Die COPD (Chronic obstructive pulmonary disease: Chronisch obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem) wurde bislang als reine Lungenerkrankung eingestuft. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass die COPD mit einer abnormen Entzündungsreaktion einhergeht, die den gesamten Organismus beeinflusst. Die neuen Erkenntnisse haben eine Aktualisierung der COPD-Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga erforderlich gemacht.
Mannheim. Expertenschätzungen zufolge leiden 10 - 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland an einer COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease). Die Häufigkeit der COPD ist damit etwa doppelt so hoch wie die des Asthmas. Experten prognostizieren darüber hinaus weltweit eine rasante Zunahme, so dass COPD im Jahr 2020 Platz drei der häufigsten Erkrankungen belegen und damit eine große medizinische Herausforderung darstellen wird. "In den letzten Jahren hat sich unser Verständnis der Erkrankung COPD grundlegend geändert", so Prof. H. Worth, Fürth, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga. Wurde die COPD bislang als reine Lungenerkrankung eingestuft, zeigen neuere Untersuchungen, dass die COPD mit einer abnormen Entzündungsreaktion einhergeht, die den gesamten Körper beeinflusst. Die neuen Erkenntnisse haben eine Aktualisierung der COPD-Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga erforderlich gemacht.
Anders als in der ursprünglichen Version der COPD-Leitlinie aus dem Jahr 2002 wird die außergewöhnliche, in erster Linie durch Zigarettenrauch verursachte Entzündungsreaktion jetzt in der Definition der COPD berücksichtigt, so Prof. C. Vogelmeier, Marburg. Diese ausgeprägte Entzündungsreaktion in der Lungenperipherie ist bei allen Schweregraden der COPD nachweisbar. Darüber hinaus wird die COPD in der neuen Leitlinie mit der Entwicklung einer Reihe signifikanter extrapulmonaler Effekten verbunden. Dazu gehören z. B. Gewichtsverlust, Muskelschwäche, Osteoporose, Depression und endokrinologische Störungen. Die COPD wird deshalb heute zunehmend als Systemerkrankung verstanden, die infolge der chronischen Entzündungsvorgänge und der gesteigerten Atemarbeit zu einem erhöhten Energie- und Proteinumsatz mit Folgen für den gesamten Organismus führt, so Prof. Vogelmeier.
Zur Diagnostik empfiehlt die neue COPD-Leitlinie die Erfassung des BODE-Index. Der BODE-Index (B: body-mass-index, O: obstruction, D: dyspnoea, E: exercise capacity) ist ein multidimensionaler Score, der durch Berücksichtigung von FEV1, Atem¬not, körperlicher Belastbarkeit und Körpergewicht einen besseren Prädiktor für die Mortalität darstellt, als die Einsekundenkapazität alleine.
Das Stufenschema der medikamentösen Therapie der stabilen COPD bleibt in der neuen Leitlinie mit Ausnahme des Wegfalls der Stufe 0 nahezu unverändert, da es sich in den vergangenen Jahren bewährt hat. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Behandlung mit lang wirkenden Bronchodilatatoren nicht nur bequemer, sondern auch effektiver ist als der Einsatz von kurz wirksamen Substanzen. Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass die Kombination eines lang wirkenden Betamimetikums mit einem lang wirkenden Anticholinergikum die Lungenfunktion effektiver verbessert als die Einzelsubstanzen. Weiter konnte in den letzten Jahren klar herausgearbeitet werden, dass inhalierbare Steroide erst bei einem FEV1 von unter 50 % des Solls und mindestens einer steroid- und/oder antibiotikapflichtigen Exazerbation pro Jahr indiziert sind.
Eine besondere Position in der neuen COPD-Leitlinie nimmt die nicht medikamentöse Therapie ein. Dabei stellt körperliches Training, so Prof. Worth, das am besten evaluierte nicht medikamentöse Therapieverfahren dar. Körperliches Training bei COPD bewirkt eine Minderung der Atemnot, verbessert die Belastbarkeit, verringert die Exazerbationshäufigkeit und steigert die Lebensqualität. Körperliches Training wird in der Langzeittherapie der COPD ab Schweregrad II (mittelgradige COPD) neben der medikamentösen Therapie empfohlen.
Wie beim Asthma sollte auch bei COPD die strukturierte Patientenschulung essentieller Bestandteil des Therapieregimes sein. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Patientenschulung bei COPD die Selbstkontrolle der Erkrankung steigern, die Zahl der Exazerbationen reduzieren, die Lebensqualität steigern und die Krankheitskosten reduzieren kann. Die Deutsche Atemwegsliga verbreitet hierzu das Schulungsprogramm COBRA und bietet qualifizierende Train-the-Trainer-Seminare an.
Das Management von Exazerbationen der COPD wurde in der neuen Leitlinie auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse überarbeitet und ergänzt. Dabei werden Exazerbationen der COPD als ein über die tageszeitlichen Schwankungen der Symptome hinausgehendes Ereignis im Verlauf der Erkrankung definiert. Häufigste Ursachen der Exazerbation sind wahrscheinlich virale und/oder bakterielle Atemwegsinfektionen. Die neue COPD-Leitlinie bewertet den Einsatz von Antibiotika bei Exazerbationen wesentlich detaillierter als in vorangegangenen Fassungen.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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