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13.04.2000 10:22

Schneller zum Schreiberfolg am PC

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Mentales Training hilft Kindern, die Tastatur besser zu beherrschen

    Jena (13.04.00) Kinder sollten möglichst frühzeitig das Zehn-Finger-System erlernen, um am Computer (PC) schreiben zu können. "Je eher das Training beginnt, um so schneller geht der Lernprozess", sagt Prof. Dr. Günther Scholz. Außerdem "ist Neulernen leichter als Umlernen", verweist der Erziehungswissenschaftler von der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf ein wegfallendes Problem, etwa den Umweg über das Ein-Finger-Suchsystem.

    Wie lernen Kinder das Tastschreiben am effektivsten? Dieser Frage hat sich das Team um Prof. Scholz in einem zweijährigen, mit rund 270.000 Mark vom Thüringer Wissenschaftsministerium geförderten Projekt gewidmet, das in diesem Monat endet. Scholz setzt auf mentales Training, wie es im Leistungssport inzwischen etabliert ist. Dank der Verknüpfung von mentalen mit motorischen Übungen erreichten die Schulkinder das Lernziel wesentlich schneller, im Durchschnitt lag der Zeitgewinn bei ca. 40 Prozent, belegen die Versuche.

    In fünf Thüringer Orten wurden Schüler vierter Klassen ein Jahr lang im Schreibenlernen am PC unterrichtet. Die Kinder durften sich aber nicht sofort an den Computer setzen, um bestimmte Buchstaben zu drücken. Mit Hilfe spezieller Arbeitsblätter lernten die Schüler zunächst, welche Taste sie mit welchem Finger bedienen müssen. Wie der Stabhochspringer vor dem Sprung jede Phase des Bewegungsablaufes geistig durchspielt, so prägten sie sich jede Handlung zuvor verbal und visuell ein. "Durch das mentale Training sollten die Kinder spezifische Handlungsmuster entwickeln", erläutert Scholz' Mitarbeiter Dr. Klaus Ramming das Prinzip.

    "Die besten Effekte wurden aber nicht im alleinigen mentalen Training erzielt, sondern am günstigsten ist die Kombination mit motorischem Training", ermittelte Prof. Scholz. Ausschließlich mentales Training führt bei den Mädchen und Jungen zur Demotivation und Ermüdung. Mentales Training mit Hilfe eines Lehrbuches erwies sich am praktikabelsten. Diese Anleitung, die bisher nicht veröffentlicht ist, beschreibt den Weg "in kindlicher Form". Hilfreich ist ebenfalls die eigens für dieses Projekt entwickelte Lernsoftware, die ein individuelles Lerntempo ermöglicht und den Kindern beim Üben hilft.

    Obwohl die Grundschüler nach einem Jahr etwa doppelt so schnell schrieben wie mit der Hand, mehr Schreibfehler selber erkannten und dieses Ergebnis rund 40 Prozent schneller erreichten als nur durch motorische Übungen, konnten sie nicht besser "blind" schreiben. "Die Kinder kontrollieren mit den Augen ihre Bewegungen", beschreibt Scholz. "Der Übergang von der Außen- zur Innensteuerung funktioniert unter Anwendung mentalen Trainings bei Kindern nicht schneller", mussten die Jenaer Forscher feststellen.

    Weitere positive Aspekte des Unterrichts zeigten sich bei Untersuchungen mit Kindern, die an einer Lese-Rechtschreibschwäche leiden. Bei dieser Testgruppe verbesserten sich durch den Tastschreibunterricht signifikant die Konzentrationsfähigkeit und die Rechtschreibleistungen. Scholz führt das darauf zurück, dass beim Tastendrücken geringere motorische Leistungen erbracht werden müssen als beim Schreiben per Hand sowie ein Neuaufbau des Schriftspracherwerbs geleistet werden kann.

    Er erwartet sogar, dass mentales Training bei der Ausbildung jeder Form von automatisierten Fähigkeiten hilfreich ist: im musikalischen Bereich ebenso wie im Kunst- oder Werkunterricht. Diese These muss zwar noch überprüft werden, doch ein Pilotprojekt zum Tastschreiben mit jungen Erwachsenen führte ebenfalls zu einer Halbierung der notwendigen Lernzeit.

    Da aus dem Jenaer Team bisher keine Existenzgründung geplant ist, muss die Öffentlichkeit noch auf die neue Tastschreib-Methode verzichten. Die Praxis ist nur in den beteiligten Schulen möglich, "die waren allerdings auf Grund des Erfolgs durchaus daran interessiert, die Ausbildung weiterzuführen", setzt Prof. Scholz auf seine Projektpartner.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Günther Scholz
    Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Jena
    Otto-Schott-Str. 41
    07743 Jena
    Tel: 03641/945343
    Fax: 03641/945342
    E-Mail: snc@uni-jena.de


    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Axel Burchardt M. A.
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931041
    Fax: 03641/931042
    E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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