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14.06.1995 00:00

Reichstagsverhüllung im Internet

Ramona Ehret Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    Im Internet: Der verhuellte Reichstag als Daumenkino

    TU-Wissenschaftler unterstuetzen die Verhuellungskuenstler Christo und Jeanne-Claude bei der internationalen PR-Arbeit

    Genutzt werden die Internet-Dienste "World Wide Web" und "MBone"

    Wenn Christo und Jeanne-Claude den Reichstag verhuellen, sind nicht nur ihre Stoffe und Stuetzkonstruktionen High-Tech-Produkte - auch bei der Außendarstellung ihres Spektakels bedienen sich die Kuenstler modernster Technologien. Dafuer werden sie bei zwei PR-Projekten tatkraeftig von Wissenschaftlern der TU Berlin unterstuetzt. Sie schaffen die technischen Voraussetzungen, damit rund um die Uhr aktuelle Informationen ueber das Verhuellungsprojekt auf dem Internet-Dienst World Wide Web (WWW) abzurufen sind. Außerdem werden sie waehrend der Christo-Pressekonferenz am 23. Juni Live-Videobilder ins Internet einspeisen und weltweit verbreiten. "Inhaltlich kuemmert sich das Berliner Projekt 'Kulturbox' um die Darstellung auf dem Internet", erklaert Robert Tolksdorf, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Projektgruppe KIT/FLP am Fachbereich Informatik. "Wir steuern die technische Unterstuetzung bei, um ueber den laufenden Stand des Projekts im World Wide Web zu berichten. Parallel dazu wird das Projekt von uns wissenschaftlich untersucht, hinsichtlich der Nutzerzahl und des Nutzerverhaltens." Die TU-Wissenschaftler stellen dafuer einen speziellen Rechner am Fachbereich Informatik bereit, der Teil des weltweiten Rechnerverbundes Internet ist.

    Die von der Firma SUN gesponserte Sparc-Workstation dient als sogenannter "Server" und haelt auf seiner Festplatte alle Informationen bereit, die die Kulturbox zur Reichstagsverhuellung anbietet. Bis zu 200 Megabyte an Texten, Bildern und Grafiken sollen es nach Angaben der TU-Informatiker insgesamt werden. Ein besonderes Angebot des Christo-Servers ist das "Virtuelle Parlament". Dort kann man sich Videos von der Bundestagsdebatte ueber das Verhuellungsprojekt ansehen und seine eigene Meinung dazu als Notiz auf dem Rechner ablegen. Bemerkenswert ist außerdem das sogenannte "Daumenkino". Dabei handelt es sich um eine Reihe von Bildern, die eine Videokamera vom Reichstagsgebaeude aufnehmen soll. Die Kamera, die auf dem Carillion-Turm neben dem Haus der Kulturen der Welt aufgestellt ist, nimmt waehrend der Verhuellungsarbeiten halbstuendlich ein Bild auf, das dann per Rechner und Datenleitung an den Server in der TU Berlin geschickt wird. Dort wird es so praesentiert, daß man sich den Fortgang der Arbeiten im Zeitraffer - wie mit einem "Daumenkino" - ansehen kann. Was braucht man, um an das "Daumenkino" und die anderen Informationen zu gelangen? Einen Rechner mit Zugang zum Internet und eine entsprechende WWW-Software. Und natuerlich die Adresse der entsprechenden WWW-Seite: http://www.kulturbox.de/.

    Technisch anspruchsvoller und nur fuer ein zahlenmaeßig kleineres Publikum gedacht ist das zweite Projekt. Hier wollen die TU-Informatiker per Video die Pressekonferenz uebertragen, die Christo am 23. Juni anlaeßlich der Verhuellung im Haus der Kulturen der Welt gibt. Diese Bilder sollen in den Internet-Dienst namens "MulticastBackbone" - kurz MBone - eingespeist werden und so weltweit uebertragen werden. Genauso wie elektronische Post oder das World Wide Web ist MBone ein Dienst, der auf dem weltweiten Rechnerverbund Internet laeuft. MBone ist jedoch auf die Uebertragung von Bewegtbildern spezialisiert und noch nicht weit verbreitet. "Aehnliche Sendungen - etwa von Fachkonferenzen - gab es bereits auf dem MBone-Dienst", erlaeutert der Informatiker Tolksdorf, "aber es ist bisher kaum vorgekommen, daß eine Veranstaltung von oeffentlichem Interesse live uebertragen wurde." Um die Pressekonferenz ins Netz zu bekommen, werden die Videobilder direkt im Haus der Kulturen der Welt digitalisiert und ueber eine Antennenverbindung an die TU Berlin weitergeleitet. Um diesen Teil des Weges kuemmert sich der Elektrotechniker Jean-Pierre Ebert vom Fachgebiet Telekommunikationsnetze (Prof. Adam Woliß) vom Institut fuer Fernmeldetechnik. Er wird die Nachrichtenstrecke zur TU Berlin aufbauen sowie den Datenfluß messen und untersuchen. Außerdem stellt er die Einspeisung der Daten ueber einen Rechner in das Internet sicher, die damit theoretisch live in aller Welt verfuegbar sind. In den Genuß der Bilder werden in Deutschland aber nur einige wenige Hochschulinstitute kommen, die an das sogenannte ATM-Hochleistungsnetz angeschlossen sind. Hierzulande ist der Internet-Dienst MBone derzeit nur an rund 20 Universitaeten verfuegbar. In Amerika, so Informatiker Tolksdorf, ist MBone aus der experimentellen Phase heraus und wird bereits im normalen Betrieb von Universitaeten genutzt. Daß es in Deutschland noch nicht so weit ist erklaert der TU-Wissenschaftler mit den geringen Leitungskapazitaeten: Fuer die Uebertragung der Live- Videodaten benoetigt man eine Bandbreite von insgesamt 192 Kilobit/sec - und das ist bereits ein Zehntel des groeßten Anschlusses der TU Berlin in die Außenwelt.

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne Dipl.-Inform. Robert Tolksdorf, Fachbereich Informatik der TU Berlin, Tel.: 030/314-24108, E- Mail tolk@cs.tu-berlin.de, oder Ingo Braun, Kulturbox Berlin, Tel. 030/61 30 90 74.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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