Medienmitteilung der Uni Bayreuth, Nr. 15/96, 14. Mai 1996
Bayreuther Historisches Kolloquium vom 16. bis 18. Mai:
CASANOVA UND DIE NATURWISSENSCHAFTEN - ODER: NATURWISSENSCHAFTEN UND TECHNIK IM BAROCK
Am Freitag oeffentlicher Vortrag ueber Galilei in seiner Zeit
Bayreuth (UBT). Mit einem Thema aus der Wissenschaftsgeschichte, naemlich "Naturwissenschaften und Technik im Barock. Innovation, Repraesentation, Diffusion" beschaeftigt sich das diesjaehrige Bayreuther Historische Kolloquium (16. bis 18. Mai). Dann wird es um die Personen von Galileo Galilei, im das barocke Multitalent Gottfried Wilhelm Leibniz, fuer manchen etwas ueberraschend in diesem Zusammenhang um den Chevalier Giacomo Girolamo Seingalt, besser bekannt als der legendaere Frauenheld Casanova, gehen, aber auch um Themen wie die Nutzung der Wasserkraft im Harzer Montanwesen, um Fahrten in barocken Kutschen und um den Blasinstrumentenbau in dieser Epoche.
Naturwissenschaften und Technik wurden im Barock auf eine bis dahin ungeahnte Weise in den Dienst von Fuersten genommen, um deren Prestige zu erhoehen und zum Teil wohl auch deren Einkommen. Wissenschaft erhielt Repraesentationsfunktion im Staat, Wissenschaft wurde Teil der staatlichen Repraesentation. Zugleich nahm auch mancher Wissenschaftler den Habitus des Repraesentierens an. Viele Portraits aus der damaligen Zeit sind ein deutliches Zeugnis fuer dieses Verhalten.
Ein wichtiger Aspekt heutiger Wissenschaftsgeschichte ist das aufspueren von innovativen Vorgaengen in den jeweiligen Zeitraeumen. Charakteristisch fuer das Barockzeitalter sind nicht unbedingt die Neuerungen in den Wissenschaften, sondern das Aufgreifen zahlreicher Ideen des Spaetmittelalters und die Tatsache, dass nun eine breite Oeffentlichkeit in den Prozess der wissenschaftlichen Aufarbeitung mit einbezogen wird. Akademien und neue Universitaeten werden gegruendet, eine Flut von allgemeinverstaendlichen Schriften verbreitet, die Schulbildung verbessert sich, Experimente werden auf Jahrmaerkten und in Salons vorgefuehrt. Einige Gelehrte tragen durch ihre Reisen mit zur Verbreitung des Ideengutes bei. Dazu gehoert u. a. eben auch Casanova, der - wie manche Alchemisten seiner Zeit - seine Versprechungen nicht immer einhalten konnte, so dass es vorkam, dass er in der Flucht sein Heil suchen musste.
Zu den insgesamt zehn Vortraegen, die von den Bayreuther Wissenschaftshistorikerin Professor Dr. Uta Lindgren organisiert wurden und die allesamt im Sitzungssaal der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultaet (Raum 1.81), stattfinden, kommt ein oeffentlicher Vortrag bei dem der Augsburger Kirchenhistoriker Professor Dr. Walter Brandmueller ueber "Galileo Galilei - ein Forscher im geisteswissenschaftlichen Spannungsfeld des Barock" sprechen wird.
Dieser Vortrag findet am Freitag (17. Mai) um 18.00 Uhr c. t. im Hoersaal H 10 des Gebaeudes Naturwissenschaften I statt.
Programm des Kolloquiums
17. Mai 1996
8.30 Uhr: Dr. Sylvia Habermann, Direktorin des Stadtmuseums Bayreuth Grandeur und Commodite. Die Entwicklung vom repraesentativen zum wohnlichen Schloss in Bayreuth
9.00 Uhr c. t.: Prof. Dr. Franz Bosbach, Lehrstuhl Geschichte der Fruehen Neuzeit, Universitaet Bayreuth Fruehneuzeitlicher Fuerstenstaat und europaeische Politik
10.30 Uhr: Prof. Dr. Otto Kraetz, Deutsches Museum, Muenchen Casanova und die Naturwissenschaften
11.30 Uhr: Dr. Christoph Bartels, Deutsches Bergbaumuseum, Bochum Die Nutzung der Wasserkraft im Harzer Montanwesen. Ein Spannungsfeld von Oekonomie, Technik und Naturwissenschaft - Einsatz, Optimierung und Resultate
14.30 Uhr: Prof. Dr. Hans-Joachim Waschkies, Geschichte der Naturwissenschaften, Universitaet Kiel Inszenierung des Physikstudiums in Christian Wolfs "principia mathematica"
15.30 Uhr: Prof. Dr. Eberhard Knobloch, Geschichte der Naturwissenschaften, Technische Universitaet Berlin Leibniz als Wissenschaftspolitiker: vom Kulturideal zur Societaet der Wissenschaften Oeffentlicher Vortrag:
18.00 Uhr c. t.: Prof. Dr. Walter Brandmueller, Kirchengeschichte, Universitaet Augsburg Galileo Galilei - ein Forscher im geistesgeschichtlichen Spannungsfeld des Barock Gebaeude Naturwissenschaften I, H 10
Samstag, 18. Mai 1996
9.00 Uhr: Dr. Michael Engel, Bibliothek der Technischen Universitaet Berlin Alchemie und Iatrochemie auf dem Wege zur modernen Chemie
9.45 Uhr: Dr. Rudolf Wackernagel, Chefrestaurator und 2. Direktor der Staedtischen Galerie im Lenbachhaus, Muenchen Qual oder Vergnuegen? Fahrten in barocken Kutschen
10.45 Uhr: Martin Kirnbauer, Musikhistorisches Institut, Universitaet Basel Die Kunst des Klanges - Barocker Blasinstrumentenbau in Deutschland
11.30 Uhr: PD Dr. Aenne Baeumer-Schleinkofer, Geschichte der Naturwissenschaften, Mainz Biologie im Barock: Forschungen zur Embryologie
12.00 Uhr c. t.: Schlussdiskussion
Weitere Informationen bei: Professor Dr. Uta Lindgren, Wissenschaftsgeschichte, Universitaet Bayreuth, 95440 Bayreuth, Tel. (09 21) 55-50 33
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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