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21.02.1997 00:00

Arbeitslos = alkoholsüchtig?

Beate Kostka M. A. Presse- und Informationsstelle, Standort Duisburg
Gerhard-Mercator-Universität Duisburg (bis 31.12.2002)

    Jeder fuenfte Langzeit-Arbeitslose hat Alkoholprobleme

    Arbeitslos = alkoholabhaengig?

    Wer laenger als zwei Jahre arbeitslos ist, wird nicht zwangslaeufig zum Alkoholiker, auch wenn dies ein weitverbreitetes Vorurteil ist und Langzeitarbeitslose haeufiger zur Flasche greifen als die Durchschnittsbevoelkerung.

    Suchtgefaehrdet sind vor allem die Arbeitslosen, die schon waehrend der Berufstaetigkeit viel Alkohol konsumiert haben. Zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsgruppe Langzeitarbeitslosigkeit an der Mercator-Universitaet.

    Untersucht wurde, ob und wie Suchtkarrieren bei lang dauernder Arbeitslosigkeit entstehen: Gibt es moeglicherweise einen Zusam- menhang zwischen der Tatsache, dass in Deutschland rund vierein- halb Millionen Berufstaetige schon seit langem ohne Job sind und zweieinhalb Millionen Bundesbuerger Akoholprobleme haben?

    Fast jeder fuenfte Arbeitslose hat Suchtprobleme

    Der Alkoholismus ist unter Arbeitslosen staerker verbreitet, als im Bevoelkerungsdurchschnitt. So hatte in der Duisburger Studie zur Wiedereingliederung Langzeitarbeitsloser fast jeder fuenfte Massnahmeteilnehmer mit Suchtproblemen zu kaempfen, wobei der Missbrauch von Alkohol im Vordergrund stand. Die Studie verdeutlicht auch, dass suechtige Arbeitslose deutlich groessere Probleme haben, wieder einen festen Job zu bekommen, als die Teilnehmer ohne Suchtprobleme.

    Die Gruende fuer den Alkoholmissbrauch sind vielfaeltig: Ihre Wurzeln finden sich in einer ausgepraegten Trinkkultur, die regelmaessigen Alkoholgenuss, ja sogar Exzesse duldet. Fuer viele Arbeitnehmer ist der Alkohol als Problemloeser und Gemeinschaftsstifter fester Bestandteil ihrer Arbeitswelt.

    Wird dieser Personenkreis arbeitslos, ist tatsaechlich mit einer Verstaerkung des drogenhaften Trinkverhaltens zu rechnen. Durch den hohen Stellenwert, den Arbeit in unserer Gesellschaft besitzt, wird Beschaeftigungslosigkeit schnell mit persoenlichem Versagen gleichgesetzt und mit sozialer Ausgrenzung bestraft.

    Wenn man sich den Alkohol nicht mehr leisten kann

    Dennoch fuehrt die Arbeitslosigkeit nicht zwangslaeufig in die Sucht: Erwerbslose, die vor dem Arbeitsplatzverlust keine Problemtrinker wa- ren, aendern ihr Trinkverhalten kaum. Wegen der eingeschraenkten Finanzsituation ist oft auch mit einem Rueckgang des Alkoholkonsums zu rechnen.

    Andererseits fehlt die Kontrolle durch Kollegen und neben der Langeweile herrscht das Gefuehl vor, nicht gebraucht zu werden. Das verleitet dazu, den Kummer in Alkohol zu ertraenken. Die deutlichste Senkung des Alkoholkonsums bringt, laut Statistik, eine erneute Arbeitsaufnahme mit sich.

    Wenn auch nicht jeder zum Problemtrinker wird, so ist dennoch damit zu rechnen, dass die Alkoholismusrate mit wachsender Langzeitarbeitslosigkeit ansteigt. Jeder erhaltene Arbeitsplatz hilft deshalb bei der Suchtvorbeugung. Die Angst, den Arbeitsplatz aufgrund der Unternehmenssituation zu verlieren, wird naemlich oft mit Hilfe von Alkohol verdraengt. Darueber hinaus koennen Arbeitsplatzgarantien alkoholkranke Arbeitnehmer motivieren, einen Entzug oder eine Therapie durchzufuehren.

    Duisburger Beitraege zur Soziologischen Forschung

    Arbeitslosigkeit und Sucht: Eine qualitative Studie zu Suchtkarrieren von Arbeitslosen

    Thomas Schweer - Forschungsgruppe Langzeitarbeitslosigkeit


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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