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14.04.2000 15:43

An der Uni Essen entstand Informationssystem zu Studium und Beruf

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    101/2000
    14. April 2000

    Hochschulstatistik und Arbeitsmarktforschung liefern Jahr für Jahr eine Fülle wertvoller Informationen, die Prognosen auf die Entwicklung von Studiengängen und die Berufschancen der Hochschulabsolventen ermöglichen. Sich eine Übersicht über die Datenmengen oder gar einen sicheren Durchblick zu verschaffen, fällt allerdings auch geübten Statistikern schwer. Das soll jetzt anders werden. An der Universität Essen hat der Bildungsforscher Dr. Michael Weegen das "Informationssystem Studienwahl & Arbeitsmarkt" (ISA) entwickelt. Im Internet - www.uni-essen.de/isa - sind ab kommenden Montag (17. April) die wichtigsten Informationen zu 26 Studiengängen zu finden. Von A wie Anglistik bis Z wie Zahnmedizin reicht die Palette.

    Der Mechanismus ist unter dem Begriff "Schweinezyklus" weithin bekannt. Junge Menschen lassen sich bei der Entscheidung über ihren künftigen Beruf - ihr Studienfach - von der jeweils aktuellen Arbeitsmarktlage beeinflussen. Sie schrecken vor ei-nem Lehramtsstudium zurück, wenn knappe Kassen die Lehrereinstellung gerade nicht zulassen, sie werden keine Ingenieure, weil viele Ingenieure arbeitslos sind. Fünf Jahre voraus denkt kaum jemand.

    Das ist für Michael Weegen auch kein Wunder. Bei der Durchforstung des Datendschungels, zu dem Bildungs- und Arbeitsmarktforscher zahlreicher Institutionen mit ihren Statistiken beitragen, hat er festgestellt, dass zuverlässige Prognosen über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt langfristig nur schwer möglich sind. Dazu müsste man, meinte Weegen gestern (Freitag, 14. April) bei der Vorstellung von ISA, wohl hellseherische Fähigkeiten haben. "Zu schnell vollziehen sich Trendwen-den", sagte er.

    Dennoch könne die Verknüpfung von Studienanfänger- und Absolventenzahlen, von Erwerbstätigenzahlen und Angaben über die Altersstruktur der Bevölkerung und eine adressatengerechte Aufbereitung dieser Zahlenflut eine gut "lesbare" Orientie-rungshilfe schaffen, dies allerdings nur bei einer qualitativen Bewertung. Wie das funktioniert, kann man sich an einem Beispiel klar machen. Beispiel Architektur:

    Wer sich unter www.uni-essen.de/isa für das Fach interessiert, bekommt zunächst allgemeine Hinweise über Studieninhalte, -dauer und -abschlüsse. Weiterführende Informationen bekommt man über Links, die zu Websites von Hochschulen und Architektenkammern führen. Bleibt man bei ISA oder kehrt zu ISA zurück, findet man Grunddaten der Hochschulstatistik: Studienplatznachfrage, Absolventenentwicklung und letztendlich das Erfolgsniveau der Architektur-Studiengänge.

    Im nächsten Schritt erhält man Informationen über den Arbeitsmarkt: Zahl und Altersstruktur der Erwerbstätigen sowie Arbeitslosenzahlen. Die Zusammenschau der Daten aus Hochschule und Arbeitsmarkt lässt Aussagen zum Ersatzbedarf in einem überschaubaren Zeitraum zu. Es wäre, erklärt Weegen, aber grob fahrlässig, aus diesem Ersatzbedarf auf die voraussichtlichen Arbeitsmarktchancen zu schließen. Ohne qualitative Bewertung des Zahlenmaterials geht es nicht.

    Dazu hat Weegen Informationen bei Architektenkammern und Wirtschaftsverbänden eingeholt: Wie wird sich der Bedarf an Arbeitskräften in den nächsten Jahren entwickeln? In Deutschland gibt es pro 1 Million Einwohner 1000 erwerbstätige Architekten, in den Niederlanden, wo ganz anders gebaut wird, hingegen nur 130. Die Europäisierung wird eine Lockerung baurechtlicher Vorschriften in Deutschland zur Folge haben. Damit sinkt der Bedarf an Architekten, und der tatsächliche Ersatzbedarf wird wesentlich geringer sein als der zunächst errechnete. Darüber müssen sich diejenigen im Klaren sein, die heute mit einem Architekturstudium liebäugeln.

    Solche Erhebungen und Recherchen hat Weegen für jedes der 26 untersuchten Fächer vorgenommen, seine Auswertungen führen ihn zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Etwa zu diesen: Die Medizinerschwemme wird es im befürchteten Umfang nicht geben, und wer als Jurist in der Wirtschaft tätig werden will, ist am besten beraten, wenn er sich für Wirtschaftsjura an einer Fachhochschule entscheidet.

    Weegens Studie wurde vom Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert; bei seiner Arbeit in Essen wurde er durch Bildungsforscher Klaus Klemm unterstützt.

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85
    Weitere Informationen: Dr. Michael Weegen, Telefon (02 01) 1 83-43 41


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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