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28.03.2007 13:09

Nur wer hören kann, lernt auch sprechen

Markus Lesch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Universität zu Köln

    Hörtests bei Neugeborenen werden derzeit in NRW nicht flächendeckend durchgeführt. Deswegen haben die Universitätskliniken Aachen, Bonn, Düsseldorf, Köln und Münster ein Pilotprojekt gestartet, mit dem Ziel, ein qualitätsgesichertes, universelles Hörscreening für alle Neugeborenen in NRW einzuführen.

    Auch heute noch werden Hörschäden bei Kindern zu spät festgestellt. Die Folgen sind eine verzögerte Entwicklung der Sprache. Allein in Nordrhein-Westfalen (NRW) kommen jedes Jahr 150.000 Säuglinge zur Welt, darunter schätzungsweise 300 bis 400 mit einem Hörfehler. Hörtests bei Neugeborenen werden derzeit in NRW nicht flächendeckend durchgeführt. Deswegen haben die Universitätskliniken Aachen, Bonn, Düsseldorf, Köln und Münster ein Pilotprojekt gestartet, mit dem Ziel, ein qualitätsgesichertes, universelles Hörscreening für alle Neugeborenen in NRW einzuführen. Die Koordination des Projektes liegt bei der Uniklinik Köln.
    "Das Baby hört schon im Mutterleib, es kennt die Stimme der Mutter und auch des Vaters. Das Hören ist die Grundvoraussetzung für die Lautsprache (im Unterschied zur Gebärdensprache)", sagt Dr. Ruth Lang-Roth, ärztliche Leitung der Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO-Uniklinik Köln. "Wenn ein Säugling unter gravierender Schwerhörigkeit leidet, die nicht rechtzeitig behandelt wird, führt das zu schweren Störungen in der Sprachentwicklung. Leider werden solch gefährliche Hörschäden auch heute noch viel zu häufig erst nach dem dritten Lebensjahr erkannt."
    "Das ist viel zu spät, da die Hörbahnreifung vor allem in den ersten beiden Lebensjahren stattfindet", sagt Professor Dr. Götz Schade, Leiter der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie am Bonner Universitätsklinikum. "Die Nervenbahnen zwischen Innenohr und Hör- und Sprachzentrum bilden sich dann auch mit Hilfe eines Hörgerätes häufig nicht mehr vollständig aus." Die betroffenen Kinder können die Defizite in der Informationsverarbeitung akustischer Reize nicht mehr aufholen und lernen somit nicht mehr richtig zu hören. Dadurch kommt es zu einer verzögerten Sprachentwicklung. Oft sind Schullaufbahn und daher der berufliche Werdegang beeinträchtigt.
    Doch das Gehör von Säuglingen kann ganz einfach und schmerzlos schon in den ersten Tagen nach der Geburt getestet werden. "Es ist wünschenswert, alle Neugeborenen bereits in ihrer Geburtsklinik für nur circa 13 Euro pro Hörtest zu erfassen. Wir wollen jetzt in unserer Region von Null auf Hundert gehen", sagt Professor Schade. Dieses Früherkennungsprogramm ist nur dann erfolgreich, wenn möglichst alle auffälligen Kinder innerhalb der ersten Lebenswochen in einer pädaudiologischen Einrichtung nachuntersucht werden. Denn nur so wird sichergestellt, ob tatsächlich eine Hörstörung vorliegt und dass diese auch zeitnah behandelt wird. Eine hohe Quote kann durch datenbankgestützte Nachfassaktionen unterstützt werden. Bereits im Alter von 3 bis 6 Monaten sollen bei den betroffenen Kindern dann erste Hörgeräte angepasst sein.
    Im Nachbarland Hessen gibt es schon seit mehr als zwei Jahren ein
    erfolgreiches Hörscreening-Programm. 2005 wurden dort 18.000
    Neugeborene untersucht; 49 litten unter einer Hörstörung. Das
    durchschnittliche Alter, zu dem ein Hörfehler erkannt wird, konnte in
    Hessen so von bundesweit 39 Monaten auf etwa drei Monate gesenkt werden. "Früh erkannte Hörstörungen können mit Erfolg behandelt werden. Das ist eine Chance für die Kinder auf eine Einschulung in die Regelschule und somit auch auf einen guten Start für ihren späteren Lebensweg", sagt Professor Schade.

    Kontakte für die Medien:

    Dr. Ruth Lang-Roth
    Projektkoordination Neugeborenenhörscreening NRW
    Leitung des Funktionsbereichs Phoniatrie und Pädaudiologie
    HNO-Klinik an der Uniklinik Köln
    0221-478-4750
    E-Mail: ruth.lang-roth@uni-koeln.de

    Professor Dr. med. Götz Schade
    Leiter der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudologie
    Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Universitätsklinikums Bonn
    Telefon: 0228/287-11280
    E-Mail: goetz.schade@ukb.uni-bonn.de

    Frau Professor Dr. med. Chr. Neuschaefer Rube
    Klinik für Phoniatrie, Pädaudiologie und Kommunikationsstörungen
    Uniklinik Aachen
    Pauwelsstraße 30
    52074 AachenTel: 02418088954
    E-Mail:phoniatrie@ukaachen.de

    Professor Dr. med. Wolfgang. Angerstein
    Leiter der eigenständigen Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie
    HNO-Universitätsklinik der Universität Düsseldorf
    Moorenstraße 5
    40225 Düsseldorf
    Telefon: 0211-81-18623
    E-Mail: angerstein@med.uni-duesseldorf.de

    Frau Professor Antoinette Am Zehnhoff-Dinnesen
    Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie
    Westfälische Wilhelms- Universität Münster
    Kardinal von Galenring 10
    48129 Münster
    Telefon: 0251-83-56859
    E-Mail: A.am.Zehnhoff.Dinnesen@uni-muenster.de


    Weitere Informationen:

    http://ruth.lang-roth@uni-koeln.de
    http://goetz.schade@ukb.uni-bonn.de
    http://phoniatrie@ukaachen.de
    http://angerstein@med.uni-duesseldorf.de
    http://A.am.Zehnhoff.Dinnesen@uni-muenster.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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