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14.04.2000 12:21

Würzburger Wissenschaftler berichten in "Science" über einen Erfolg für die Schmerzforschung

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Mäuse bestanden den Feuerwasser-Test: Forscher der Universität Würzburg haben in Zusammenarbeit mit amerikanischen Kollegen bei Mäusen eine Schaltstelle identifiziert, die für die Aufnahme und Weiterleitung bestimmter Schmerzreize zuständig ist. Ihre Arbeiten, die in der heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" vorgestellt werden, eröffnen wichtige neue Angriffspunkte für die Schmerztherapie.

    Bei der Schaltstelle handelt es sich um den so genannten Capsaicin-Rezeptor, der auch beim Menschen vorkommt und schon seit einigen Jahren bekannt ist. Seinen Namen trägt er deshalb, weil er auch auf Capsaicin, den Scharfstoff des Chilipfeffers, reagiert. Bislang konnte niemand sagen, welche Funktionen der Rezeptor normalerweise erfüllt. Die Untersuchungen, die im Sonderforschungsbereich 353 (Erlangen-Nürnberg und Würzburg) von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurden, haben nun erstmals gezeigt, dass dieser Rezeptor eine Schlüsselfunktion bei der Entstehung von Schmerzen besitzt. Privatdozent Dr. Martin Koltzenburg von der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg: "Uns ist es gelungen, bei Mäusen, denen dieser Rezeptor fehlt, zu untersuchen, welche Sinnesleistungen beeinträchtigt sind."

    Das Ergebnis: Die Tiere, die ansonsten völlig normal sind, reagierten nicht mehr auf bestimmte Schmerzreize. Bei einer Art "Feuerwasser-Test" tranken sie, gewissermaßen ohne mit der Wimper zu zucken, mit Chili-Extrakt versetztes Wasser. Normale Mäuse dagegen würden dieses Getränk nur ein einziges Mal kosten und es dann strikt meiden. Nach weiteren Untersuchungen des Verhaltens und der schmerzleitenden Nervenfasern stand laut Dr. Koltzenburg fest: Der "Chili-Rezeptor" nimmt auch chemische Reize, verursacht zum Beispiel durch Säuren, wie sie typischerweise bei Entzündungen entstehen, sowie starke Hitzereize wahr. Auf mechanische Reize reagiert er dagegen nicht.

    Dr. Koltzenburg: "Weil sich der Rezeptor spezifisch auf vielen schmerzleitenden Nervenfasern befindet, ist er ein sehr gutes Ziel für die Entwicklung von neuen Schmerzmitteln." Denkbar sei, dass man Arzneistoffe entwickelt, die speziell den Chili-Rezeptor blockieren und so die Entstehung bestimmter Schmerzen unterdrücken. Dies komme beispielsweise für Krankheiten mit chronischen Entzündungen, wie die rheumatoide Arthritis, in Frage, aber auch für "banalere" Schmerzen, wie sie etwa nach einem Sonnenbrand auftreten.

    Weitere Informationen: PD Dr. Martin Koltzenburg, Tel (0931) 201-5762, Fax (0931) 201-2697, E-Mail:
    koltzenburg@mail.uni-wuerzburg.de

    (Der Artikel "Impaired Nociception and Pain Sensation in Mice Lacking the Capsaicin Receptor" ist erschienen in "Science" vom 14. April 2000, Vol. 288, S. 306-313.)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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