Die Pflege des wissenschaftlichen Werks Leo Koflers und die Förderung von Arbeiten, die ihm verpflichtet sind, hat sich die Leo-Kofler-Gesellschaft e. V. zum Ziel gesetzt. Zu diesem Zweck veranstaltet sie mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung, dem AStA und der Verbindungsstelle RUB-IG Metall vom 29. April bis 1. Mai den wissenschaftlichen Kongress "Am Beispiel Leo Koflers. Marxismus und soziale Bewegung im 20.Jahrhundert".
Bochum, 14.04.2000
Nr. 98
Leo Kofler - ein Kind seiner Zeit
Marxismus und soziale Bewegung im 20. Jahrhundert
RUB-Kongress zu Ehren eines großen Philosophen
Die Pflege des wissenschaftlichen Werks Leo Koflers und die Förderung von Arbeiten, die ihm verpflichtet sind, hat sich die Leo-Kofler-Gesellschaft e. V. zum Ziel gesetzt. Zu diesem Zweck veranstaltet sie mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung, dem AStA und der Verbindungsstelle RUB-IG Metall vom 29. April bis 1. Mai den wissenschaftlichen Kongress "Am Beispiel Leo Koflers. Marxismus und soziale Bewegung im 20.Jahrhundert". Bei der Veranstaltung, die in der Ruhr-Universität (Hörsaalzentrum Ost) stattfindet, werden das Werk des ehemaligen RUB-Professors und die nonkonformistischen Intellektuellen gestern und heute in sechs Foren und einer abschließenden Podiumsdiskussion behandelt.
Ein Leben an den Brennpunkten des Jahrhunderts
Das zwanzigste Jahrhundert war geprägt von Krieg und Frieden, Revolution und Konterrevolution, großen Hoffnungen und schweren Enttäuschungen - und es war Leo Koflers Jahrhundert: Der 1907 in Galizien geborene Kofler musste vor dem Ersten Weltkrieg nach Wien fliehen, wo er linker Sozialdemokrat wurde und bei dem führenden Austromarxisten Max Adler studierte. 1938 floh er vor dem Faschismus in die Schweiz und lernte dort das Exilleben kennen. Nach dem Krieg ging er in die sowjetisch besetzte Zone, in der Hoffnung auf einen sozialistischen Neuanfang. Durch seine Kritik am Bürokratismus fiel er dort bald in Ungnade, seine Flucht aus der stalinistischer werdenden DDR führte ihn ins Westdeutschland des Kalten Krieges, wo ebenfalls kein Platz für den überzeugten Marxisten war. Seine Lebensstationen sind die Brennpunkte des Jahrhunderts, seine Studien reflektieren die Erfahrung der Zeit. Von 1972 an lehrte er auf Wunsch von Studierenden an der Ruhr-Universität Bochum bis zu einem Schlaganfall 1991, vier Jahre vor seinem Tod.
Wissenschaftliche Diskussion des Werks
Die Kofler-Gesellschaft gründete sich ein Jahr nach seinem Tod, 1996, und hat es sich zur Aufgabe gemacht, sein Andenken zu pflegen. Neben der geplanten Einrichtung eines Kofler-Archivs und der Herausgabe seiner Schriften geht es den Gesellschafter/Innen vor allem um die Durchführung wissenschaftlicher Tagungen und Symposien. Die Beiträge dieser Konferenz dienen der kritisch-wissenschaftlichen Diskussion des Koflerschen Werkes. Sie sollen zusammen mit weiteren Ende diesen Jahres in Buchform erscheinen.
Weitere Informationen
Christoph Jünke, Dr.-C.-Otto-Str. 94, 44879 Bochum, Tel. 0234/9409778, Email: Christoph.Juenke@ruhr-uni-bochum.de
Programm
Samstag, 29. April 2000
16.00 Uhr: Begrüßung und Grußworte
Eröffnungsvorträge:
Wolfgang Fritz Haug (Berlin): Mitgift mit dem Gift des 20.Jahrhunderts. Erbe, Aufgaben, Aussichten einer marxistischen Renaissance
Johannes Agnoli (Italien): Die Hoffnung in der Misere von der Gegenwart
20.00 Uhr: Boulevard Leo (im Kulturcafé des AStA): Filmische und mündliche Erinnerungen
Sonntag, 30. April 2000
10-13 Uhr:
1. Theorie und Geschichte der Bürgerlichen Gesellschaft
Ulrich Brieler (Leipzig): Koflers Geschichtsschreibung zwischen bürgerlicher Klassik und orthodoxem Marxismus
Michael Krätke (Amsterdam): Ökonomie und Ideologie. Wes Geistes Kind ist der moderne Kapitalismus?
Peter Ruben (Berlin): "Geschichte und Dialektik": Koflers Geschichtstheorie
2. Mensch und Gesellschaft
Günter Brakelmann (Bochum): Anthropologie und Sozialismus
Hartmut Krauss (Osnabrück): Geschichtliche Totalität und kritischer Humanismus. Leo Koflers Beitrag zu einem subjekttheoretisch fundierten Marxismusverständnis
Horst Müller (Nürnberg): Bloch, Kofler und das Projekt einer utopisch-kritischen Wissenschaft gesellschaftlicher Praxis
15-18 Uhr:
3. Stalinismusanalyse
Thomas Klein (Berlin): Koflers Antistalinismus
Stefan Dornuf (Hagen) : Kofler und der Austromarxismus - Eine Prägung fürs Leben
Reinhart Kößler (Bochum): Asiatische Despotie und Despotie in der Moderne? Zu einem kritischen Verständnis des Stalinismus
4. Marxistische Begriffe
Alex Demirovic (Frankfurt/M.): Totalitätskonzepte im Marxismus des 20.Jhdt.
Sebastian Herkommer (Berlin): Die Ideologie der Entideologisierung. Zur Soziologie des Ideologischen heute
Roger Behrens (Hamburg): Scheinbildung, Verbildung und der Nihilismus der "zweiten Dekadenz". Zur Kritik der Bildung bei Leo Kofler
Montag, 1. Mai
10-12.30 Uhr:
5. Herrschende und oppositionelle Eliten
Helmut Steiner (Berlin): Koflers Elitenkonzeption
Werner Seppmann (Haltern): Was heißt heute herrschendes Denken?
Christoph Jünke (Bochum): Progressive Elite: Kofler und die Neue Linke
6. Ästhetik und Verdinglichung
Hans Heinz Holz (Schweiz): Probleme einer materialistischen Ästhetik
Wilfried Korngiebel (Bochum): Bloch, Kofler, Marcuse und die Ästhetik
Rüdiger Dannemann (Essen): Entfremdung und Verdinglichung bei Lukàcs und Kofler
13-15 Uhr: Podiumsdiskussion: "Nonkonformistische Intellektuelle gestern und heute. Die Frankfurter Schule und ihre linken Kritiker". Es diskutieren Johannes Agnoli, Joachim Bischoff, Alex Demirovic & Werner Seppmann
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).