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10.04.2000 18:30

Vorurteil widerlegt: Depressionen sind eine Folge und nicht die Ursache von Gesichtsschmerzen

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    (Regensburg) Entgegen einem auch bei Ärzten weitverbreiteten Vorurteil sind Depressionen Folge und nicht Ursache von schweren Gesichtsschmerzen. Dies belegt eine aktuelle Untersuchung, betonen Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft in der neuesten Ausgabe der Kopfschmerz-News.

    Wie viele Patienten in Deutschland unter sogenannten atypischen Gesichtsschmerzen leiden, wissen Experten nicht. Gleichwohl wissen sie, dass vor allem Frauen im mittleren Alter zwischen 30 und 60 Jahren betroffen sind. Typisch ist auch eine lange "Patientenkarriere", weil Ärzte zunächst andere Diagnosen stellen, etwa Trigeminus-Neuralgie, und daher zumeist vergebliche Behandlungsversuche starten.

    Die betroffenen Frauen beschreiben ihren Gesichtsschmerz als ziehend, brennend, stechend und drückend. In über 90 Prozent der Fälle besteht ein Dauerschmerz mit wechselnder Intensität. Darüber hinaus breitet sich der Schmerz oftmals von einem bestimmten Gesichtsareal in die Kiefer, in andere Gesichtsbereiche oder bis zum Nacken aus. In manchen Fällen kann der Schmerz auch für mehrere Monate Pause machen und kommt dann wieder.

    Zwei Drittel der Patientinnen leiden zusätzlich an Depressionen. Darum vermuteten Ärzte immer wieder, dass diese möglicherweise die Ursache der Beschwerden sein könnten. "Diese seit über 30 Jahren andauernde Debatte ist nun hoffentlich beendet", schreibt Professor Hans-Christoph Diener von der Neurologischen Universitätsklinik in den Kopfschmerz-News der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Denn eine aktuelle Untersuchung belegt, dass der Schmerz die Depressionen verursacht und nicht umgekehrt.

    Um diesen Nachweis zu erbringen, untersuchte eine Forschergruppe (Pain 1999;83:183-192) Patienten mit Gesichtsschmerzen und deren Verwandte ersten Grades auf Depressionen, ebenso eine Kontrollgruppe mit anderen Patienten. Resultat: Depressionen waren in den Familien, in denen ein Mitglied unter Gesichtsschmerzen litt, nicht häufiger als in der Kontrollgruppe. Da Depressionen eine genetische Komponente haben, spricht dieses Ergebnis dafür, dass die Depression bei Gesichtsschmerzen Folge und nicht Ursache der Schmerzen ist.

    Wenn Patienten unter atypischen Gesichtsschmerzen und Depressionen leiden, setzen Experten sogenannte trizyklische Antidepressiva ein. Diese Medikamente beeinflussen sowohl die Schmerzverarbeitung im Gehirn als auch die begleitende Depression. "Schmerzmittel sind hingegen nicht sinnvoll, da sie meist ineffektiv sind und bei längerer Einnahme einen Schmerzmittelkopfschmerz hervorrufen können", warnt der Münchener Neurologe Dr. Volker Pfaffenrath, Vizepräsident der DMKG. Geeignete nichtmedikamentöse Therapien sind neben Methoden zur Stress- und Schmerzbewältigung vor allem Kälte- oder Wärmeanwendungen, Biofeedback und die so genannte transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS).

    Die aktuelle Untersuchung, so Diener, passe sehr gut zu ähnlichen Studien mit Migränepatienten: Auch bei diesen wiederkehrenden Kopfschmerzattacken sind Depressionen mitunter die Folge und nicht Ursache der Schmerzanfälle.

    Diese Meldung ist mit Quellenangabe "Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft" frei.

    Für Rückfragen:
    Prof. Dr. H.C. Diener
    Universitätsklinikum Essen
    Neurologische Klinik und Poliklinik
    Tel.: 0201-723-2460/61, Fax: 0201-723-5901
    und
    Dr. Volker Pfaffenrath
    Vize-Präsident der DMKG
    Tel.: 089-389977-0
    Fax: 089-389977-22


    Weitere Informationen:

    http://www.dmkg.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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