Wenn der Wechsel verschiedener Sprachen und Lebensformen den Lebenslauf bestimmt, dann schlägt sich das auch in der Literatur nieder: Romane und Erzählungen spiegeln kulturelle Differenzen oder lösen das Konzept stabiler nationaler und kultureller Identitäten auf. "Der Literaturbegriff lässt Grenzziehungen hinter sich", so Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans. Sie erforscht Texte - Romane, Gedichte, dramatische Texte - die sich zwischen den Sprachen bewegen und beschreibt das gewandelte Verständnis von "deutscher" Literatur im aktuellen RUBIN.
Bochum, 19.01.2007
Nr. 29
Die Heimat ist die Fremde
Gemischtsprachig bis vielstimmig
RUBIN "Globaler Wandel" über Literatur und Vielsprachigkeit
Wenn der Wechsel verschiedener Sprachen und Lebensformen den Lebenslauf bestimmt, dann schlägt sich das auch in der Literatur nieder: Romane und Erzählungen spiegeln kulturelle Differenzen oder lösen das Konzept stabiler nationaler und kultureller Identitäten auf. "Der Literaturbegriff lässt Grenzziehungen hinter sich", so Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Fakultät für Philologie). Sie erforscht Texte - Romane, Gedichte, dramatische Texte - die sich zwischen den Sprachen bewegen und beschreibt das gewandelte Verständnis von "deutscher" Literatur im aktuellen RUBIN.
RUBIN "Globaler Wandel" im Internet
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http://www.rub.de/rubin
Bilinguales Schreiben als Brückenschlag
"Wenn ich nur wüsste, in welchem Moment ich meine Mutterzunge verloren habe", wundert sich die Erzählerin in Emine Sevgi Özdamars Roman "Mutterzunge". Die türkischen Sprachelemente bilden "Fremdkörper" innerhalb des deutschen Romans und weisen darauf hin, dass persönliche Identität nicht in einem stabilen kulturellen Raum verortet sein kann, wenn ein Lebenslauf durch den Wechsel zwischen mehreren Sprachen und Lebensformen geprägt ist. Unterscheidet Özdamar noch zwischen Heimat und Fremde, so heben die Texte anderer Autoren diese Differenzierung ganz auf im Sinne von: Die Heimat ist die Fremde ist die fremde Heimat (Zaimoglu). Bilinguales Schreiben wird zum Brückenschlag.
Von Kunstsprache bis Kettengedicht
Nicht nur die Migrantenliteratur bedient sich zunehmend fremdsprachiger Elemente. Die Geschichte der Sprachen Europas ist ein bis in die Gegenwart andauernder Prozess. Daran erinnert etwa die Kunstsprache "Krimgotisch" des Dichters Oskar Pastior, die sich aus Sprachelementen verschiedener Provenienz zusammensetzt. Dass gemischtsprachige Dichtung zudem noch "mehrstimmig" sein kann, zeigt sich, wenn diese statt von einzelnen Schriftstellern von ganzen Autorenkollektiven verfasst wird. Beispiele dafür sind etwa eine progredierende Verfremdung des Hölderlin Gedichts "Am Quell der Donau" oder ein von vier Autoren unterschiedlicher Nationalität verfasstes Renshi-Gedicht, eine relativ junge Kettengedicht-Gattung.
Forschungsprofil: "Global Change"
Die Sonderausgabe stellt Forschungsprojekte aus verschiedenen geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fachbereichen vor, die die Auswirkungen der Globalisierung aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. "Global Change" ist ein Forschungsschwerpunkt der Ruhr-Universität. RUBIN "Globaler Wandel" erscheint zum Jahr der Geisteswissenschaften 2007, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die gemeinsam mit "Wissenschaft im Dialog" und vielfältigen Partnern aus Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft durchgeführt wird.
Themen in RUBIN "Globaler Wandel"
In der Sonderausgabe RUBIN Globaler Wandel finden Sie folgende Themen: Transnationalism im Film: Von wegen "kalter Kaffee"; Von den Anstrengungen des staatlichen Gewaltmonopols: Recht und Gewalt; Katholizismus von außen betrachtet: Hinter dem europäischen Horizont; Geschlechtergleichheit und Globalisierung: "Frauenfrühling" oder modernisierte Ungleichheit?; Globaler Wandel und das Entstehen transnationaler Migration: Zwischen den Welten zu Hause; Die Rolle der Medien im "Globalen Anti-Terror-Krieg": Verändern die Medien das Völkerrecht?; Literatur und Vielsprachigkeit: Die Heimat ist die Fremde; Globalisierung der Finanzmärkte: Wer liest schon die Bilanzen?; "Lokale Agenda 21" im Nord-Süd- und Ost-West-Vergleich: Weg frei fürs Ehrenamt; Die Gelehrtennetzwerke des Murtada al-Zabidi: "Global Player" des 18. Jahrhunderts. RUBIN "Globaler Wandel" ist für 5 Euro in der Pressestelle der Ruhr-Universität erhältlich, Tel. 0234/32-22830, und steht im Internet unter
http://www.rub.de/rubin
Weitere Informationen
Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234/32-22564, E-Mail: monika.schmitz-emans@ruhr-uni-bochum.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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