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10.04.2000 18:17

Wer seine Auslöser kennt und meidet, hat seltener Migräne

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    (München) Zahlreiche Faktoren können eine Migräneattacke auslösen. Doch jeder Betroffene reagiert anders und keiner dieser Faktoren ist allein verantwortlich für das Kopfschmerzleiden. Doch Migränepatienten, die ihre persönlichen "Trigger" meiden, können die Anzahl der Attacken senken und die medikamentöse Behandlung erleichtern oder sogar ganz überflüssig machen.

    "Viele Faktoren werden zwar als Migräneauslöser verdächtigt, doch wissenschaftlich gesichert ist ihr Einfluss nur in wenigen Fällen", erklärt der Vizepräsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft Dr. Volker Pfaffenrath. "Bislang steht der Beweis aus", so der Münchener Neurologe weiter, "dass etwa ein spezifischer Nahrungsbestandteil allein für eine Migräne verantwortlich ist."

    So gilt beispielsweise Rotwein als verdächtig, auch wenn nicht klar ist, welcher seiner vielen Bestandteile eine Migräneattacke auslösen kann. Eindeutiger, so die Neurologin Dr. Stefanie Förderreuther vom Universitätsklinikum München-Großhadern, liegt der Fall bei gepökelten Speisen: Sie enthalten Nitrit, und diese Stickstoffverbindung wurde bei Experimenten als Migräneauslöser identifiziert. Auf die Frage, ob Schokolade Migräne auslösen kann, gibt es derzeit keine eindeutige Antwort.

    Manche Mediziner fassen die durch Nahrungsmittel ausgelöste Migräneattacke nicht als das Resultat einer biochemischen Wirkung sondern als eine Art allergische Reaktion auf. Tatsächlich konnten 43 Prozent der Teilnehmer einer britischen Studie durch eine Auslassdiät - bei der bestimmte Attacken-auslösende Nahrungsmittel gemieden werden - die Häufigkeit ihrer Migräneattacken um die Hälfte senken. Darüber hinaus haben mehrere Forschergruppen festgestellt, dass sich bei nahrungsmittelinduzierten Migräneattacken im Blut unter anderem der für Allergien typische Botenstoff Histamin nachweisen lässt. Allerdings ließen sich die fraglichen "Migräne-Allergene" nie durch einen klassischen Hauttest dingfest machen, und keine Diät kann Patienten von ihrer Migräne völlig befreien.

    "Nahrungsmittel werden jedoch insgesamt als Auslöser wohl eher über- als unterschätzt," vermutet Förderreuther. Ein bestimmtes Essverhalten vor einer Migräneattacke könnte nämlich auch bereits ein Symptom der Anfangsphase einer Attacke sein. Gleichwohl rät die Kopfschmerz-Expertin: "Migränepatienten sollten wissen, dass Nahrungsmittel im Einzelfall ein Kofaktor für die Auslösung einer Attacke sein können." Eine Auslassdiät sei jedoch nur dann sinnvoll, wenn ein Nahrungsmittel sich eindeutig als Triggerfaktor identifizieren lässt.

    Viele Menschen leiden am Wochenende unter Migräne. Ein Grund kann der veränderte Schlafrhythmus während der freien Tage sein. Volker Pfaffenrath gibt jedoch zu bedenken, dass sich in dieser Zeit auch der Kaffee-Konsum und das Essverhalten ändern. "Darum muss auch in solchen Fällen ein veränderter Schlaf-Wachrhythmus als alleiniger Auslöser bezweifelt werden."

    Überzeugt sind die Experten indes davon, dass die Entlastungsphase nach Stress oder die Erwartung einer Stress-Situation eine Attacke auslösen können. Ebenso gelten hormonelle Veränderungen im Monatszyklus bei Frauen als erwiesene Triggerfaktoren: Eisprung, Menstruation oder die Pille. Aber, so gibt Pfaffenrath zu bedenken, "Triggerfaktoren sind nicht die alleinige Ursache einer Migräne und provozieren weder allein noch in Kombination regelmäßig Attacken." Wer allerdings seine persönlichen Migräneauslöser kennt und nach Möglichkeit meidet, kann damit die medikamentöse Therapie erleichtern oder vielleicht sogar überflüssig machen.


    Weitere Informationen:

    http://www.dmkg.org
    http://www.dmkg.org/nahr.htm
    und
    http://www.dmkg.org/trigg.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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