MHH-Forscher finden Parallelen zwischen Mensch und Mikrobe / Veröffentlichung in "Nature"
Helicobacter pylori ist ein sehr anhängliches Bakterium, das man sein Leben lang nicht mehr los wird. Schon die ersten Menschen, die vor 60.000 Jahren von Afrika aus die Welt besiedelten, waren mit der Mikrobe infiziert, die Magengeschwüre und Magenkrebs auslösen kann. Das hat ein internationales Forscherteam um Mark Achtman, Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, Francois Balloux, Universität Cambridge und Sebastian Suerbaum, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), herausgefunden. ?Es spricht alles dafür, dass sich Helicobacter pylori gleichzeitig mit dem anatomisch modernen Menschen von Afrika aus verbreitet hat?, betont Professor Dr. Sebastian Suerbaum, Leiter der MHH-Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. In einer ersten Studie im Jahr 2003 hatten Suerbaum und Achtman mit weiteren Kollegen herausgefunden, dass sich in den Genen der Mikrobe Wanderbewegungen der Menschheitsgeschichte widerspiegeln. Ihre neueste Arbeit, die jetzt im renommierten Fachmagazin ?Nature? veröffentlicht ist, zeigt, dass das Bakterium vom Beginn der letzten globalen Ausbreitungen der Menschheit an mit den Menschen assoziiert war.
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist mit Helicobacter pylori, dem bakteriellen Erreger verschiedener Erkrankungen des Magens, infiziert. Die Wissenschaftler untersuchten repräsentative DNA-Sequenzen von 769 Helcobacter pylori-Bakterien aus 51 Ländern und verglichen die Muster mit denen in DNA-Proben vom Menschen. ?Es ist eindrucksvoll, wie präzise sich menschheitsgeschichtliche Ereignisse in der Populationsstruktur von Helicobacter pylori abgebildet haben?,erklärt Professor Suerbaum. Das Erbgut der Mikrobe verhält sich dabei wie ein Anhängsel an das menschliche Erbgut: Wenn sich eine Population von Menschen durch Völkerwanderungen von anderen Populationen entfernt hat, so spiegelt sich das auch in ihrem Erbgut wider ? und im Erbgut ihrer Magen-Bakterien. Je länger die zurückgelegten Wanderungswege sind, desto größer ist auch der Unterschied im Erbgut.
Helicobacter pylori existiert in sechs genetisch unterschiedlichen Haupttypen ? drei afrikanischen, zwei asiatischen und einem europäischen Typ. ?Wir konnten bei der Entwicklung dieser Typen und bei der Entwicklung der Menschheit so große Ähnlichkeiten feststellen, dass alles für eine parallele Evolution von Mensch und Mikrobe spricht?, sagt Professor Suerbaum.
Mit ihren Erkenntnissen zeigen die Forscher nicht nur auf, dass die Verwendung von Helicobacter pylori-Genen als ein neues Werkzeug einen Beitrag zu kontrovers diskutierten Themen der menschlichen Geschichte liefern könnte. ?Unsere Arbeit hilft auch bei der Entwicklung neuer Impfstoffe?, betont Professor Suerbaum, da die Helicobacter-Typen unterschiedlich virulent seien und Impfstoffe möglichst gegen alle auf der Welt verbreiteten virulenten Erreger schützen sollten. Die neue Publikation markiert nur einen vorläufigen Höhepunkt in den Arbeiten des Forscherteams. In einem nächsten Forschungsprojekt soll die Diversität von Helicobacter pylori und Mensch weiter untersucht werden ? für diese Arbeit hat das von Professor Suerbaum geleitete Wissenschaftlerkonsortium gerade 1,7 Millionen Euro bewilligt bekommen. Forscher aus vier Ländern der ?European Research Area? (ERA) werden hier in einem neuen Typ von Wissenschaftsnetzwerk (ERAnet) zusammenarbeiten.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Sebastian Suerbaum,
suerbaum.sebastian@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6769, die Originalarbeit finden Sie unter http://npgnature.com/npg/servlet/content?data=xml/05_google.xml.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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