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19.04.2000 09:34

Neuer Ansatz zur Arbeitsmarkt-Gestaltung

Dr. Ingrid Horn Presse, Marketing u. Kommunikation
Hochschule Ulm

    Die Beschäftigungssituation älterer Ingenieure ist, wenn sie einmal vom Arbeitsmarkt freigesetzt worden sind, unbefriedigend bis perspektivlos. Das gilt bundesweit, wie im Rahmen einer Diplomarbeit im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen unter der Leitung von Professor Dipl.-Kaufmann Friedrich Büg festgestellt worden ist. Die bisherigen Modelle zur Wiedereingliederung von älteren Beschäftigungslosen haben überwiegend versagt. Folglich ist im zweiten Schritt versucht worden, ein Konzept zur Verbesserung der Beschäftigungssituation für diesen Personenkreis im Ulmer Raum zu erarbeiten. Hierfür war eine Analyse der Einflußfaktoren notwendig, die mit zu dieser unbefriedigenden Situation beitragen. Entsprechend eines ganzheitlichen Problemlösungsansatzes sind als wichtigste Faktoren zu nennen: politische Entscheidungen, aktuelle Konjunktur, Lohn- und Gehaltskosten, Alter der Bewerber, Konjunkturprognosen, Unternehmenskultur, Aufgabenfelder offener Stellen.

    Diese Faktoren sind jedoch von seiten der Betroffenen kaum beeinflußbar, Demotivation aufgrund zahlreicher erfolgloser Bewerbungen ist die Folge. Um Nicht-Beschäftigten aus diesem Dilemma herauszuhelfen, starteten der Fachbereich Grundlagen unter Mitwirkung der hochschuleigenen Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung sowie des Arbeitsamtes Ulm ein neuartiges wissenschaftliches Pilotprojekt. Auf der Methodik der Zukunftswerkstatt des Zukunftsforschers Robert Jungk (Träger des Alternativen Nobelpreises) basierend, sollten durch Förderung von Selbstkritik und Kreativität die Betroffenen selbst Zukunftsvisionen entwickeln, bewerten und anschließend umsetzen. Unterstützung erhielten die neun vom Arbeitsamt Ulm ausgewählten Teilnehmer der Zukunftswerkstatt von Dr. Sven Sohr von der Freien Universität Berlin, einem Experten für die Anwendung der Jungkschen Methodik. Als Ergebnis definierten die Teilnehmer im Alter zwischen 45 und 60 Jahren konkrete Themen, die in weiteren Seminaren vertieft werden sollen: Existenzgründung, Qualifizierungsmaßnahmen in neuen Betätigungsfeldern, gemeinsame Stellensuche im Internet und in den Print-Medien, Thematisierung von Sozial- und Wirtschaftsethik.

    Als ebenso bedeutsam werteten die Teilnehmer jedoch den persönlichen Gewinn, den sie aus der Zukunftswerkstatt gezogen haben. Besonders hervorzuheben ist, daß die selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Problemfeld in der Gruppe Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl entscheidend stärkt. Daraus erwächst eine Stabilisierung der psychischen Situation, die in eine gesteigerte Motivation mündet, sich selbst zu helfen. Dies äußert sich beispielsweise in einer positiven geistigen Haltung zur Job-Suche, im aktiven Knüpfen neuer Kontakte sowie im individuellen Erarbeiten von Zukunftsalternativen.

    Die Zukunftswerkstatt als eine Art "Selbsthilfe-Instrument" wäre damit ein durchaus universell einsetzbares Mittel, um die Wiedereingliederung Nicht-Beschäftigter in den Arbeitsmarkt zu fördern. Auf dieser Basis hat die FHU ein Arbeitsmarkt-Gestaltungsmodell entwickelt, welches die Zukunftswerktstatt als weiteren Baustein in das gesamte Spektrum von beschäftigungspolitischen Fördermaßnahmen im Raum Ulm eingliedert. Es kann besonders für solche Gruppen nützlich sein, die aus dem bisherigen Förderraster herausfielen. Das Arbeitsamt Ulm sieht in diesem Ansatz ein vielversprechendes Mittel für die Eröffnung neuer Wege aus der Arbeitslosigkeit heraus. Die Urheber des Pilotprojektes sind sich jedoch in folgendem einig: Damit dem neuen Ansatz möglichst hohe Erfolgsaussichten beschieden wären, müßte auch die Wirtschaft mitwirken. Eine Zukunftswerkstatt für Personalchefs könnte auch hier helfen, Wege zu finden, das Potential älterer Beschäftigungsloser für die Wirtschaft zu erschließen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Psychologie, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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