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24.03.2000 15:26

Sozialarbeiter müssen in der Arbeit mit Freiwilligen noch kompetener werden

Dipl.-Journ. Tove Simpfendörfer Pressestelle
Hochschule Ravensburg-Weingarten

    "Soziale Sicherheit kann man nur aufrechterhalten durch stärkeres Engagement der Bürgerinnen und Bürger." Diese Erkenntnis stand im Mittelpunkt eines ganztägigen Kongresses an der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten. Etwa 140 Professoren, Dozenten, Studierende und in der Praxis tätige Fachkräfte beteiligten sich am vierten "Colloquium des Forschungsverbundes zum Bürgerschaftlichen Engagement in Baden-Württemberg". Sie tauschten in der barocken Atmosphäre des Weingartener Schlossbaus Erfahrungen zur Zusammenarbeit mit freiwillig Engagierten aus. 40 Prozent des Publikums kamen aus der Region, 60 Prozent aus dem restlichen Baden Württemberg.

    "Dies ist die erste große Tagung", erläutert Professorin Dr. Sigrid Kallfass, "bei der alle überzeugt sind, dass es notwendig ist, dass sich die Hochschulausbildung von Sozialarbeitern nicht ausklinken kann aus der Diskussion um Ehrenamt und Bürgerschaftliches Engagement." Die Förderung und Unterstützung einer neuen Kultur des Gemeinsinns und der Übernahme von Verantwortung füreinander, miteinander und für die Region ist keineswegs unumstritten. Viele äußern auch heute noch den Verdacht, es gehe der Politik nur darum Geld zu sparen, soziale Dienste abzubauen und diese den Bürgerinnen und Bürgern in Eigenregie aufzuhalsen.

    Diese Sicht hält die Organisatorin der Tagung, Sigrid Kallfass, schlichtweg für ein Missverständnis. Denn: "Bürgerschaftliches Engagement baut nichts ab, sondern bringt Arbeitsplätze." Viele Sozialarbeiter würden, wie die Vergangenheit gezeigt habe, in Bürgerinitiativen als Moderatoren gebraucht oder leisteten auf andere Art und Weise die notwendige fachliche Unterstützung.

    Im Dezember 1995 wurde ein Forschungsverbund baden-württembergischer Hochschulen gegründet, um den Diskurs zum Bürgerschaftlichen Engagement wissenschaftlich zu begleiten. Für Paul-Stefan Roß vom Forschungsverbund bedeutet Bürgerschaftliches Engagement, dass sich soziale Arbeit als Berufsbild verändern muss. "Sozialarbeiter müssen noch kompetenter werden", meint der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg, " Dies leuchtet ein. Schließlich kommt es nicht mehr darauf an, als Fachkraft den Laien zu belehren, sondern die engagierten und selbstbewussten Bürgerinnen und Bürger als Partner ernst zu nehmen. Dies scheint ein Problem zu sein. Professor Dr. Thomas Klie aus Freiburg, Mitveranstalter der Weingartener Tagung, wies denn auch auf die mangelnde fachliche Begleitung bürgerschaftlicher Gruppen hin.

    An diesem Punkt kommt die Sozialarbeit an den Hochschulen ins Spiel. Diese weist aber nach Ansicht der Wissenschaftler, die sich mit dem Bürgerschaftlichen Engagement beschäftigen, gewisse Defizite auf. Die Diskussion um bürgerliches Engagement laufe zwar nicht gänzlich an den Fachhochschulen vorbei, sie werde allerdings nur von einzelnen Kollegen aufgenommen, beurteilt Professorin Kallfass die Situation. Aufgabe der Hochschulen sei es, Studierende auf diese neue Fachlichkeit vorzubereiten: "Wir müssen uns fragen, wie wir die Ausbildung, aber auch die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und Freiwilligen ändern können." Ein bereits vielfach erprobtes Beispiel solch einer Schnittstelle zwischen Betroffenen und Fachleuten ist das Bürgerbüro.

    Längst überholt ist es, soziale Arbeit auf die traditionelle Hilfe für Randgruppen reduzieren. Hier herrschte auf der Weingartener Tagung Übereinstimmung. Viele Probleme haben die Gesellschaft inzwischen in nie gekannter Breite erfasst, wie beispielsweise die Vielzahl von Angeboten im Bereich der Scheidungsberatung zeigt. Die Sozialarbeit von heute betätigt sich darüber hinaus im Sozialmanagement und der Stadtteilarbeit. Dort und in vielen anderen Feldern arbeiten Sozialarbeiter nicht nur mit schwachen, hilfebedürftigen "Klienten", sondern immer auch mit selbstbewussten Bürgern zusammen. Um diese methodisch richtig zu begleiten und zu beraten, müssen Sozialarbeiter selbst bereit sein, Engagement und demokratisches Miteinander zu erlernen. "Hochschule muss also Lernort von Bürgerschaftlichem Engagement sein", so Sigrid Kallfass.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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