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27.03.2007 12:35

Wege aus der Isolation

Robert Emmerich Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Die Eltern des siebenjährigen Simon sind verzweifelt. Der Junge, dessen Gesichtsmuskeln seit seiner Geburt gelähmt sind und der deshalb nie gelernt hat zu sprechen, schreit mehrere Stunden am Tag. Dazu zeigt er sehr aggressive Verhaltensweisen, auch gegen sich selbst.

    Über diesen Jungen berichtete Dr. Ursula Braun, eine der vier Hauptreferentinnen bei der Fachtagung "Unterstützte Kommunikation in Theorie und Praxis" an der Universität Würzburg. Sie beschrieb die verschlungenen Wege, auf denen es nach langer, intensiver Arbeit gelang, Simon Mittel an die Hand zu geben, mit denen er sich ausdrücken kann.

    Im Fall des Siebenjährigen waren elektronische Kommunikationshilfen erfolgreich, so genannte Talker. Dabei handelt es sich um tragbare Geräte, kleiner als Laptops und mit Tasten oder einem Touch-Screen ausgestattet. Die Benutzer können darauf, je nach ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit, Bildsymbole oder Worttasten anwählen. Über eine Sprachausgabe erfahren dann Eltern, Betreuer oder andere Kinder, was der Nutzer möchte. Ob er zum Beispiel aus seinem Rollstuhl geholt werden will oder einfach nur Hunger hat.

    Es gibt noch mehr Methoden der Unterstützten Kommunikation. Für andere Kinder, ebenso aber auch für Erwachsene, sind Gebärden oder Piktogramme hilfreich. So finden sie Möglichkeiten, Kommunikation aufzubauen. Damit kommen sie aus der Isolation heraus, hinein ins Spiel mit anderen Kindern, in Beziehungen zu anderen Menschen und in die Gesellschaft. Mit individuell angepassten Hilfsmitteln können schwerstbehinderte Menschen darüber hinaus nicht nur kommunizieren, sondern auch selbstbestimmt handeln: Kinder spielen zum Beispiel mit elektronisch gesteuertem Spielzeug oder Erwachsene kontrollieren mit einer mundgesteuerten Fernbedienung Alltagsgegenstände.

    Über 450 Teilnehmer aus der Wissenschaft und aus Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen waren der Einladung zur Tagung gefolgt. Veranstaltet wurde sie von den Professoren Erhard Fischer (Geistigbehindertenpädagogik), Reinhard Lelgemann (Körperbehindertenpädagogik) und deren Mitarbeitern. Aus Kapazitätsgründen musste mehr als 100 weiteren Interessenten abgesagt werden.

    Neben den vier Hauptvorträgen gab es 26 Workshops. Diese Verknüpfung von Theorie und Praxis half dabei, die Forschungsergebnisse der Wissenschaftler mit den Fragen der Praktiker zusammenzubringen. Abgeschlossen wurde die Tagung mit einer "Würzburger Erklärung zur Unterstützten Kommunikation". Darin beklagen die Verfasser mangelndes öffentliches Interesse und eine falsche Sparsamkeit der Kostenträger und Krankenversicherungen. Denn dramatische Situationen wie die von Simon, dessen Schreie letztlich Hilferufe nach Kommunikation waren, seien ohne fachlich ausgebildete Pädagogen und oft auch teure technische Hilfen nicht zu entschärfen.

    Die Würzburger Erklärung findet sich im Internet hier als pdf-Datei:
    http://www.sonderpaedagogik-g.uni-wuerzburg.de/Download/Wuerzburger_Erklaerung.pdf


    Bilder

    Elektronische Hilfsmittel wie dieser "Talker" ermöglichen es Kindern mit Kommunikationseinschränkungen, sich anderen mitzuteilen.
    Elektronische Hilfsmittel wie dieser "Talker" ermöglichen es Kindern mit Kommunikationseinschränkung ...
    Foto: Gerhard Hornicek
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Elektronische Hilfsmittel wie dieser "Talker" ermöglichen es Kindern mit Kommunikationseinschränkungen, sich anderen mitzuteilen.


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