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29.03.2000 16:15

Die niedersächsischen Landessieger "Jugend forscht"

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Heute um 17 Uhr in der Aula der TU Clausthal werden die niedersächsischen Landessieger "Jugend forscht" bekannt gegeben. Sie werden vom 18. bis 21. Mai am Bundeswettbewerb in Paderborn teilnehmen.
    Sperrfrist: 17.00 Uhr

    Im Fachgebiet Mathematik/Informatik ist Gunther May Sieger. Der Student der TU Braunschweig im ersten Semester hat mit einem Computerprogramm einen Filter für DSPs (Digitale Signal Prozessoren) entwickelt. Die praktische Bedeutung: Die Tonqualität einer CD-Anlage läßt sich damit verbessern. Es bietet die gängigen Berechnungsmethoden für nichtrekursive (FIR-) und rekursive (IIR-) Filter auf einer äußerst komfortablen Benutzeroberfläche unter Windows. Es zeigt Filterkurven an, erzeugt direkt DSP-Assemblercode. So kann der Filter ohne Programmierkenntnisse gleich auf einem realen DSP ausprobiert werden.

    Im Fachgebiet Physik sind Bernd Lüerß, Folker Zutz und Sven Vorlauf von der Graf-Anton-Günther Schule in Oldenburg auf den ersten Platz gekommen. Was erfahrene Segler schon wußten, haben sie experimentell nachvollzogen. Mit einer Drehrigg segelt es sich schneller als mit einer konventionellen Rigg. Der Grund: Bei bestimmten Kurswinkeln sind die Einstellungen von Haupt- und Vorsegel nicht mehr optimal zueinander.Es tritt ein ungünstiger Mastwiderstand auf, und das Segel kann sich nicht optimal ausbauchen. Beim Drehrigg hingegen bilden Mast, Baum und Segel eine Einheit, somit bleibt die Einstellung der Segel zueinander auf allen Kurswinkeln gleich. Der Mastwiderstand wird minimiert, wodurch im Vergleich zum konventionellen Rigg eine doppelt so hohe Geschwindigkeit erreicht wird. Die Oldenburger Jungphysiker haben in einem Windkanal die aerodynamischen Kräfte am konventionellen und am Drehrigg gemessen. Eine von der Meßtechnik her sehr ausgefeilte, trickreiche Arbeit, die nun mit dem ersten Platz belohnt wurde.

    Im Fachgebiet Chemie setzte sich Jasmin Roya Djannatian vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Wilhelmshaven an die Spitze und darf mit ihrer Arbeit am Bundeswettbewerb teilnehmen. Unterstützend zur Krebsbehandlung sind Mistelpräparate auf dem Markt, welche die Immunkräfte des Organismus stärken sollen. Diese Mittel kommen aus der "Heilpraktikerszene", die medizinisch klinische Forschung ist skeptisch, sind doch die Untersuchungsergebnisse zum Teil widersprüchlich und stehen auch erst am Anfang. Jasmin Roya Djannatian untersuchte die abtötende Wirkung verschiedener Mistelpräparate auf Leukämiezellen, also Blutkrebszellen. Die cytotoxischen (zellenabtötenden) Wirkungen auf zwei menschliche Leukämiezelllinien waren zum Teil sehr stark, wie sie herausfand. Die Wirkung ist von Präparat zu Präparat verschieden und konzentrationsabhängig. Gesunde Nierzenzellen reagieren auf die Mistelextrakte nicht. Jasmin Roya Djannatian vermutet vorsichtig aus ihren vorläufigen Ergebnissen eine spezifische Wirkung der Mistelpräparate auf die getesteten Leukämiezelllinien. "Natürlich sagen solche Untersuchungen an Zellkulturen noch nichts darüber aus, wie das Präparat im Organismus tatsächlich wirkt", sagt sie. Keine falsche Hoffnung soll geweckt werden. Nur, mit Jasmin Roya Djannatian hat die medzinische Forschung des Jahres 2010 heute eine kreative Mitstreiterin gefunden.

