idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.01.2007 13:43

Neues Medikament gegen die Altersblindheit?

Frank Luerweg Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Häufigste Ursache für eine erhebliche Sehbehinderung im Alter ist in Industrieländern die altersabhängige Makuladegeneration, kurz AMD. Während gegen die so genannte "feuchte" AMD mittlerweile wirksame Medikamente zur Verfügung stehen, gibt es gegen die "trockene" Variante bislang keine Therapie. In diese Lücke stößt das neue Medikament Fenretinide. Momentan startet die weltweit erste große Patientenstudie, in der die Arznei auf ihre Wirksamkeit gegen die trockene Spätform der AMD getestet wird. Hieran ist die Universitäts-Augenklinik Bonn maßgeblich beteiligt.

    Fenretinide könnte als erstes Medikament den Verlauf der trockenen AMD verlangsamen oder sogar stoppen. Im Tierexperiment hat es bereits seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt: Der als Kapsel geschluckte Wirkstoff kann demnach die Anhäufung von "Stoffwechselmüll" im Auge verhindern. Die lichtempfindliche Netzhaut erneuert sich nämlich ständig; die ausgemusterten Bestandteile werden entsorgt. Mit zunehmendem Alter klappt das nicht mehr vollständig. Was bleibt, ist ein Rest aus Abfallprodukten - unter anderem das so genannte "Lipofuszin".

    Lipofuzin besitzt toxische Bestandteile und kann auf Dauer die lichtempfindlichen Sinneszellen schädigen. Betroffen ist vor allem die Stelle des schärfsten Sehens, auch "Makula" genannt. Folge: Die Umgebung erscheint unscharf, Farben verblassen, ein schwarzer Fleck verdeckt das Blickfeld und dehnt sich mehr und mehr aus, bis Lesen oder Autofahren unmöglich werden. Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland kennen diese Symptome aus eigener Erfahrung.

    Giftiger Stoffwechselmüll

    Dass man heute weiß, welche Rolle Lipofuszin bei der Entstehung einer trockenen AMD spielt, ist unter anderem der Universitäts-Augenklinik Bonn zu verdanken. "Mit neuartigen lasergestützten Verfahren können wir die Giftstoffe im Auge sichtbar machen und drohende Schädigungen frühzeitig erkennen", erklärt Klinikchef Professor Dr. Frank G. Holz.

    Nur fünf Minuten dauert die Untersuchung. Dabei bestrahlen die Mediziner mit einem so genannten Ophthalmoskop den Augenhintergrund ihrer Patienten mit Laserlicht. Die Lipofuszin-Ablagerungen beginnen daraufhin zu leuchten - ein Effekt, der als "Autofluoreszenz" bezeichnet wird. Hunderte von Patienten mit trockener AMD haben die Bonner schon auf diese Weise untersucht. "Unsere Daten beweisen, welch wichtige Bedeutung das Lipofuszin für die Entstehung der Krankheit hat."

    Auf diese Expertise baut nun die Firma Sirion Therapeutics. Der Hersteller von Fenretinide führt zur Zeit die weltweit erste große Patientenstudie zur Behandlung der trockenen Spätform der AMD durch. Darin sollen in den nächsten zwei Jahren Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medikaments umfassend getestet werden. "Bei uns laufen die Laser-Ophthalmoskop-Aufnahmen aus allen teilnehmenden Studienzentren auf", betont Holz, dessen Klinik auch wesentlich an der Planung der Studie beteiligt war. "So können wir beurteilen, inwiefern Fenretinide die fortschreitende Anhäufung von Lipofuszin und den weiteren Sehverlust verhindert."

    Kontakt:
    Prof. Dr. Frank. G. Holz
    Universitäts-Augenklinik Bonn
    Telefon: 0228/287-5647
    E-Mail: frank.holz@ukb.uni-bonn.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).