Prof. Dr. Frank Neubacher ist neuer Lehrstuhlinhaber für Kriminologie an der Universität Jena
Jena (13.02.07) Wenn es um Unruhen in Gefängnissen oder Gewalt im Strafvollzug geht, liest Prof. Dr. Frank Neubacher, M.A. seine Zeitungen umso intensiver. Den Rechts- und Politikwissenschaftler treibt dabei nicht die Sensationsgier, sondern berufliches Interesse. Neubacher ist der neue Lehrstuhlinhaber für Strafrecht und Kriminologie der Universität Jena und Strafvollzug ein Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit.
"Die Kriminologie ist eine interdisziplinäre und internationale Sozialwissenschaft", definiert der 41-jährige gebürtige Koblenzer sein Fachgebiet, das er auch unter ethisch-philosophischen Gesichtspunkten betrachtet. Dieser weite Ansatz entspringt seiner breiten Ausbildung, denn der Jurist hat auch ein Politologie-Studium mit dem Magistergrad (M.A.) abgeschlossen. Und so vermischen sich in seinen vielseitigen Arbeiten immer wieder die Themen Politik und Recht.
Bereits während einer kurzen Tätigkeit bei den Vereinten Nationen in Wien war er an der Erarbeitung von Fallbeispielen zu Menschenrechten beteiligt. Dieses Material diente der Schulung der Justiz in Afrika und Ost-Europa - und behandelte u. a. Fragen der Gefängnisverwaltung. Dieses Thema hat den Neu-Jenaer, der bereits mit seiner Frau in der Saale-Stadt wohnt, ebenso wenig losgelassen wie das Thema fremdenfeindlicher Brandanschläge, worüber er 1997 an der Universität Bonn promovierte.
Die Stellen, "an denen sich politikwissenschaftliche und kriminologische Fragen überschneiden, die interessieren mich besonders", bekennt der Jurist. Und so habilitierte er sich 2003 an der Uni Köln mit der Schrift "Kriminologische Grundlagen einer internationalen Strafgerichtsbarkeit. Politische Ideen- und Dogmengeschichte, kriminalwissenschaftliche Legitimation, strafrechtliche Perspektiven", die 2005 erschien.
Das Völkerstrafrecht treibt Neubacher besonders um. "Es war im Kalten Krieg praktisch tot", sagt der Jenaer Rechtswissenschaftler. Die Gründung des ständigen Internationalen Strafgerichtshofes hält er für "eine unheimliche Leistung" und "den Versuch, das Völkerrecht endlich durchzusetzen". Und dies nicht eurozentristisch, sondern wirklich international. Auch in Jena, wohin er von einer Lehrstuhlvertretung in Dresden berufen wurde, will er sich intensiv mit dem Völkerstrafrecht beschäftigen - "aus Menschenrechts- und aus Opfersicht". Dazu will der Globetrotter mit Forschungsaufenthalten in vielen Ländern Europas mit seinem neuen Team in Jena, dem auch ein Psychologe angehören soll, zunächst eine Faktendatenbank aufbauen.
Außerdem wird Prof. Neubacher die Themen Jugendstrafrecht, Strafvollzug, Sanktionenrecht, "und zwar über die bloße Dogmatik hinaus", und natürlich die Kriminologie in voller Breite in Lehre und Forschung behandeln. Dabei will er den Studenten auch die Praxis vermitteln und dazu die Strafverfolgungsbehörden einbinden. "Die Studenten müssen lernen: Wie ist es im Gefängnis wirklich?", fordert er. Nur so könnten Juristen verstehen, wie es zu Gewalt und anderen Entwicklungen im Strafvollzug komme. "Denn Gewalt im Strafvollzug ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel", ist er überzeugt. Und diese Kenntnisse müssten auch in die Gesetzgebung und Rechtsprechung einfließen.
So setzt er sich dafür ein, dass ein Jugendstrafvollzugsgesetz auch den Jugendlichen und ihrer besonderen Situation entsprechen muss. Wegen des Überganges der Gesetzgebungskompetenz vom Bund auf die Länder sei dieses Thema gerade hoch aktuell, sagt der neue Jenaer Kriminologie-Professor - und wird diesen Zufall für seine Arbeit nutzen.
Kontakt:
Prof. Dr. Frank Neubacher, M.A.
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 942300
E-Mail: frank.neubacher[at]recht.uni-jena.de
Der neue Jenaer Kriminologie-Professor Frank Neubacher.
Foto: Scheere/FSU
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Prof. Dr. Frank Neubacher ist Lehrstuhlinhaber für Strafrecht und Kriminologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Politik, Recht
regional
Personalia
Deutsch
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