    Im Fachgebiet Arbeitswelt setzten sich Björn Eikermann und Marco Möller, Auszubildende bei Bosch-Blaupunkt in Hildesheim, an die Spitze. Mit ihrem System könnten zukünftig Busfahrgäste zwar nicht schneller, aber ohne lästige Umsteigezeiten an zugigen, naßkalten Buswartehäuschen ans Ziel gelangen. Die Busse werden mit einem GPS-System ausgerüstet, dieses "funkt" den genauen Ort des Busses zu jedem Zeitpunkt an einen Stationscomputer. Dieser errechnet die wahrscheinliche Ankunftszeit und "sagt" den anderen Busfahrern in den Anschlußbussen, je nachdem, "Fahr ein bißchen schneller!", oder "Laß Dir Zeit!". So kann den Fahrgästen eine längere Wartezeit im Freien, bei Regen oder Schnee erspart bleiben. Auch hier wird die unmittelbare Anwendung möglicherweise nicht folgen, weil ja die Gäste, welche keinen Anschlußbus brauchen, im ungünstigen Fall länger fahren müßten. Allein, die Idee ist sorgsam ausgearbeitet, zeigt großes, förderungswürdiges Talent. Die Hildesheimer fahren zum Bundeswettbewerb nach Paderborn.

    Sascha Sebastian Haenel vom Scharnhorstgymnasium in Hildesheim ist, wie schon im letzten Jahr, niedersächsischer Landessieger im Fachgebiet Technik. Er hat ein Verfahren, einsatzreif (!), entwickelt, mit welchem sich wesentlich höhere Transferraten im Datenfunk ermöglichen lassen. Er baute den weltweit ersten Tri-Band-Datenfunkcontroller für das GSM-Netz. Im letzten Jahr zeigten Firmen seine Ideen auf der CeBit-Messe, in diesem Jahr hat er sich geschützt. Der junge Überflieger, der erfahrene Diplomingenieure mehr als nur verblüfft, hat ein über das terrestrische GSM-Netz betriebenes System entwickelt, welches das weltweite GPS-System zur Positionsmessung ersetzen kann. GPS wurde ursprünglich vom amerikanischen Militär zu Spionagezwecken entwickelt und ermöglicht mittels Satelliten aus hohen Erdumlaufbahnen Gegenstände in Metergröße positionsgenau zu vermessen. Das System von Sascha Haenel hat den Vorteil, daß es ohne Satellitenempfänger mit vergleichbarer Präzision auch in geschlossenen Räumen oder bei schlechten Empfangsbedingungen funktioniert. Und weiterhin hat Sascha Haenel ein Verfahren (CDSL) entwickelt, mit welchem ein mobiler Hochgeschwindigkeitsinternetzugang mit 448 Kilobit pro Sekunde möglich ist.

    Lena Osterlin vom Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen hat sich mit der Frage beschäftigt, ob Affen bevorzugt Rechts- oder Linkshänder sind. Sie untersuchte dies bei verschiedenen Affenarten (Liszt-,Rhesus- und Bartaffen) und fand, natürlich noch nicht mit statistischer Aussagekraft, heraus, die Mehrheit war Linkshänder. Es gibt die These, vor 3000 Jahren seien bei der Aufstellung von Heeren entschieden worden, das Schild in der linken Hand, das Schwert in der rechten zu tragen. Und die schwächeren Linkshänder, sie konnten nicht so kräftig zuschlagen, seien im Kriegsgemetzel eher auf der Strecke geblieben, als die für diese Situation besser trainierten Rechtshänder. Daher das Tabu "Nimm das gute Händchen!", mit welchem Generationen im Schulunterricht malträtiert wurden. Erst in jüngster Zeit wird "Gleichberechtigung" für Links- und Rechtshänder gewährt, und siehe auch unsere Vorfahren, die Affen, benutzen, die einen bevorzugt die rechte, die anderen bevorzugt die linke. Affen kämpfen eben nicht in geordneten Heeren. Was zu beweisen war.

    Die Teilnehmerzahl stieg in diesem Jahr um 18 Prozent und der Mädchenanteil liegt bei 35 Prozent. Und das ist viel, sind doch an den Technischen Universitäten im Schnitt bislang nie mehr als 15 Prozent Frauen vertreten. Wie sagt es die klassische Frauenbewegung: "Frauen kommen langsam, aber gewaltig!" Die Universitäten und die späteren Arbeitgeber freuen sich auf den Ansturm weiterer begabter junger Frauen.


    Weitere Informationen:

    http://www.jugend-forscht.de/wettbewerb/2000_LW-Nieders.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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