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08.03.2007 12:30

Was tun bei Schulverweigerung?

Dr. Thomas Nesseler Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V.

    Noch 7 Tage bis zum DGKJP-Kongress 2007

    DGKJP diskutiert in Aachen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche / Eigenes Schülerangebot beim Kongress

    Schulverweigerung ist ein häufiges und gleichzeitig heterogenes Phänomen, das viele Kinder und Jugendliche betrifft und oft nicht adäquat erkannt und behandelt wird. Schulverweigerung definiert man als eine vom Kind ausgehende Weigerung, die Schule zu besuchen oder sein Unvermögen, den Schulalltag durchzustehen. Manche Kinder gehen überhaupt nicht mehr zur Schule, wiederum andere gehen morgens zur Schule, verlassen den Unterricht aber frühzeitig oder besuchen die Schule mit deutlichen Auffälligkeiten. Anlässlich der 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) in Aachen steht u.a. auch das Thema "Schulverweigerung" im Mittelpunkt mehrerer Veranstaltungen: Im Rahmen eines State-of-the-Art-Symposiums am Donnerstag, den 15. März 2007, ab 14 Uhr geht Professor Dr. Bernhard Blanz, Jena, ausführlich auf das Thema "Schulangst" und "Schulvermeidung" ein. Zudem haben Schüler im Rahmen einer eigenen Veranstaltung, beim Schülerkongresses, am Mittwoch, den 14. März 2007, ab 15.30 Uhr die Möglichkeit, selber die Themen "Mobbing in der Schule" bzw. "Prüfungsangst" mit ausgewiesenen Experten zu diskutieren. Beide Veranstaltungen finden im Kármánn-Auditorium der RWTH Aachen statt.

    Die Experten unterscheiden heute drei Haupttypen der Schulverweigerung. Erstens das Schulschwänzen, das drei bis acht Prozent aller Kinder betrifft, wobei Jungen doppelt so häufig schwänzen wie Mädchen. Typisch ist das Fernbleiben vom Unterricht ohne somatische Beschwerden, Angst oder emotionale Belastungen. Oft finden sich andere dissoziale Verhaltensauffälligkeiten und Regelverletzungen, sowie familiäre und psychosoziale Belastungen. Doch auch psychische Störungen wie Depression sind häufig. Zweitens: Die Schulangst ist eine schulbezogene Verweigerung als Ausdruck einer Angst vor oder Reaktion auf Bedrohung oder Überforderung. Meistens zeigen die Kinder weitere psychische Störungen wie depressive oder Angststörungen. Somatische Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen sind häufig. Hänseleien oder Mobbing können Auslöser sein, ebenso wie eine allgemeine Überforderung durch Intelligenzminderung oder Teilleistungsstörungen, körperliche Stigmata oder Behinderungen oder eine soziale Überforderung bei Hochbegabung.

    Bei der Schulphobie handelt es sich drittens um eine emotionale Störung mit Trennungsangst. Die Prävalenz liegt hier bei 3,5 bis 5 v.H. In anderen Worten, die Angst ist nicht primär auf die Schule bezogen, sondern ist als Ausdruck einer Trennungsproblematik zu verstehen. Die Trennungsängste zeigen sich in vielen anderen Situationen und sind von der Sorge der Kinder begleitet, ihren Eltern könnte etwas passieren. Häufig werden vor dem Schulbesuch diverse körperliche Beschwerden beklagt, die nicht selten den Besuch des Unterrichts über einen längeren Zeitraum ganz verhindern. Ursächlich findet man oft eine enge Eltern-Kind-Beziehung und unterschiedliche Belastungen, wie chronische, psychische oder somatische Erkrankungen der Eltern. Ohne Intervention neigt die Trennungsangst zur Chronifizierung, so dass manche Kinder über Wochen oder Monate von der Schule fernbleiben.

    Wegen den unterschiedlichen Ursachen der Schulverweigerung ist eine genaue Diagnostik notwendig. Je nach Form und auslösenden Faktoren stehen schulische Interventionen und Jugendhilfemaßnahmen sowie kinderpsychiatrische und -psychotherapeutische Interventionen oder eine Kombination von Behandlungen im Vordergrund.

    Literatur: Jans, T., Warnke, A.: Schulverweigerung. Monatsschrift Kinderheilkunde 152, 1302-1312, 2004

    Anmeldung zum Kongress unter http://www.dgkjp-kongress.de

    Presseanmeldungen bitte über die Geschäftsstelle der DGKJP Berlin:
    Fax 030//2809-3816, E-Mail: sekretariat@dgppn.de oder Internet:
    http://www.dgkjp-kongress.de/presse.jsp


    Weitere Informationen:

    http://www.dgkjp-kongress.de/presse.jsp
    http://www.dgkjp-kongress.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     


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