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17.01.2007 11:00

Uniklinikum Greifswald erreicht bundesweit niedrigsten Basisfallwert

Sabine Köditz Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Mit engagierten Mitarbeitern, modernem Management, Klinikumsneubau und Forschungskonzentration fit für den Wettbewerb

    Als erstes deutsches Hochschulkrankenhaus hat das Universitätsklinikum Greifswald den einheitlichen Landesbasisfallwert* unterschritten. Mecklenburg-Vorpommern verfügt mit aktuell 2.664 € über die niedrigste Baserate eines Bundeslandes, Berlin mit 3.085 € über die höchste. Mit seinem Basisfallwert von 2.590 € erzielte das Uniklinikum Greifswald zudem bundesweit die betriebswirtschaftlich besten Werte eines Universitätsklinikums. Als eines der wenigen Universitätskrankenhäuser konnte das Greifswalder Uniklinikum das vergangene Betriebsjahr erneut mit einem ausgeglichenen Betriebsergebnis abschließen.

    "Damit zahlen sich die Strukturreformen und Innovationen am nordöstlichsten Standort Deutschlands aus. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist der Gesundheitsstandort Greifswald fit für den Wettbewerb", erklärte heute der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. med. Claus Bartels anlässlich des Neujahrsempfanges des Universitätsklinikums Greifswald in der Universitäts- und Hansestadt. An der Veranstaltung nehmen neben Ministerpräsident Dr. Harald Ringstorff als Ehrengast der Minister für Verkehr, Bau und Landesentwicklung, Dr. Otto Ebnet, Bildungsminister Henry Tesch sowie Oberbürgermeister Dr. Arthur König, der Rektor der Universität Greifswald, Prof. Dr. Rainer Westermann, und Vertreter von Kliniken, Krankenversicherungen und Wirtschaft teil.
    An den 21 Kliniken und 19 Instituten wurden im vergangenen Jahr 118.000 Patienten behandelt, davon 33.830 Patienten stationär. Die Auslastung der Bettenkapazität (778) betrug 87 Prozent, der Umsatz rund 126 Mio. €. Mit 3.187 Mitarbeitern ist das Uniklinikum mit seinen Tochtergesellschaften der größte Arbeitgeber und Wachstumsmotor der Region. Bis 2009 entsteht auf dem neuen Campus am Berthold-Beitz-Platz mit einer Gesamtinvestitionssumme von 260 Mio. € das modernste Uniklinikum Deutschlands. Das neue Zahnmedizinische Zentrum nahm Ende Dezember 2006 seinen Betrieb auf.

    Qualität und Effizienz im Einklang
    "Bei allen betriebswirtschaftlichen Erwägungen stehen der Patient und die medizinische Qualität im Mittelpunkt", betonte Bartels. Das sei kein Widerspruch, sondern oberste Philosophie am Universitätsklinikum Greifswald. "Ein hochwertiges Qualitätsmanagement im Interesse des Patienten und seiner Gesundheit bei effektiven Arbeitsabläufen und optimalen Einsatz von medizinischen Großgeräten spricht sich schnell herum. Im Vergleich zum Planjahr 2005 stieg die Zahl der Patienten nach einer ersten Hochrechnung in 2006 um etwa zehn Prozent. Parallel dazu konnte das klinische Leistungsvolumen (Case-Mix) um 21 Prozent erhöht werden, was insbesondere auf eine Zunahme der Behandlung komplexer Erkrankungen im Bereich der Spitzenmedizin zurückzuführen ist. Damit wird das hohe Niveau der Versorgung in Greifswald bei gleichzeitiger Entwicklung neuer Geschäftsfelder im Krankenhausbetrieb (z. B. Weaning-Station) und der ambulanten Versorgung eindrucksvoll belegt." Sowohl in der Region und im Land als auch bei Patienten aus anderen Bundesländern und dem Ausland sei eine deutlich gestiegene Nachfrage zu verzeichnen.

    Der Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass der kontinuierliche Ausbau der Leistungsfähigkeit unter erschwerten Begleitumständen sowie einem laufenden Neubau vollzogen werden müsse. Um die Wettbewerbsfähigkeit und die Arbeitsplätze zu erhalten, musste die Produktivität deutlich gesteigert werden.

