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29.01.2007 13:35

Verbesserte Wundheilung durch radioaktive Betastrahler

Tanja Schmidhofer Pressestelle
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

    900.000 Euro stellt die Bayerische Forschungsstiftung dem Projekt "BetaMod", das die Verbesserung der Wundheilung durch die Platzierung von Betastrahlern im Körper untersucht, zur Verfügung. Damit kann die Projektleiterin am Klinikum rechts der Isar, die Augenärztin Prof. Dr. med. Ines Lanzl, drei Jahre lang gemeinsam mit Kollegen aus der Strahlentherapie (Klinikum rechts der Isar), der Physik (LMU), der Veterinärmedizin (LMU) der Urologie (Klinikum Großhadern) und der Gastroenterologie (Klinikum Großhadern) an dem Projekt arbeiten. Durch den Beitrag von industriellen Partnern erhöht sich der Gesamtumfang der Studie auf rund 1,8 Millionen Euro.

    Viele Menschen haben das Problem schon am eigenen Leib erfahren: Verletzungen und Entzündungen führen häufig zu Narbenbildung - nicht nur auf unserer Haut, sondern auch im Körperinneren. Gerade nach Operationen ist dieser Vorgang meist unerwünscht. Manchmal verhindert er sogar, dass das Ziel einer Operation erreicht wird. Das ist insbesondere bei röhrenartigen Strukturen wie Harnwegen, Gallenwegen oder Tränenwegen der Fall, die durch Narben stark verengt werden können.

    Schon seit Jahrzehnten weiß man, dass Radioaktivität die Bildung von Narben verringert. Doch bislang hatte diese Möglichkeit einen entscheidenden Nachteil: Gesundes Gewebe wird durch radioaktive Bestrahlung geschädigt und eine exakte Konzentration ausschließlich auf entzündetes Gewebe war nicht möglich.

    "Genau dieses Problem hatten wir bei Operationen des Grünen Stars", erläutert Augenärztin Lanzl. "Wir modulieren dabei einen kleinen Kanal im Auge, der nach der Operation leider häufig verklebt. Das Auftragen einer chemotherapeutischen Flüssigkeit bei der Operation wirkt dem zwar entgegen, lässt sich aber nicht genau dosieren." Daher untersuchte Prof. Lanzl in den vergangenen drei Jahren, wie die Narbenbildung durch winzige Implantate, die mit dem Betastrahler Phosphor 32 beschichtet sind, auf kontrollierte Weise verhindert werden kann. Möglich wurde dieses Vorgehen durch die technische Ausstattung und das Knowhow der Abteilung für Physik der LMU: Deren Garchinger Beschleunigerlabor verfügt über einen so genannten "Ionenimplanter", der das Implantat mit einer genau berechenbaren Anzahl von Phosphor-Atomen bestückt.
    "Die guten Ergebnisse unserer vorklinischen Untersuchung haben uns veranlasst, die dort gewonnenen Erkenntnisse auch auf andere medizinische Bereiche zu übertragen", sagt Lanzl. Damit war der Startschuss für das jetzt geförderte Projekt gefallen.

    Nicht nur im Auge, sondern auch in anderen Bereichen der Medizin treten Probleme mit der Narbenbildung in "Röhren" auf. Betroffen sind insbesondere die Harn- und die Gallenwege. Daher lag es nahe, Spezialisten aus der Urologie und der Gastroenterologie als Projektpartner zu gewinnen. Hier wird die Röhrenstruktur nach Operationen ohnehin bereits durch Implantate gegen Narbenbildung geschützt; die Integration der radioaktiven Betastrahler kann daher direkt auf diesen Kathetern erfolgen. Die Forscher nutzen die Studie überdies, um auch die Kathetermaterialien weiter zu entwickeln. So kann beispielsweise durch die Verwendung noch glatterer Oberflächen bei den Gallenkathetern deren Verkrustung durch die aggressiven Gallensalze verringert werden.
    Prof. Lanzl freut sich über die Kooperation: "Die Zusammenarbeit über die Fachgrenzen hinweg nützt uns allen. Denn jede Disziplin hat ihre eigenen Lösungswege und jeder kann vom anderen etwas Neues lernen."

    Ziel des Projektes ist es, den routinemäßigen Einsatz von Kathetern, die mit Betastrahlern bestückt sind, zu ermöglichen. Dann kann bereits bei der Operation gezielt der späteren Narbenbildung vorgebeugt werden.

    Projektbeteiligte:
    o Prof. Dr. Ines Lanzl: Augenklinik, Klinikum rechts der Isar
    o PD Dr. Walter Assmann: Department für Physik, LMU
    o Prof. Dr. Burkhard Göke: Abteilung für Medizin II (Gastroenterologie), Klinikum Großhadern
    o Prof. Dr. Peter Kneschaurek: Klinik für Strahlentherapie, Klinikum rechts der Isar
    o Prof. Dr. Ulrike Matis: Abteilung für Veterinärmedizin, LMU
    o Prof. Dr. Christian Stief: Abteilung für Urologie, Klinikum Großhadern

    Ansprechpartnerin:
    Prof. Dr. Ines Lanzl
    Augenklinik am Klinikum rechts der Isar
    Tel.: 089-4140-2797
    E-Mail: ines.lanzl@lrz-tu-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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