idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.04.2000 08:22

Die Schädigung der Stimme sehen

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Workshop an der Uni Jena diskutiert am 7./8. April optische Stimmlippendiagnose

    Jena (03.04.00) Lehrer haben einen sprechintensiven Beruf. Wenn ihre Stimme nachlässt, wird die Therapie oft sehr langwierig, "denn die meisten Betroffenen gehen zu spät zum Arzt", weiß Dr. Thomas Braunschweig vom Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Bereits bei ersten Anzeichen sollten Menschen aus sprechintensiven Berufen einen Spezialisten konsultieren, mahnt der Jenaer Wissenschaftler. Störtendenzen können heutzutage bereits im Ansatz erkannt werden. Hilfreich dabei ist auch eine Hochgeschwindigkeitskamera, die bis zu 5.500 Bildern pro Sekunde aufzeichnet. Sie wird per Endoskop an die Stimmlippen herangeführt und macht deren Bewegungen detailliert sichtbar.

    Solche optischen Aufzeichnungen von Stimmlippenvibrationen und ihre Auswertung stehen im Mittelpunkt eines internationalen Workshops, der am 7./8. April vom Uni-Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie sowie mit Unterstützung von Prof. Dr. Herbert Witte vom Uni-Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Dokumentation in Jena ausgerichtet wird. Fast 50 Ärzte, Physiker, Ingenieure und Phonetiker werden zu dieser DFG-unterstützten Tagung über die Fortschritte in der instrumentellen Inspektion des Kehlkopfes erwartet. "Der Workshop dient dazu, die Methode wissenschaftlich weiter zu fundieren", erklärt Dr. Braunschweig. Außerdem sollen theoretische Aspekte mit der praktischen Anwendung stärker vernetzt werden, erhofft sich der Jenaer Physiker eine stärkere Verbreitung des optischen Verfahrens. Referenten aus aller Welt werden die Highspeedkamera vorstellen, im Einsatz zeigen und die bisherigen Ergebnisse diskutieren.

    Die Kamera, die jetzt in Jena steht, wurde in Erlangen entwickelt. Während dort vor allem die physikalischen Aspekte der Stimmlippenanalyse erforscht werden, steht in Jena die Diagnostik im Vordergrund. Die Bilder der Kamera werden per Computer ausgewertet und zu anschaulichen Graphiken umgewandelt, die rasch eine Veränderung der Stimmlippe beweisen können. "Durch die Verarbeitung des gemessenen Signals ist die Bestimmung der Momentfrequenz, der Einschwingungszeiten und der Zeit-Frequenz-Verteilung möglich", sagt Braunschweig. Die Entwicklung solcher Signalanalyseprogramme ist seine Spezialität. Der Physiker erforscht besonders das Einschwingen - was passiert in jener Phase, bevor der erste Ton entsteht. Dauert die Einschwingzeit weniger als sieben Millisekunden ist die Stimmlippe zu stark, bei mehr als neun Millisekunden ist sie zu schwach, so Braunschweigs Erkenntnis. Beides weist auf Störungen hin, die - rechtzeitig erkannt - durch ein Stimmtraining oder eine andere Therapie gut und meistens rasch behoben werden können.

    Viele Betroffene versuchen allerdings, die stimmliche Veränderung zu kompensieren. Lehrer, deren Stimmlippen erschlafft sind und die dadurch leiser sprechen, gleichen den Lautstärkenverlust durch besondere Bemühungen aus, erläutert Braunschweig an einem häufig auftretenden Fall. Diese Anstrengungen können zu Verkrampfungen der Stimmlippen führen, die dann nur noch schwer behandelt werden können. Doch bereits die Kompensationsversuche lassen sich per Kamera und Auswertung erkennen, schwärmt der Jenaer Wissenschaftler. Eine Therapie wird frühzeitig möglich.

    Neben den Jenaer Resultaten sollen während des Workshops auch neueste Forschungen zur Stimmschallanalyse, zum Einfluss der Stimmlippenschleimhaut auf die Messungen sowie Studien zu Stimmlippenlähmungen vorgestellt werden. Stolz ist Braunschweig auch darauf, dass der "Forschungspapst" auf diesem Themenfeld aus den USA nach Jena kommen wird.

    Ansprechpartner:
    Dr. Thomas Braunschweig
    Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie der Universität Jena
    Stoystr. 3
    07743 Jena
    Tel.: 03641/935434
    Fax: 03641/935432
    E-Mail: tbraunschweig@landgraf.med.uni-jena.de
    Internet: http://www.uni-jena.de/med/phoni/lary

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Axel Burchardt M. A.
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931041
    Fax: 03641/931042
    E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).