Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin fordert
Stärkung der Klinischen Forschung in Deutschland
Berlin - Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sieht die universitäre klinischen Forschung in Deutschland in einem Dilemma: Wissenschaft gilt als entscheidende Perspektive für die Zukunft. Die Vielfalt an sinnvollen, qualitativ hochwertigen Programmen ist groß. Trotzdem sei laut DGIM die klinische Forschung häufig zum Scheitern verurteilt, da die Forschenden selbst immer stärker belastet und schlechter bezahlt sind. Experten der DGIM diskutierten dies heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin.
Klinische Forschung an universitären Einrichtungen umfasst vor allem Forschung am und für den Patienten. Dazu gehört einerseits kliniknahe Grundlagenforschung. Diese untersucht, welche Abläufe dazu führen, dass Krankheiten entstehen. Andererseits dienen klinische Studien dazu, Vorbeugung, Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Erkrankungen zu entwickeln und zu prüfen. "Tatsächlich sind viele der derzeit initiierten Programme grundsätzlich dazu geeignet, diese hohen Ziele zu erreichen", sagt Professor Dr. med. Wolfgang Hiddemann, Vorsitzender der DGIM. Exzellenz-Initiativen, oder Kompetenz-Netze zum Beispiel verfolgten den richtigen Ansatz: Sie vergeben Mittel für klinische Forschung entsprechend bestimmten Qualitätskriterien an ausgewiesene Arbeitsgruppen. Gesetze und Verordnungen erschwerten jedoch erheblich die praktische Umsetzung, meint der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität in München.
Laut DGIM behindert vor allem das neue Hochschulrahmengesetz die klinische Forschung an Universitäten in Deutschland - die letzte Änderung trat mit dem 1. Januar 2007 in Kraft. Die Verordnung hat unter anderem die Rahmenbedingungen für Führungskräfte neu festgelegt: Die W-Besoldung löst die C-Besoldung ab. Nimmt ein habilitierter, klinisch erfahrener Oberarzt eine W2-Professur an, verringert sich sei Grundgehalt um 600,- Euro. Zudem fallen Vergütungen für Dienstbereitschaft und Überstunden ersatzlos weg. "Was also sollte diese Kollegen dazu motivieren, eine wissenschaftliche Karriere fortzusetzen und eine Professorenstelle anzutreten?", gibt der Kongresspräsident der diesjährigen 113. Jahrestagung der DGIM zu bedenken. Schon jetzt sei ein deutlicher Rückgang des medizinischen Nachwuchses an Universitätskliniken zu verzeichnen. Nur noch ein vergleichsweise kleiner Teil der Bewerber habe Interesse an medizinischer Forschung und einer universitären Karriere.
Dies verdeutliche ein zentrales Dilemma: "Alle noch so sinnvollen Programme zur Stärkung der klinischen Forschung an den Universitäten werden daran scheitern, dass diejenigen, die diese Forschung machen sollen und machen wollen, substantiell demotiviert und desillusioniert werden", so Professor Hiddemann. Um das zweifelsohne vorhandene große Potenzial universitärer klinischer Forschung in Deutschland zu nutzen, benötigten junge, aufsteigende Wissenschaftler den entsprechenden Rückhalt aus Bundes- und Landespolitik.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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