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27.04.2000 21:37

Flüchten vor dem Fluch des UV-Lichts: zerstört das Ozonloch Nahrungsketten im Meer?

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    In einem Verbund mit Münster, Osnabrück und Bremerhaven untersuchen Biologen des Greifswalder Instituts für Ökologie die Folgen von UV-B-Licht auf die Nahrungskette Phytoplankton (einzellige Algen)/Zooplankton (Kleinsttiere).

    Nicht nur auf Makroalgen (Großalgen) und Makrozoobenthos (Seeanemonen) wirkt im marinen Lebensraum die UV-B-Strahlung negativ; möglicherweise entkoppelt sie auch die Nahrungskette Phytoplankton (einzellige Algen)/Zooplankton (tierische Kleinstlebewesen). Dem gehen seit September 1999 Forscher am Institut für Ökologie der Universität Greifswald nach; ihre gemeinsame Studie mit den Universitäten Münster und Osnabrück und dem Bremerhavener Alfred-Wegner-Institut für Polarforschung fördert der Projektträger BEO (Biologie, Energie und Umwelt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie) in einem Verbundprojekt »UV-B-spezifische Reaktionen des marinen Planktons«.

    Die UV-Strahlung im marinen Lebensraum nimmt wegen der fortschreitenden Zerstörung der schützenden Ozonschicht durch den Menschen zu. Viele direkte und indirekte Wirkungen der UVB-Strahlung auf den menschlichen Organismus, auf Tiere und Pflanzen, sind bekannt. Die Folgen im marinen Lebensraum sind besonders: vor allem in klaren Gewässern mit geringen Partikelkonzentrationen dringt die kurzwellige Strahlung tief in die Wassersäule ein. Hier kann sie die Erbsubstanz, die Stoffwechselwege und die Gestalt einzelliger Algen schädigen, wodurch das, was diese Primärproduzenten leisten, stark gemindert werden kann. Dadurch bekommt etwa das Zooplankton weniger und schlechtere (pflanzliche) Nahrung, was sich bis zu den höheren trophischen Stufen der Nahrungskette (Friedfische, Raubfische) auswirkt.

    Ein Teil der Algen, die sich mit Hilfe von Flagellen (Geißeln) selbständig fortbewegen, versucht außerdem, der UV-Belastung durch Vertikalwanderung in die Tiefe zu entgehen. Das Zooplankton sucht dann vergebens seine Nahrung in den oberen Wasserschichten. So kann es zu einer Entkopplung der Nahrungskette Phyto-/Zooplankton kommen, was sich besonders in den höheren Nahrungsstufen und wiederum auf Fischbestände auswirken kann.

    Bereits im Herbst 1999 hatten die Forscher in der Ostsee vor Hiddensee gemessen. Der Gelbstoffgehalt dort ist relativ hoch, so daß bereits die oberen Wasserschichten einen Großteil der UV-Strahlung absorbieren. Vertikalwanderungen des Phytoplanktons und des Zooplanktons in Abhängigkeit der Strahlungsverhältnisse zeigten sich dennoch. Um die ersten Erkenntnisse zu vertiefen und Kausalitäten zu untermauern, findet im April/Mai 2000 eine weitere Meßkampagne auf Helgoland statt. Die Nordsee hat wesentlich geringere Gelbstoffkonzentrationen als die Küstengewässer der Ostsee und läßt daher deutlich höhere Eindringtiefen der UV-Strahlung in den Wasserkörper erwarten und damit klare Effekte auf die Wanderung der UV-sensitiven planktischen Organismen. Eine Einschätzung der Gefahr der Entkopplung pelagischer Nahrungsketten wird erhofft.

    Mehr dazu sagt Ihnen gerne Sabine Gerbersdorf, e-mail: gerbersd@uni-greifswald.de, Tel. 03834-864132, Fax 03834-86-4114.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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