    Sinkenden Budgets und Neuorientierungen in der Förderpolitik stehen steigende Gehälter gegenüber. "Diesen dramatischen Entwicklungen auf der Einnahmeseite und der Kostensteigerung haben wir unter anderem mit der Digitalisierung der Klinkabläufe, der fachübergreifenden Prozessoptimierung und der Bildung von Interdisziplinären Zentren wie beispielsweise dem Wirbelsäulenzentrum, Gefäßzentrum und Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) entgegengewirkt. Die Kompetenznetzwerke sind zudem ein Garant für die zügige Umsetzung des medizinischen Fortschritts im Klinikalltag.

    Aufgrund einer zunehmend leistungsbezogenen Vergütung und längeren Vertragslaufzeiten ist es nicht nur gelungen, hoch qualifizierte Kräfte an Greifswald zu binden, sondern auch renommierte Experten nach Greifswald zu holen und vakante Stellen zukunftsweisend zu besetzen. "Das wirkt sich auch auf die innerbetriebliche Mitarbeitermotivation aus."

    Weitere Umsatzentwicklung im Blick
    Der Kaufmännische Direktor des Universitätsklinikums, Gunter Gotal, machte auf die angespannte wirtschaftliche Ausgangslage für das laufende Jahr aufmerksam. "Es ergeben sich Kostensteigerungen in Form der Mehrwertsteuererhöhung, der Tarifsteigerungen sowie durch einen pauschalen gesetzlichen Budgetabzug in Höhe von insgesamt ca. 9,6 Mio. €. Wichtigstes strategisches Ziel in den letzten Jahren zur Sicherung der Marktposition war vor dem Hintergrund sinkender Budgets deshalb ein stabiles Umsatzwachstum im Kernbereich, nämlich der Krankenhausversorgung. Dieses ist in den letzten Jahren gelungen. Die Übernahme der Qualitätsführerschaft in die Region in enger Kooperation mit Partnern vor Ort bildet einen weiteren Schwerpunkt des Universitätsklinikums Greifswald. Das Universitätsklinikum hält aus diesem Grund mehr als nur die gesetzlichen Vorgaben bezüglich des geforderten Qualitätsberichts ein."

    Ferner sei davon auszugehen, dass Krankenhäuser Investitionen und Bauvorhaben zukünftig in zunehmendem Maße aus Eigenmitteln realisieren müssen. "Wenn sich die Politik aus der Hochschulförderung zurückzieht, müssen öffentliche Einrichtungen auch in die Lage versetzt werden, dieses durch mehr Eigeninitiative zu kompensieren", forderte Gotal. Das betreffe insbesondere die Rücklagenbildung oder die Möglichkeit, mit selbst erwirtschafteten Geldern auch eigenständige Investitionen vornehmen zu können. "Das Universitätsklinikum kann angesichts des verschärften Wettbewerbs nur am Markt bestehen, wenn es gleiche Wachstumsperspektiven wie private Mitbewerber realisieren kann." Insofern werde seitens des Klinikumsvorstandes eine regional vernünftige Entscheidung zur vom Bundeskartellamt gestoppten Fusion mit dem Kreiskrankenhaus Wolgast erwartet.

    Beliebtester Medizinstudienort, steigende Drittmittel
    "Eine effektive Forschungslandschaft und praxisnahe Lehre bilden mit einer hochwertigen Krankenversorgung die drei Ecksäulen eines modernen Medizinstandortes", betonte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Heyo K. Kroemer. Greifswald habe sich 2006 zu der am häufigsten nachgefragten und beliebtesten Medizinfakultät in Deutschland entwickelt. 4.804 Schulabsolventen mit dem Berufswunsch Arzt kreuzten mit erster und zweiter Ortspräferenz die Universitäts- und Hansestadt an. Die umfassende Reform der Medizinerausbildung mit wahlweise klinischer oder wissenschaftlicher Ausrichtung hat 2006 erneut zu einem Rekordansturm geführt, so dass mittlerweile etwa 26 Bewerber auf einen der 242 Studienplätze kommen. Vor zehn Jahren noch fanden sich nicht ausreichend Anwärter, so dass die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen Studenten nach Greifswald schicken musste. Gegenwärtig studieren hier knapp 1.300 Studenten Human- und Zahnmedizin.

