Interview mit dem Nierenexperten Prof. Dr. Gunter Wolf vom Universitätsklinikum Jena zum Weltnierentag am 8. März 2007
Jena. Am 8. März 2007 rufen die International Society of Nephrology und die International Federation of Kidney Foundations zum zweiten Mal den "Weltnierentag" aus. Initiiert wurde dieser Tag erstmals 2006. Ziel der Initiative ist es, weltweit darauf aufmerksam zu machen, das Nierenerkrankungen zu den stark zunehmenden Krankheiten gehören und zu selten beachtet werden. Oft werden Nierenprobleme jahrelang übersehen und erst zu einem Zeitpunkt diagnostiziert, an dem sie so weit fortgeschritten sind, dass Heilung unmöglich wird. Zudem ist mit Blick auf die Alterspyramide mit einer weiter wachsenden Zahl von Nierenleiden zu rechnen. Selbst Patienten mit schon gering eingeschränkter Nierenfunktion haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Vorsorge gewinnt daher auch für die Nierengesundheit eine immer größere Bedeutung. Prof. Dr. Gunter Wolf, Nephrologe und Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Jena, gibt im Folgenden Antworten zu den wichtigsten Fragen rund um die Nierengesundheit.
Frage: Prof. Wolf, es heißt allerorten, man sollte stärker auf die Gesundheit der Nieren achten. Wie genau macht man das denn?
Antwort Prof. Wolf: Zuallererst ist es wichtig, sich der enormen Bedeutung gut funktionierender Nieren für unser Wohlergehen bewusst zu werden. Wir achten auf unser Herz, unsere Lunge, unseren Magen. Die Nieren werden dabei gern vergessen, oft bis es zu spät ist. Dabei haben wir bei rechtzeitiger Diagnose gute Chancen, die Funktionsfähigkeit der Nieren zu erhalten und eine Dialyse oder Transplantation zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Daher ist es wichtig, dass Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden. Zu dem jährlichen Gesundheits-Check up ab 35 gehört auch eine Überprüfung des Urins. Durch einen Urintest und die Messung des Eiweißwertes darin können viele Nierenerkrankungen im Frühstadium erkannt werden. Dieser Test kann einfach bei einem Besuch beim Hausarzt vorgenommen werden. Er ist kostenlos und es muss auch keine Praxisgebühr bezahlt werden. Würde diese Vorsorgeuntersuchung regelmäßig wahrgenommen, könnte eine Vielzahl von Nierenproblemen bereits in einem gut behandelbaren Anfangsstadium erkannt werden.
Frage: Wer ist besonders gefährdet, oder kann es jeden treffen?
Antwort Prof. Wolf: Besonders gefährdet sind Diabetiker und Patienten mit Bluthochdruck, da beides im Zusammenhang mit Nierenschädigung steht. Auch Übergewicht beeinflusst nach neuen Erkenntnissen die Funktionsfähigkeit der Nieren negativ.
Das Problem bei allen Formen der Nierenerkrankungen ist, dass diese faktisch symptomfrei und ohne Schmerzen ablaufen. Machen sich die Folgen des Funktionsabbaus bemerkbar - durch Leistungsabfall bis hin zu einem endgültigen Nierenversagen als letzter Reaktion - sind die Nieren schon so geschädigt, dass Dialyse und Transplantation der letzte Ausweg bleiben.
Frage: Was kann der einzelne tun, um die Nieren gesund zu erhalten?
Antwort Prof. Wolf: Sie sollten nicht rauchen, Übergewicht abbauen, sich ausreichend bewegen und auf die Ernährung achten. Auch ein erhöhter Blutdruck ist gefährlich für die Nieren, also sollten sie dieses Problem unbedingt angehen. Und nehmen sie nicht unkontrolliert Schmerzmittel ein.
So banal es klingt - letztlich ist solch ein sogenannter gesunder Lebensstil einfach die beste Versicherung gegen Volkskrankheiten, zu denen auch die Nierenerkrankungen gehören. Bereits jetzt haben wir 61.000 Dialysepatienten in Deutschland und steigende Zahlen bei Diabetikern mit Nierenschädigung. In Thüringen werden pro Jahr und Millionen Einwohner 244 Patienten dialysepflichtig. Diese Zahl liegt deutlich über den Bundesdurchschnitt, ohne das wir bisher die Ursachen genauer kennen.
Kontakt:
Prof. Dr. Gunter Wolf
Direktor der Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9324301
E-Mail: gunter.wolf[at]med.uni-jena.de
Nierenexperte Prof. Dr. Gunter Wolf vom Universitätsklinikum Jena.
Foto: UKJ
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch
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