(Regensburg) Akupunktur wird zwar häufig zur Behandlung von Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt, doch wissenschaftlich gesichert ist ihre Wirksamkeit
keineswegs. Dies belegt eine aktuelle Untersuchung. Daher sehen die Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft auf diesem Gebiet noch großen Forschungsbedarf. Gleichzeitig kritisieren die Spezialisten, dass andere vorbeugende Maßnahmen mit erwiesener Wirksamkeit zu selten eingesetzt
werden.
Eine steigende Zahl von Ärzte setzt Akupunktur zur Behandlung von Migräne oder Spannungskopfschmerzen ein. Darum hat eine Forschergruppe des internationalen Cochrane-Netzwerkes, die medizinische Therapieverfahren kritisch durchleuchtet und bewertet, nun alle verfügbaren Studien unter die Lupe genommen, bei denen die Wirkung von Akupunktur bei Spannungskopfschmerzen und Migräne untersucht wurde. Zu dieser Forschergruppe gehört auch ein Ärzteteam vom Zentrum für naturheilkundliche Forschung der TU München.
Insgesamt bewerteten die Wissenschaftler 22 Studien mit über 1000 Patienten (Cephalalgia 1999;19:779-786). Fast alle Studien waren methodisch jedoch nicht einwandfrei. "Leider", so Dr. Klaus Linde von der TU München, "hatten jene drei Studien, in denen über besonders positive Ergebnisse berichtet wurde, die schwerwiegendsten Mängel - und alle drei stammten aus Deutschland." Darum wurde auch nur eine dieser Studien in der Auswertung berücksichtigt.
Ergebnis: bei zwei Dritteln der Patienten, die eine Akupunkturbehandlung erhielten, ging die Zahl der Migräne-Attacken um mindestens 33 Prozent zurück. Doch auch in den Kontrollgruppen, die nur eine Scheinbehandlung erhielten, reduzierte sich bei 42 Prozent der Patienten die Anfallszahl. "Damit", so Linde, "konnten wir zwar eine positive Tendenz feststellen, doch diese steht statistisch auf schwachen Füßen." Im Klartext: Wissenschaftlich erwiesen ist die Wirksamkeit der Akpunktur bei Migräne nach wie vor nicht. Denn bei Medikamentenstudien, so Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, wird eine Reduktion der Anfallshäufigkeit um 33 Prozent sehr häufig bereits durch eine Behandlung mit einem Scheinmedikament (Placebo) erreicht.
Ähnlich enttäuschend fiel die Bewertung der Cochrane-Forscher auch bei Spannungskopfschmerzen aus.
"Die Untersuchung belegt, dass auf diesem Gebiet noch großer Forschungsbedarf besteht", betont Professor Hans-Christoph Diener von der Neurologischen Universitätsklinik in den Kopfschmerz-News der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Denn immerhin werde die Akupunktur inzwischen breit eingesetzt. Demgegenüber würden andere Verfahren zur Kopfschmerz-Prophylaxe, deren Wirksamkeit erwiesen ist, viel zu selten eingesetzt. Neben speziellen Medikamenten, bei denen es sich nicht um Schmerzmittel handelt, gehören dazu vor allem Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung, etwa die progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Bewährt hat sich auch leichter Ausdauersport: Patienten, die unter Migräne und Spannungskopfschmerzen leiden, sollten drei Mal pro Woche 30 Minuten lang laufen, schwimmen oder radfahren, raten die Experten der DMKG.
Diese Meldung ist mit Quellenangabe "Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-gesellschaft" frei.
Für Rückfragen:
Prof. Dr. H.C. Diener
Universitätsklinikum Essen
Neurologische Klinik und Poliklinik
Tel.: 0201-723-2460/61, Fax: 0201-723-5901
Dr. Dieter Melchart
Dr. Klaus Linde
Zentrum für naturheilkundliche Forschung der TU München
Tel. 089/33041048; Fax: 089/393484
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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