Angeborene Fehlbildungen - Von der Pränatalen Diagnose zur Therapie
Symposium am 15. April am Uniklinikum Tübingen
Bis zur 26.ten Schwangerschaftswoche war alles in Ordnung. Dann zeigte die Ultraschalluntersuchung des Ungeborenen etwas Auffälliges. Die verunsicherten Eltern wurden von ihrer Frauenärztin sofort an ein Zentrum der Pränataldiagnostik überwiesen. Dort diagnostizierte die Spezialambulanz für intrauterine Diagnostik einen Steißbeintumor. Die gutartige Geschwulst wurde beobachtet. Da sie sehr schnell wuchs und zunehmend Herz und Kreislauf des Ungeborenen belastete, entschied das Ärzteteam 6 Wochen später gemeinsam mit den Eltern, die Geburt anzustreben. Ein Kaiserschnitt war nötig - bei einer normalen Geburt wären durch den inzwischen kindskopfgroßen Tumor lebensbedrohliche Komplikationen für Mutter und Kind zu erwarten. Nachdem Atmung, Kreislauf und Stoffwechsel des Frühgeborenen stabil waren, wurde operiert und der Tumor entfernt. Die Operation verlief gut, und nach-dem auch alles gut verheilt war, konnte das Kind einige Wochen später nach Hause entlassen werden - fast zeitgleich zum Termin der normalen Geburt.
Wieviel Hochleistungsmedizin und Spezialisten zusammenkommen und Tag und Nacht einsatzbereit sein müssen, damit dies möglich ist, ist für den Laien schwer vor-stellbar. Dabei sind Perinatalzentren - neben Tübingen verfügen noch Ulm, Heidel-berg, Freiburg und Stuttgart in Baden-Württemberg über komplette Zentren - le-benswichtig für Eltern und Kind. Viele ärztliche Disziplinen arbeiten dort eng zu-sammen: Der Pränatalmediziner und der Genetiker, die die oft um die 20. Woche herum auftretenden Auffälligkeiten diagnostizieren und die Eltern ausführlich und zeitintensiv beraten. Der Geburtshelfer und die Hebamme, die dafür sorgen, dass das Kind gesund zur Welt kommt. Der Neonatologe (Früh- und Neugeborenen-Medizin), der auf die Behandlung der oft frühgeborenen oder -geholten Kinder spezialisiert ist. Die Kinderkrankenpflegekräfte auf der Kinderintensivstation für Neu- und Frühgebo-rene. Der Anaesthesist, der mit der Narkose und Beatmung ein bis zwei Tage alter Kinder vertraut sein muß. Der Kinderchirurg, der den Tumor entfernt, den Bauchwanddefekt schließt, die Darmfehlbildung korrigiert. OP-Schwestern und Krankenpflegepersonal, die Erfahrung mit so kleinen Patienten haben.
Am 15. April 2000 findet am Universitätsklinikum Tübingen (Kliniken Schnar-renberg, CRONA, Hoppe-Seyler-Str. 3, Tübingen, Hörsaal 210) das von Frau-enklinik, Neonatologie, Kinderchirurgie und Medizinischer Genetik veranstalte-te 3. Tübinger Symposium über angeborene Fehlbildungen statt, mit dem Ziel, niedergelassenen Frauenärzten, Genetikern, Kinderärzten, Pflegepersonal und Heb-ammen einen fächerübergreifenden Überblick über angeborene Fehlbildungen von der pränatalen Diagnose bis zur Therapie zu geben. Schwerpunktthemen der diesjäh-rigen Veranstaltung sind Darmfehlbildungen, abdominale Tumoren, Skelettfehlbil-dungen und Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Zu der interdisziplinären Fortbildungs-veranstaltung werden rund 150 Teilnehmer aus dem Tübinger Einzugsgebiet und aus der ganzen BRD erwartet.
Vielfältige invasive und nicht-invasive Verfahren ermöglichen heute die Diagnose kindlicher Erkrankungen und das rechtzeitige Erkennen drohender Gefährdungen des Kindes bereits vor der Geburt. Mit Hilfe mütterlicher Blutuntersuchungen, Ultra-schall, Dopplersonographie, Fruchtwasseruntersuchung, Entnahme von Mutterku-chengewebe und kindlichem Blut aus der Nabelschnur können kindliche Infektionen, Fehlbildungen, Bluterkrankungen, Herzrhythmusstörungen, Mangelernährung u.v.m. pränatal diagnostiziert und zum Teil auch behandelt werden.
Das Konzept des Ultraschallscreenings in der Schwangerschaft und die Etablierung pränatalmedizinischer Zentren haben dazu geführt, dass immer häufiger Fehlbildun-gen bereits vor der Geburt erkannt werden. Eine enge interdisziplinäre Zusammenar-beit zwischen betreuendem/r Frauenarzt/-ärztin und den Bereichen Pränatalmedizin, Geburtshilfe, Genetik, Neonatologie, Kinderchirurgie, Neurochirurgie, sowie Kin-derkardiologie und Herzchirurgie bereits vor der Geburt ermöglicht die frühzeitige kompetente Aufklärung der Eltern und ein optimiertes perinatales Management durch Entbindung im Zentrum, Stabilisierung des Neugeborenen, Bestätigung der Diagnose nach der Geburt und frühzeitige Planung der operativen Therapie, so dass eine Ver-besserung der Ergebnisse möglich ist.
Ansprechpartner für nähere Informationen:
Universitätsklinikum Tübingen
Frauenklinik, Abtl. Allg. Geburtshilfe
PD Dr. Gunter Mielke, Tel. 0 70 71/29-8 07 58, Fax 29-53 81
Kinderklinik, Abtl. Neonatologie
Dr. Rangmar Goelz, Tel. 0 70 7129-8 08 95, Fax 29-59 23
Kinderklinik, Kinderchirurgie
Prof. Dr. Paul Schweizer, Tel. 0 70 71/29-8 66 21, Fax 29-40 46
Programm
3. Tübinger Symposium
Angeborene Fehlbildungen -
Von der Pränatalen Diagnose zur Therapie
Darmfehlbildungen - Abdominale Tumoren - Skelettfehlbildungen -
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
Interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung
9.00 Begrüßung und Einleitung D. Wallwiener, D. Niethammer
Session I Moderatoren: P. Schweizer, E. Wiest
9.15 Darmfehlbildungen E. Wiest, I. Müller-Hansen,
W. Barthlen
10.10 Abdominale Tumoren B. Schauf, T. Orlikowsky, H. Hacker
10.55 PAUSE - IMBISS Möglichkeit zum Gespräch
mit den Referenten
Session II
Moderatoren: R. Goelz, G. Mielke
11.30 Skelettfehlbildungen U. Mau, G. Mielke, W. Buchenau,
G. Stuhldreier
12.40 Lippen-Kiefer-Gaumenspalten R. Mayer, J. Arand, M. Bacher,
A. Dufke
13.30 Zusammenfassung, P. Schweizer, G. Mielke
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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