vielen Fällen unnötige Zeitnot. Dagegen seien grundschultypische Lernmethoden wie Tages- und Wochenplanunterricht für die Nutzung digitaler Medien günstig. "Möglicherweise", so Prof. Sander, "haben die Grundschulen in pädagogischer Hinsicht sogar die besseren Ausgangsbedingungen für die Arbeit mit Computern als die weiterführenden Schulen".
Die Ergebnisse des Projekts sind in einem Buch mit dem Titel "Digitale Medien in Grundschule - Ein Forschungsprojekt zum Sachunterricht", herausgegeben von Wolfgang Sander, im Wochenschau-Verlag erschienen.
Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang Sander
Institut für Schulpädagogik und
Didaktik der Sozialwissenschaften
Karl-Glöckner-Straße 21 E
35394 Gießen
Telefon: 0641 99-23400
Fax.: 0641 99-23409
E-Mail: Wolfgang.Sander@sowi.uni-giessen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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