Statement von Staatsminister Hans Zehetmair
auf der Pressekonferenz des Forum Bildung
am 20. April 2000 in Bonn
Wir dürfen nicht zulassen, dass diejenigen, die es nicht schaffen, einfach auf der Strecke bleiben. Trotz aller Notwendigkeit von Leistung kann Deutschland sich das nicht leisten. Lassen Sie mich auf einige Defizite hinweisen, die über Lebenschancen entscheiden:
· Bildungsangebote sind in den letzten 30 Jahren breiter geworden und immer mehr Menschen erreichen ein höheres Qualifikationsniveau. Trotzdem werden Defizite, die zu Beginn der Grundschule entstehen, auch heute noch oft nicht rechtzeitig erkannt und abgebaut. 1997 haben 9 % der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss verlassen. Bei den ausländischen Jugendlichen ist die Quote doppelt so hoch.
· Nach wie vor sind Bildungseinrichtungen nur unzureichend darauf vorbereitet, Hochbegabungen vorzeitig zu erkennen und zu fördern. Besondere Begabungen müssen noch stärker als Chance für die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und für die Gestaltung der Gesellschaft gesehen werden.
· Mädchen und Frauen nehmen heute in gleichem Maße und mit Erfolg an Bildung teil. Trotzdem ist das Berufswahlspektrum bei den Mädchen immer noch wesentlich schmaler als bei den Jungen. Kinder und Jugendliche werden noch zu sehr in ihrem traditionellen geschlechtsspezifischen Rollenverhalten auch durch Bildungseinrichtungen bestärkt.
Besondere Bedeutung kommt daher der frühen Förderung zu. Defizite in den Grundkenntnissen dürfen nicht zu lebensbegleitenden Erscheinungen werden, die über Lebenschancen entscheiden:
· Bereits vor dem Beginn der Grundschule können Förderungen einsetzen, die Chancenungleichheit verhindern. Bikulturelle Erziehung und die Beherrschung der deutschen Sprache schaffen die Voraussetzung für einen erfolgreichen Schulstart.
· Die verstärkte individuelle Förderung zu Beginn der Grundschule kann entscheidend sein für die Vermeidung und den frühzeitigen Abbau von Benachteiligungen. Sie ist zugleich die beste Voraussetzung für das rechtzeitige Erkennen und Fördern von besonderen Begabungen.
· Typisches Rollenverhalten der Geschlechter wird bereits in der frühesten Jugend festgelegt. Angefangen beim Kindergarten müssen Bildungseinrichtungen einem einseitigen Rollenverständnis der Kinder entgegenwirken.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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