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01.02.2007 15:46

Der Euro - erfahrungen und Herausforderungen

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Zum Abschluss der Ringvorlesungsreihe im Wintersemester kann Uni-Präsident Wolfgang Bergsdorf noch einmal einen ausgewiesenen Finanzexperten im Erfurter Rathausfestsaal begrüßen. Der ehemalige Präsident der Bundesbank Dr. Dr.h.c.mult. Hans Tietmeyer spricht am kommenden Dienstag (6.2.2007) um 18.00 Uhr zum Thema "Der Euro - bisherige Erfahrungen und neue Herausforderungen".

    Der Euro wurde 1999 nach fast dreißigjähriger Vorarbeit zunächst als gemeinsame Währungseinheit und 2001 dann auch in Form von Banknoten und Münzen in elf (heute dreizehn) EU-Ländern eingeführt. Auch nach jüngsten Umfragen sei er in Deutschland zwar noch immer nicht so beliebt, wie es die D-Mark lange Zeit gewesen sei, währungspolitisch habe er sich jedoch bisher eindeutig als Erfolg erwiesen, so Tietmeyer. "Er hat insbesondere die Wechselkursrisiken und die Umtauschkosten in Europa reduziert sowie Handel und Verkehr über die nationalen Grenzen hinweg erleichtert". Trotz der noch immer zu hörenden Etikettierung als "Teuro" sei er heute auch eine insgesamt stabile und weltweit als solche anerkannte Währung. Als Bargeldwährung habe er im letzten Jahr sogar den Dollar auf den zweiten Platz verwiesen.

    "Hinter diesen offenkundigen Erfolgen verbergen sich allerdings auch manche bisher noch ungelöste Probleme", so Tietmeyer. Die Schwierigkeiten der letzten Jahre bei Wachstum und Beschäftigung in einigen großen kontinentaleuropäischen Ländern seien zwar nicht dem Euro oder der Geldpolitik der EZB zuzurechnen, durch die Ausschaltung der internen Wechselkursrisiken und die Angleichung der Zinsen habe der Euro jedoch zugleich auch die Intensität des Wettbewerbs im Euro-Gebiet verschärft - mit allen damit verbundenen Chancen und Risiken. Hinzu kämen die in vielen öffentlichen Haushalten noch deutlicher gewordenen Defizit- und Schuldenprobleme.

    "Wenn die bisher in einigen Ländern - auch in Deutschland - offenkundig gewordenen Mängel bei der notwendigen staatlichen Fiskaldisziplin sowie bei der Wettbewerbsfähigkeit der Steuer-, Sozial- und Arbeitsmarktsysteme nicht bald nachhaltig angegangen und gelöst werden, kann das in Zukunft leicht zu gefährlichen Konflikten zwischen den Euro-Ländern und auch mit der Geldpolitik der EZB führen", warnt der Finanzexperte. Die in einigen Ländern derzeit zu hörende Kritik an der Unabhängigkeit und an der Stabilitätsorientierung der EZB seien gefährliche Signale, "die jüngst zu recht von der Bundeskanzlerin in ihrer Funktion als derzeitige EU-Präsidentin zurückgewiesen worden sind". "Der Euro war und ist für Europa zweifellos ein großer Schritt nach vorn. Er kann aber dauerhaft nur gesichert werden, wenn sich alle Teilnehmerländer auch nachhaltig den damit verbundenen Herausforderungen der dauerhaften Fiskaldisziplin und der notwendigen Wettbewerbs- und Erneuerungsfähigkeit stellen", stellt Tietmeyer fest.

    Der 1931 in Metelen/Westfalen geborene studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler Tietmeyer war von 1962 bis 1982 im Bundesministerium für Wirtschaft in Bonn in der Grundsatzabteilung tätig, ab 1972 als Leiter. Von 1982 bis 1989 war er Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, wo er insbesondere für Grundsatzfragen, Geld- und Kreditwesen, Europa und Internationale Fragen zuständig war. 1990 wechselte er zur Deutschen Bundesbank, der er ab 1993 bis 1999 als Präsident vorstand. Nebenher war er in vielen internationalen Gremien und Fachausschüssen der EG/EU Brüssel, der OECD Paris, des IWF Washington und des BIZ Basel als Mitglied bzw. Vorsitzender tätig. Derzeit ist Tietmeyer u.a. Präsident der European Business-School (Rheingau). Er ist Mitglied der päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften in Rom und Honorarprofessor der Martin-Luther-Universität in Halle.

    Das Thema Geld im weiteren Sinne stand im Zentrum der gemeinsamen öffentlichen Ringvorlesung von Universität und Fachhochschule Erfurt im Wintersemester 2006/07. Wie stets bei dieser inzwischen zur Tradition gewordenen Veranstaltungsreihe wurden namhafte Praktiker und Wissenschaftler gewonnen, um unterschiedliche Facetten dieses unerschöpflichen Themas beleuchten zu können. Das Spektrum der Themen reichte von der Geschichte des Geldes, dem Verhältnis von Geld und Religion über den heutigen "Finanzmarkt-Kapitalismus" bis hin zu der Frage nach den Folgen der Einführung des Euro im europäischen Wirtschaftsraum und andere Fragen der Finanz- und Geldpolitik.

    Die mit Unterstützung der Sparkassenfinanzgruppe, der Stadtverwaltung Erfurt und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe führte Studierende, Mitarbeiter der Erfurter Hochschule und interessierte Bürger der Stadt zusammen.


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-erfurt.de/presse/veranstaltungen/ringvorlesung/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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