Gedenktag widmet sich der Künstlerverfolgung von Ernst Barlach in der Nazizeit
Anlässlich des jährlich stattfindenden Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus laden die Universität Greifswald und die Universitäts- und Hansestadt Greifswald zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung ein. Der Kunstwissenschaftler Klaus Tiedemann wird am Samstag, dem 27. Januar 2007, im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald einen öffentlichen Vortrag über die Verfolgung von Ernst Barlach und seiner Werke durch die Nationalsozialisten halten (siehe Termin). Zu der Veranstaltung mit dem Titel "Ich kann keine römischen Armgesten vollführen - ich drücke mir den Hut in die Stirn" sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
Das Referat widmet sich der Künstlerverfolgung in der Nazizeit am Beispiel des berühmten Güstrower Bildhauers, Schriftstellers und Zeichners Ernst Barlach (geb. 1870 in Wedel, gest. 1938 in Rostock). Er gehört zu den bedeutendsten Repräsentanten der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts und schuf mit einer persönlichen auf den Menschen bezogenen Formensprache ein umfangreiches künstlerisches Werk.
Nach einem vernichtenden Urteil über Barlachs Kunst von Alfred Rosenberg im Völkischen Beobachter 1933 erhielt der Künstler in der Folge Ausstellungsverbot. Sein Werk wurde als "entartet" gerichtet. Zwischen 1934 und 1938 verschwanden alle Ehrenmale Barlachs für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus dem öffentlichen Raum, die meisten wurden zerstört.
1937 wurde Barlachs persönlich "schlimmes Jahr": 381 seiner Werke wurden aus den öffentlichen Sammlungen entfernt und beschlagnahmt. Wenige Tage nach dem Tod des Künstlers im Jahr 1938 veröffentlichte die SS-Zeitschrift "Das schwarze Korps" einen ganzseitigen Nachruf unter der Überschrift "War Barlach Kulturbolschewist?". Der Artikel ist bezeichnend für das zwiespältige Verhältnis der Nazis zu diesem Künstler: Dass er ein Könner war, wolle man nicht bestreiten, aber die Wesensart seiner Kunst führe für sie zur Ablehnung Barlachs als einem "Künder einer Lehre, die uns fremd ist und die gleichzeitig Gefahr bedeutet für die einfache, klare Linie, die wir suchen".
Auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wurde 1996 der 27. Januar zum offiziellen "Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus" erklärt. Der Tag ist ein nationaler Gedenktag in der Bundesrepublik Deutschland. Er erinnert an die Opfer des Holocaust im Nationalsozialismus und steht gleichzeitig symbolisch für die wachsame Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit, in dem zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Millionen Menschen umgebracht wurden. In Greifswald findet jährlich eine Gedenkveranstaltung statt, zu der die Universität und die Universitäts- und Hansestadt Greifswald gemeinsam einladen.
Wann?
Sonnabend, 27. Januar 2007, um 19.30 Uhr
Wo?
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg, Martin-Luther-Straße 14, 17487 Greifswald
Theologische Fakultät
Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung
PD Dr. Johannes Zimmermann
Rubenowstraße 2, 17487 Greifswald
T +49 (0)3834 86-25 34
E johannes.zimmermann@uni-greifswald.de
http://www.uni-greifswald.de
http://www.theologie.uni-greifswald.de/institute/ieeg.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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