idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.02.2007 10:35

Die Krux mit der Erbschaftsteuer: RUB-Forscher fordert grundsätzliches Umdenken

Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts zur Erbschaftsteuer hat weitreichende Folgen. Darauf weist der Bochumer Steuerrechtler Prof. Dr. Roman Seer hin: Von der Entscheidung betroffen ist auch das "Gesetz zur Erleichterung der Unternehmensnachfolge", das gerade erst in den Deutschen Bundestag eingebracht wurde. Die "tiefgreifenden Mängel und Fehlwirkungen" dieses Gesetzesprojektes haben Prof. Seer und PD Dr. Harald Jansen in einer interdisziplinären Forschungsarbeit für den Finanzausschuss des Deutschen Bundestages herausgearbeitet. "Sollte die Große Koalition gleichwohl daran festhalten, ist ein erneuter Gang nach Karlsruhe vorgezeichnet", so Prof. Seer. Der Experte fordert nun ein grundsätzliches Umdenken in der Erbschaftsbesteuerung.

    Bochum, 08.02.2007
    Nr. 56

    Die Krux mit der Erbschaftsteuer
    RUB-Forscher fordert grundsätzliches Umdenken
    Bundesverfassungsgericht stützt sich auf Bochumer Expertise

    Das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts zur Erbschaftsteuer vom 31.1.2007 hat weitreichende Folgen. Darauf weist der Bochumer Steuerrechtler Prof. Dr. Roman Seer (Juristische Fakultät der RUB) hin: Von der Entscheidung betroffen ist auch das "Gesetz zur Erleichterung der Unternehmensnachfolge", das gerade erst in den Deutschen Bundestag eingebracht wurde. Die "tiefgreifenden Mängel und Fehlwirkungen" dieses Gesetzesprojektes haben Prof. Seer und PD Dr. Harald Jansen (Betriebswirtschaftliche Steuerlehre) in einer interdisziplinären Forschungsarbeit für den Finanzausschuss des Deutschen Bundestages herausgearbeitet. "Sollte die Große Koalition gleichwohl daran festhalten, ist ein erneuter Gang nach Karlsruhe vorgezeichnet", so Prof. Seer. Der Experte fordert nun ein grundsätzliches Umdenken in der Erbschaftsbesteuerung.

    Bochumer Expertise liegt Urteil zugrunde

    Gleich mehrere Arbeiten des Bochumer Steuerrechtlers Prof. Dr. Roman Seer liegen dem aktuellen Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Erbschaftsteuer zugrunde: Bereits in seiner Antrittsvorlesung an der RUB 1997 hatte Prof. Seer nachgewiesen, dass die im Erbschaftsteuergesetz enthaltenen Wertmaßstäbe gegen das verfassungsmäßige Gleichheitsgebot verstoßen: Während etwa das private Geldvermögen und Wertpapiere mit ihren vollen Nenn- bzw. Kurswerten angesetzt werden, bleibt die Bewertung von Sachwerten (zum Beispiel von Grundstücken, GmbH-Anteilen, Betriebsvermögen) in der Regel deutlich hinter den Verkehrswerten zurück. "Gleichzeitig sind die Wertmaßstäbe aber auch innerhalb den einzelnen Sachvermögen höchst unterschiedlich ausgestaltet und besitzen eher den Charakter von Zufallswerten", so der RUB-Steuerexperte. Dem ist das Verfassungsgericht nun gefolgt und hat das nach Seer "willkürliche Bewertungs-Konglomerat" insgesamt für unvereinbar mit dem Gleichheitssatz des Art. 3 Grundgesetz erklärt. Dem Gesetzgeber bleibt nun bis zum 31.12.2008 Zeit, eine verfassungskonforme Rechtslage herzustellen.

    Verzicht auf Steuer oder spürbare Tarifsenkung

    "Dass das Bundesverfassungsgericht so entscheiden würde, überrascht mich nicht", so Prof. Seer. Allerdings stehe der aktuelle Entwurf des "Gesetz zur Erleichterung der Unternehmensnachfolge" im Widerspruch dazu: Er sieht vor, die Erbschaftsteuer auf so genanntes produktives Betriebsvermögen zu erlassen. Voraussetzung für diesen Erlass soll aber sein, dass der Erbe das Unternehmen zehn Jahre in wirtschaftlich vergleichbarem Umfang fortführt. Für Seer gibt es nur zwei alternative Wege aus dem grundsätzlichen Dilemma: "Entweder verzichtet der Staat gänzlich auf eine Erbschaftsteuer oder er gestaltet ihre Wertmaßstäbe gleichheitskonform aus, verbreitert so die Bemessungsgrundlage und senkt zugleich spürbar den Steuertarif für alle Vermögensarten."

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Roman Seer, Lehrstuhl für Steuerrecht, Juristische Fakultät der RUB, Tel. 0234/32-28269, E-Mail: ls.seer@jura.ruhr-uni-bochum.de


    Bilder

    Prof. Roman Seer
    Prof. Roman Seer

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Roman Seer


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).