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08.04.1997 00:00

Fachtagung über neue Methoden zur Grundwassergefährdungsabschätzung und -sanierung

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Altlastenbearbeitung muß trotz knapper Kassen weitergehen

    Fachtagung über neue Methoden zur Grundwassergefährdungssabschätzung und -sanierung

    Am Freitag, den 11.4.1997, 9.00 bis 16.00 Uhr, findet im Hörsaalgebäude "Kupferbau" der Universität Tübingen die Fachtagung "Neue Methoden zur Grundwassergefährdungsabschätzung und -sanierung" statt. 400 Fachleute aus Ingenieurbüros, Umweltbehörden und Universitäten kommen aus ganz Deutschland zusammen, um sich darüber zu informieren, wie in Zukunft schneller und zuverlässiger die Grundwassergefährdung, die von kontaminierten Standorten (z.B. alte Industriestandorte, Deponien etc.) ausgeht, erkannt und quantifiziert werden kann. Nach Angaben der Landesanstalt für Umweltschutz (Karlsruhe) wurden allein in Baden-Württemberg in den letzten 10 Jahren knapp 7000 altlastenverdächtige Flächen untersucht. Von einem Teil dieser Flächen geht eine nicht unerhebliche Gefahr für das Grundwasser aus. Gebraucht werden deshalb neue, effizientere Techniken und Methoden, die es erlauben, trotz der allgemein knappen Finanzmittel, schnell und zuverlässig die wirklichen "Problemfälle" aus der Vielzahl der Verdachtsflächen herauszusortieren und die richtige Sicherungs- bzw. Sanierungsmethode zu planen. "In der Vergangenheit wurde meist aus Unkenntnis mancherorts sehr viel Geld für ineffiziente und auch teilweise unnötige Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen ausgegeben. Heute stehen auch für vernünftige und notwendige Maßnahmen kaum noch Mittel zur Verfügung", beklagt Prof. Georg Teutsch, der die Tübinger Veranstaltung leitet.

    Bei der Veranstaltung werden vor allem diejenigen Neuentwicklungen vorgestellt, die sich größtenteils schon in der praktischen Erprobung befinden. Dazu gehören Verfahren zur Emissions- und Immissionsmessung, tomografische Verfahren zur hochauflösenden Erkundung des Untergrundes, neue Bohrlochmeßverfahren zur Langzeitüberwachung der Grundwasserqualität sowie neue in situ Sanierungsverfahren unter Verwendung moderner Katalysatortechnik. "Unsere Hoffnung ist selbstverständlich, daß diese Neuentwicklungen, die vielfach die bessere und oft auch die kostengünstigere Lösung darstellen, den Weg in die Praxis finden", sagt Dr. Mike Herbert, der für den Forschungs- und Technologietransfer am Tübinger Institut zuständig ist.

    Die Tübinger Forscher haben sich in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Entwicklung neuer Grundwasseruntersuchungs- und sanierungsmethoden sowohl im bundesrepublikanischen als auch im europäischen Vergleich eine Spitzenstellung erarbeitet. Zur Zeit arbeiten neben dem 6-köpfigen wissenschaftlichen Stammpersonal ca. 25 Doktoranden an über 20 anwendungsorientierten Forschungsprojekten. Diese werden vom Land Baden-Württemberg, dem Bund, der Europäischen Gemeinschaft und der Industrie finanziert. Die Universität Tübingen konnte Anfang dieses Jahres durch Übergabe eines neuen Labortrakts im Wert von ca. DM 5 Mio. auch langfristig ihre Konkurrenzfähigkeit sicherstellen.

    Bei der Entwicklung neuer Sanierungstechniken haben die Bemühungen der Tübinger Geologen schon Erfolg gezeigt. Hier konnte teilweise schon das Laborstadium verlassen werden. Mit Mitteln des Umweltministeriums Baden-Württemberg soll im Rahmen eines Modellprojekts auf dem Grundstück des ehemaligen Gaswerkgeländes-Ost der Stadt Karlsruhe ein neues Konzept der Grundwassersanierung erprobt werden. Dabei soll quer zum kontaminierten Grundwasserstrom ein nach dem Tübinger System aufgebauter Aktivkohlefilter fest im Boden installiert werden. Die mit dem natürlichen Grundwasserstrom transportierten Schadstoffe werden im Filter absorbiert - dieser muß erst nach vielen Jahren Betriebszeit regeneriert werden.

    In einem weiteren, ebenfalls vom Land Baden-Württemberg mitfinanzierten Modellprojekt wird im Tübinger Raum eine für das Grundwasser durchlässige Wand aus Eisenspänen, quer zur Grundwasserfließrichtung in den Boden eingebaut, um die am Standort im Grundwasser enthaltenen chlorierten Kohlenwasserstoffe zu entfernen. Beide Verfahren zeichnen sich durch extrem niedrige Betriebskosten aus, da während des Sanierungsbetriebs keine Energiezufuhr benötigt wird. "Die Zeiten der prestigeträchtigen Luxussanierungen sind vorbei. Was wir heute und in Zukunft brauchen sind intelligente Lösungen, d.h. angepaßte, ökologisch und ökonomisch vertretbare Verfahren, die von der Wissenschaft teilweise heute schon zur Verfügung gestellt werden. Nur solche Konzepte haben noch eine Chance, tatsächlich umgesetzt zu werden", betont Prof. Peter Grathwohl, der den Arbeitsbereich Hydrogeochemie am Tübinger Institut leitet.

    Die Veranstaltung in Tübingen zeigt, daß die Wissenschaft durchaus bemüht ist, praxisnahe und konkurrenzfähige Lösungen anzubieten. Prof. Dr. Georg Teutsch: "Es bleibt deshalb zu hoffen, daß die Verantwortlichen in den Ministerien und Behörden, aber auch in den Ingenieurbüros und der Industrie dieses Angebot in Zukunft stärker aufgreifen und den innovativen Ideen trotz knapper Finanzmittel eine Chance geben. Deutschland ist auf dem Gebiet der Umwelttechnologie heute führend - die Frage ist wie lange noch?"

    Weitere Informationen:

    Prof. Dr. Georg Teutsch, Angewandte Geologie, Sigwartstr. 10, Tel.: (07071) 29-776468


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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