    Ein erheblicher Sprung zeichnet sich in der Entwicklung der Drittmittel ab. Innerhalb von sechs Jahren konnten die zusätzlichen Mittel für die Forschung verdreifacht werden. Wurden im Jahr 2000 lediglich 3,8 Mio. € eingeworben, erreichten die Mediziner im Jahr 2006 auch in diesem Bereich eine neue Rekordsumme im Umfang von rund 12 Mio. € (2005 - 9,6 Mio. €). Die Zuschüsse vom Land für Forschung und Lehre betrugen 36 Mio. € im Jahr 2006. "Die stringente Forschungskonzentration auf vier Schwerpunktbereiche (Community Medicine, Experimentelle Therapie, Kardiovaskuläre Medizin, Neurowissenschaften) trägt somit erste Früchte. Auch gibt es viel versprechende Anstrengungen im Bereich der Onkologie", konstatierte Kroemer. Die Fakultät ist darüber hinaus an den bisher einzigen Sonderforschungsbereichen des Landes im Bereich der Medizin ("Pathophysiologie von Staphylokokken in der Post-Genom-Ära" - seit 2006, "Inflammatorische Kardiomyopathie - Molekulare Pathogenese und Therapie" - seit 2004) beteiligt.

    Hintergrund Basisfallwert
    Der Basisfallwert (Baserate), der entscheidende Indikator für die Wirtschaftlichkeit eines Krankenhauses, bezeichnet den Betrag, der bei der Berechnung der fest definierten Fallpauschalen für die einzelnen Krankheiten (DRG - Diagnosis Related Groups) schrittweise seit 2003 bei der Krankenhausbehandlung zugrunde gelegt wird. Zur Berechnung der Erlöse für die Krankenhausbehandlung wird die Bewertungsrelation der DRG mit dem Basisfallwert des Krankenhauses multipliziert. Der Basisfallwert ist im DRG-System der "Preis" für den Basisfall, das heißt für den Fall, der mit einer Bewertungsrelation von 1,0 bewertet wird. Zur Ermittlung des konkreten Basisfallwertes wird immer eine monetäre Komponente (z. B. das Krankenhausbudget) durch das entsprechende Leistungsvolumen in Abhängigkeit der Schwerefälle (Case-Mix) dividiert.

    So ist beispielsweise für die spezielle DRG F60B (Kreislauferkrankungen mit akutem Myokardinfarkt, ohne invasive kardiologische Diagnostik, ohne äußerst schwere Begleiterkrankungen) eine Bewertungsrelation von 1,08 veranschlagt. Für ein Krankenhaus mit einem Basisfallwert von 2.500 € ergäbe sich für die Behandlung ein Preis von 1,08 x 2.500 € = 2.700 €, der von den Kassen getragen wird.

    Seit dem Jahr 2005 wird für jedes Bundesland ein einheitlicher Landesbasisfallwert vereinbart. Der individuelle Basisfallwert jedes Krankenhauses wird bis 2009 schrittweise an den landesweiten Basisfallwert angepasst. Mit Abschluss der Übergangsphase (Konvergenzphase) gelten dann ab 2009 für alle Krankenhäuser die jeweils in ihren Bundesländern festgelegten einheitlichen Landesbasisfallwerte. Somit verbleiben den Einrichtungen noch drei Jahre, um ihr Kostenniveau an den Landesdurchschnitt anzupassen. Die Universitätsklinika liegen in der Regel über dem Landesbasisfallwert. Ein überdurchschnittlich hoher Basisfallwert deutet darauf hin, dass das Krankenhaus für die erbrachten Leistungen ein höheres Budget benötigt als im Landesdurchschnitt notwendig ist.

    Universitätsklinikum Greifswald
    Vorstandsvorsitzender/Ärztlicher Direktor
    Prof. Dr. med. Claus Bartels
    Fleischmannstraße 8, 17475 Greifswald
    T + 49 3834 86-50 12
    F + 49 3834 86-50 10
    E aerztliches.direktorat@uni-greifswald.de
    http://www.klinikum.uni-greifswald.de


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    Prof. Dr. med. Claus Bartels
    Prof. Dr. med. Claus Bartels

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Prof. Dr. med. Claus Bartels


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